Bevor die Handwerker mit ihrer Arbeit beginnen konnten, mussten zahlreiche Aspekte besprochen werden, die für die Restaurierung wichtig sind.
ImmunitätsmauerFachleute verleihen alten Steinen an der Abtei Brauweiler neuen Glanz

Gemeinsam wurden die einzelnen Mauerbereiche begutachtet und die Maßnahmen besprochen.
Copyright: Wolfgang Mrziglod
Die Immunitätsmauer rund um die Brauweiler Abtei ist in die Jahre gekommen. Sie muss saniert und restauriert werden. Das ist kein Wunder, denn das Bauwerk wurde in Teilen bereits im 16. Jahrhundert errichtet. Und nicht nur das Wetter hat dem etwa 870 Meter langen Bauwerk zugesetzt.
Auch weltliche Einflüsse haben dafür gesorgt, dass hier von Zeit zu Zeit schon Ausbesserungen vorgenommen werden mussten und nun auch wieder müssen. Doch bevor die Handwerker Hand anlegen konnten, galt es eine Reihe von Punkten durchzugehen, denn es geht zum einen ja bei der Mauer um relativ altes Material.
Pulheim: Vorgaben des Denkmalschutzes beachten
Ersatzstücke sollten also beim Einsetzen zu den alten Steinen passen. Außerdem kann nicht jeder handelsübliche Mörtel eingesetzt werden, da Gefahr besteht, dass er sich beim Ausfugen nicht mit dem ursprünglichen Gestein „versteht“. Denn in vielen älteren Bauwerken findet sich feuchtes, oft mit Salz belastetes Mauerwerk, zeigen sich Ausblühungen oder Salzkrusten. Darauf muss der Mörtel abgestimmt werden.
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Und zuletzt sind bei allen anfallenden Arbeiten der Denkmalschutz und seine Vorgaben zu berücksichtigen. Das gilt dann vor allem bei der Auswahl der neuen Steine, die die Lücken füllen sollen. Ein Großteil wird aus Hausabbrüchen genommen, wie der Polier der Firma Thelen erklärte. Notfalls könne man aber auch neue Steine brennen.

An der Von-Werth-Straße wurde die geneigte Mauer gesichert und abgestützt.
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Und so gab es mehrere Vorgespräche zwischen der bauausführenden Erftstädter Firma Johannes Thelen, Bauleiterin Sarah Hutt vom gleichnamigen Kölner Ingenieurbüro, Dr. Dorothee Heinzelmann vom Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) und Architektin Ischa Zangerl, die als Projektleiterin den Landschaftsverband Rheinland als Hausherrn vertritt, bevor es an die Mauer ging, um Details vor Ort abzuklären.
Von Weitem sieht das alte Bauwerk zwar noch recht passabel aus, bei näherem Hinsehen zeigt sich jedoch, was alles gemacht, entfernt und ausgebessert werden muss. Pflanzen haben sich in den Fugen eingenistet, Wurzeln geschlagen und das Mauerwerk aufgesprengt. Tiere, Wind und Wetter haben manche Fugen komplett vom verbindenden Mörtel befreit, Risse klaffen in der Mauer.
Pulheim: Mauer hat sich stellenweise geneigt
Und an einigen Stellen entlang der Von-Werth-Straße muss die Mauer sogar neu ausgerichtet werden, da sie sich bedenklich geneigt hat. Bevor die ersten neuen „alten“ Steine eingesetzt oder Mauern verfugt werden können, muss die Immunitätsmauer aber gereinigt und von den Altlasten befreit werden. Sandstrahlen kommt dabei nicht infrage, es könnte dem Bauwerk zu stark zusetzen, hieß es bei der Besprechung.
Stattdessen wird eine kräftige Heißwasserdusche mit rund 130 Grad Temperatur den jahrzehntealten Dreck entfernen. Wegen der Wärme muss der Druck hier nicht so stark sein wie beim Sandstrahlen. Inzwischen wurden entlang der Von-Werth-Straße bereits hölzerne Gerüste oben an der Mauer zum „Aus- und Aufrichten“ installiert.
Im Park selber arbeitet sich das Team der Erftstädter Firma Thelen seit gut drei Wochen langsam auf beiden Seiten an der Mauer entlang. Vielfach müssen der alte Mörtel zwischen den Steinen und der Dreck auf den Wänden mühsam mit Hammer und Meißel entfernt werden, Maschinen können die Arbeiten kaum unterstützen. Entsprechend langsam geht es voran.
Da die Immunitätsmauer auf beiden Seiten gereinigt und wieder hergestellt werden soll, ist von einer Baustellenlänge von etwa 1,8 Kilometer auszugehen. Die Kosten sind laut Projektleiterin Ischa Zangerl mit rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt, bis zum März 2026 möchte man fertig sein.