Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

40 JahreHeimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid feiert Jubiläum

6 min
In seiner Ansprache blickte der Vorsitzende Hans-Jürgen Parpart (l.) auf 40 Jahre Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid zurück.

In seiner Ansprache blickte der Vorsitzende Hans-Jürgen Parpart (l.) auf 40 Jahre Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid zurück. 

Der erst fünfte Vorsitzende Hans-Jürgen Parpart blickt auf 40 Jahre Vereinsgeschichte zurück. 

Die Verantwortlichen des Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid haben es ganz genau genommen. „Ich weiß zwar nicht die genaue Uhrzeit, aber wir haben uns dazu entschieden, trotz Ferienzeit exakt das gleiche Datum zu wählen“, sagte Hans-Jürgen Parpart zu Beginn seiner Ansprache. 

Gründung des Vereins vor exakt 40 Jahren im Kalten Krieg

Der Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Neunkirchen-Seelscheid hatte gemeinsam mit seinem Vorstand die Mitglieder, Freunde und Förderer zum 40-jährigen Bestehens des Vereins zu einer kleinen Feierstunde in das Selbstlernzentrum Neunkirchen eingeladen. 

„Es ist ein Anlass, für mich und für uns einen Moment innezuhalten, zurückzublicken, aber auch nach vorne zu blicken“, erinnerte Parpart an den 18. Oktober 1985. Der Zweite Weltkrieg sei gerade 40 Jahre vorbei gewesen, viel für die Nachkriegskinder, aber wenig, für die, die ihn erlitten hatten. Die Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid war damals erst 16 Jahre alt. Der Kalte Krieg hatte mit dem Nato-Doppelbeschluss gerade seinen Höhepunkt erreicht, der gleichzeitig auch dessen Ende einleitete.  

Alles zum Thema Neunkirchen-Seelscheid

Geschichts- und Heimatverein hatte 21 Gründungsmitglieder

„Es war eine Zeit, in der die Weltlage schon einige Zeit stabil war. Immer mehr Raum war nun auch da für Heimat- und Geschichtsforscher, sich intensiver mit der Geschichte unserer Heimat zu befassen“, sagte Parpart.

Erster Vorsitzender des HGV war Leo Lammert, der in seiner ersten Niederschrift betonte: „In der Gemeinde sind seit mehreren Jahren Heimat- und Geschichtsforscher tätig, die in erheblichen Maße Archivmaterial gesammelt und ausgewertet haben. Es wäre wünschenswert, die Ergebnisse dieser Forschung den Bürgern der Gemeinde und weiteren Interessenten zur Verfügung zu stellen.“ 

Der Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid feierte sein 40-jähriges Bestehen. 

Vorsitzender Hand-Jürgen Parpart (links) und sein Vorgänger Bernhard Plitzko

Vorsitzender Hand-Jürgen Parpart (links) und sein Vorgänger Bernhard Plitzko.

Insgesamt 21 Gründungsmitglieder hatte der Verein, die sich nunmehr dazu entschieden hatten, Heimatblätter herauszugeben und heimatgeschichtliche Vortragsabende und Exkursionen durchzuführen.

Zehn Jahre lang stand Leo Lammert an der Sitze des Vereins und prägte ihn wie kein anderer. „Er hat den Verein zu dem gemacht, war er heute ist, nämlich ein fester Bestandteil im kulturellen Leben der Gemeinde“, so Parpart. Die Auszeichnung mit dem Rheinlandtaler sei ebenso selbstverständlich, wie der Ehrenvorsitz. Bis 2007 verfasste er 29 Beiträge für die Heimatblätter.

Sei Nachfolger Hubert Ollig war indes nur von Februar bis Juli 1995 im Amt. „Viel zu früh wurde er aus seinem irdischen Dasein abberufen“, so Parpart, der herzlich die Witwe Dorothea unter den Gästen begrüßte.

Früher ohne Räume, heute mit Geschäftsstelle in der Alten Schule in Neunkirchen

Es folgte Dr. Herbert Heinen als Vorsitzender, der bis 2005 mit ruhiger und besonnener Hand an der Spitze des HGV stand. In seiner Amtszeit fällt die Neuschaffung des Wiescheider Kreuzes, dessen originale Reste sich nun an der Trauerhalle des Neunkirchener Friedhofs wiederfinden.

Ihm folgte als Vorsitzender bis 2014 Bernhard Plitzko, der bis heute intensiv sich in der Vorstandsarbeit einbringt. In seiner Zeit fiel das 25-jährige Vereinsjubiläum, das mit einer Ausstellung im Rathaus gewürdigt wurde. In seinem Beitrag zum Silberjubiläum bedauerte er noch die fehlenden Räumlichkeiten des Vereins. Mittlerweile gibt es eine schöne Geschäftsstelle in der Alten Schule in Neunkirchen, die aber auch schon wieder aus allen Nähten platzt.

Die Colonia Harmonists aus Seelscheid sangen Lieder mit Heimatklängen.

Die Colonia Harmonists aus Seelscheid sangen Lieder mit Heimatklängen.

