Die Förderschule mit dem Schwerpunkt „Körperliche und motorische Entwicklung“ wird für 180 Schülerinnen und Schüler geplant.
FörderschuleLVR investiert an der Hennefer Straße in Neunkirchen knapp 100 Millionen Euro

Eine Förderschule will der Landschaftsverband Rheinland auf dem Areal des Innovationsquartiers Neunkirchen-Süd errichten.
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Auf dem Gelände des Innovationsquartiers Neunkirchen-Süd wird eine neue Schule gebaut. Der Landschaftsverband Rheinland will etwa 97 Millionen Euro in einen „modernen und inklusiven Lernort“ investieren. Dazu kommen die Kosten für das Teil-Grundstück. Das erwirbt der LVR von der Gemeinde, teilte der Verband mit.
Der Standort - das alte Thurn-Gelände - sei ein großer Vorteil für die künftigen Förderschüler. Hier sollen kleine und mittelständische Unternehmen angesiedelt werden, die Plätze für Praktika anbieten und damit für die Berufsvorbereitung interessant sein könnten. Es soll Interessenten geben, Namen wurden bislang nicht genannt. Der Schulneubau ist das erste, öffentlich bekannt gemachte Projekt.
In Neunkirchen-Süd entsteht ein Gebäude für 180 Schülerinnen und Schüler
Es werde anders als in der Vergangenheit einen Branchenmix geben, so Johannes Hagen, Geschäftsführer der gemeinsamen Entwicklungsgesellschaft der Gemeinden Neunkirchen-Seelscheid und Much, und keinen großen Ankermieter. Die meisten Interessenten wollten mieten, nicht kaufen.
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Einige stammten aus dem Ort, andere aus der Region. Der Bedarf reiche von 100 bis zu 2000 bis 3000 Quadratmetern. Der Großteil der Gebäude wird entgegen ursprünglicher Pläne stehen bleiben und saniert. Diejenigen auf der sogenannten „Platte“, dem ebenerdigen Abschnitt, bieten 25.000 Quadratmeter Platz auf 70.000 Quadratmetern Fläche.
Der „Kragen“, das abschüssige Freigelände, ist fast ebenso groß. Hier kann neu gebaut werden, zum Beispiel die Förderschule. Denkbar sind neben Räumlichkeiten für Bildung und Entwicklung auch solche für Gastronomie und Freizeit sowie Wohnungen, so beschreibt es die Werbebroschüre.

Die Frida-Kahlo-Schule in Sankt Augustin soll durch den Neubau in Neunkirchen-Seelscheid entlastet werden. Sie hat ebenfalls den Schwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung.
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Der Schulausschuss des Landschaftsverbands hat sich einstimmig für das Neubau-Projekt in Neunkirchen-Süd ausgesprochen, wenn der Landschaftsausschuss dem voraussichtlich folgt, geht es in die konkrete Planung für die 1,5-zügige Schule mit 18 Klassen. Die Förderschule mit Schwerpunkt „Körperliche und motorische Entwicklung“ soll den steigenden Bedarf in der Region decken und die Standorte Sankt Augustin (Frida-Kahlo-Schule), Rösrath und Wiehl entlasten.
Die Institution in unmittelbarer Nähe von Grundschule, Gesamtschule und Gymnasium soll auf schulformübergreifende Kooperationen ausgerichtet werden. Der Lernort stelle „die Teilhabe aller Kinder und Jugendlichen sicher“, sagt Andreas Blanke, Vorsitzender des LVR-Schulausschusses. Die Immobilie gewährleiste eine nachhaltige Nutzung, so LVR-Dezernentin Dr. Alexandra Schwarz, „so dass sie bei verändertem Bedarf ohne großen Aufwand als Regelschule, Kindertagesstätte oder für andere Erfordernisse verwendet werden kann“.
Nach intensiver Prüfung und Gesprächen mit mehreren Kommunen habe sich das von der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid angebotene Grundstück an der Hennefer Straße als am besten geeignet herausgestellt. Das Gelände weise ausreichend Fläche auf, um die baulichen Anforderungen für ein barrierefreies Gebäude zu erfüllen.
Das Raumprogramm ist für 180 Schülerinnen und Schüler ausgerichtet. Neben den Klassenräumen umfasst es Gruppen- und Fachunterrichtsräume sowie Bereiche für Therapie und Pflege und eine multifunktionale Bücherei. Hinzu kommen eine Wärme- und Verteilerküche, eine Einfachturnhalle mit Nebenräumen, eine Schwimmhalle mit Lehrschwimmbecken und ein Verwaltungstrakt.
Werkstatt für Bürger und Unternehmen
Vor zwei Jahren hatten bereits Bürger in einer gut besuchten Versammlung Ideen für das Gelände eingebracht, 2024 gab es eine Werkstatt mit 30 Unternehmen, im selben Jahr eine weitere mit Experten, die ähnliche Projekte schon ins Laufen brachten. An diesem traditionsreichen Ort etwas Nachhaltiges für die Zukunft zu schaffen, das ist das Ziel von Johannes Hagen, der im Hauptberuf als Kämmerer die Finanzen der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid verwaltet.
In der Vergangenheit sorgte das Areal für Schlagzeilen, zuletzt gingen 2021 mit der Thurn-Pleite 150 Arbeitsplätze verloren. Seit 2022 gibt es eine Zwischennutzung mit kurzfristigen Verträgen von ein bis zwei Jahren. Die Containeranlage am markanten Turm, in der Flüchtlinge untergebracht sind, soll bis Jahresende geräumt sein.
Schon die ersten Bauherren, die US-Kosmetikfirma Avon, hätten innovativ gedacht, so Hagen: „Sie haben in der landwirtschaftlich geprägten Gemeinde 650 gute Arbeitsplätze geschaffen, vor allem für Frauen.“ Und sie hätten Anfang der 1960er Jahre solide gebaut, „fast für die Ewigkeit“.