„So konnte ich als dein Nachfolger ein bestelltes Feld betreten“, dankte Parpart seinem Vorgänger und betonte sodann, dass nicht nur die Vorsitzenden den Verein geprägt hätten, sondern auch die vielen ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder.  

Auf zwei Personen ging der Vorsitzenden dann namentlich noch etwas intensiver ein. Zum einen war dies Heinz-Josef Schäfer, den alle nur „Juppes“ nannten. 20 Jahre lang war er als Geschäftsführer für den Verein tätig.  

Zudem lobte Parpart das Engagement des einzigen Ehrenmitgliedes Paul Schmidt. Das Gründungsmitglied brachte es auf 26 Beiträge in den Heimatblättern. „Er hatte nie ein Pöstchen im HGV, aber er war das Gesicht des Vereins“, betonte der heutige Vorsitzende.

Heimatblätter: Erste Bücher hatten 160 Seiten – heute doppelt so viel

Stolz zählte Parpart die vielen Aktivitäten des Vereins auf. Dabei steht das Jahrbuch im Vordergrund, denn den Verantwortlichen ist es gelungen, in jedem Jahr die Heimatblätter erscheinen zu lassen. In der Satzung sei das vorsichtige Ziel, in unregelmäßigen Abständen die Heimatblätter herauszugeben, formuliert. „Daraus geworden ist ein jährlich erscheinendes Buch“, so Parpart. 

Der Umfang der ersten Bücher betrug 160 Seiten, heute seien des fast doppelt so viel. Rekordhalter waren die Heimatblätter 2012 mit 384 Seiten. „Mit den allgemein steigenden Preisen sind auch die Herstellungskosten deutlich gestiegen, sodass wir kaum noch kostendeckend erstellen können“, fügt der Vorsitzende an. Dennoch erhalten weiterhin die knapp 500 Mitglieder kurz nach dem Erscheinen das Buch kostenfrei nach Hause. 

„Werden die Menschen immer weniger, die authentisch über ihre Zeit berichten können, ist es umso wichtiger, dass von ihnen Erlebte und Erfahrene in Wort und Bild festgehalten wird“, so Parpart.

Mehrtägige Reisen nach Deutschland und das europäische Ausland

Der HGV hat aber in all den Jahren auch viele Sonderveröffentlichungen auf den Markt gebracht. Hier erwähnte der Vorsitzende den Sprachschatz zur Dokumentation der öffentlichen Mundart von 2006, das Ansichtskartenbuch „Anno dazumal“ von 2008, die Wegekreuzkarte von 2014, historische Kalender und die nigelnagelneue Spazierkarte (siehe Kasten).

Auch die vielen Fahrten zählte Parpart auf. Von mehrtägigen Reisen in weite Ferne nach Kreta oder Instanbul bis zu zahlreichen Halbtagesexkursionen. Dabei betonte er, dass gerade Deutschland schön und abwechslungsreich sei und zuletzt habe ihn Lemgo und Detmold äußerst positiv überrascht.   

Zu den wichtigsten Projekten gehört das neu geschaffene Wiescheider Kreuz sowie die Organisation der Restaurierung des Steinkreuzes unter der Dreikronenlinde in Straßen, ein altes Prozessionskreuz in Wolperath sowie das Mailändern Kreuz, ebenfalls in Wolperath. 

Schlussendlich bedauerte Parpart, dass das im Jahr 2009 ins Leben gerufene Projekt „Heimatdetektive“ nicht mehr die gewünschte Resonanz gefunden hat. Damit wollte der Verein die Jugend für das Thema Heimatgeschichte interessieren und sensibilisieren. Die Zusammenarbeit mit einigen Schulen brachten erstaunliche Ergebnisse hervor, doch die Wertigkeit von Heimatkunde im Lehrplan sei überschaubar.   

Abgeschlossen wurde der Abend von den Sängerinnen und Sängern der Colonia Harmonists aus Seelscheid, die auch immer wieder zwischendurch passend zu der Veranstaltung für heimatliche Klänge sorgten. 


Die Spazierkarte

Zum Jubiläum hat der Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid eine Spazierkarte mit dem Titel „Wo de Hohnder jepickt han“ herausgebracht. 14 Orte mit Geschichte und Geschichten werden in dem 42 Seiten umfassenden Heftchen vorgestellt.

Historiker und Vorstandsmitglied Hartmut Benz hat gemeinsam mit Antje Fischer, Monika Gruchmann und Christine Rettberg die Texte verfasst. Gustav Lange war für die Fotos verantwortlich.

Die Jubiläumsbroschüre Spazierkarte betrachtet 14 interessante Gebäude in der Gemeinde.

Die Jubiläumsbroschüre Spazierkarte betrachtet 14 interessante Gebäude in der Gemeinde.

Als „Abwechslung von Optik und Intellekt“ bezeichnet Benz die Auswahl. Es seien je sieben Immobilien aus jedem der beiden Gemeindeteile. Dazu gehören alleine acht Gaststätten, aber auch die Kirchen, Wegekreuze, Pfarrheime, Bauernhöfe, Mühlen und Adelsbesitztümer.

Die Broschüre in der Größe DinA5 in Hochglanz kostet acht Euro und ist in der Buchhandlung Löffelholz in Neunkirchen erhältlich. (que)