Keine EckenGerhard und Ursula Kieffer aus Ruppichteroth wohnen in umgebauten Futtersilos

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Gerhard und Ursula Kieffer leben seit 27 Jahren in zwei umgebauten Futtersilos
Das Panoramazimmer bietet einen herrlichen Ausblick

Wer die Kiefers besucht, kommt gar nicht auf die Idee, irgendwo etwas in eine Ecke zu schieben.

Unterhalb des Silos wurde ein Güllebecken zum Swimmingpool umfunktioniert. Das ist nicht die einzige Überraschung auf dem Gelände.

„Ich liebe das Runde, ich habe es lieben gelernt und die Ecken nie vermisst“, sagt Gerhard Kieffer. Wer ihn und seine Frau Ursula in ihrem schmucken Heim besucht, kommt gar nicht auf die Idee, irgendwo etwas in eine Ecke zu schieben. Dazu gibt es gar keine Gelegenheit. Seit 27 Jahren leben sie in im Ruppichterother Weiler Bölkum in zwei ehemaligen Silo-Türmen.

Geboren in Baden-Württembergischen Bad Wimpfen und aufgewachsen mit Landwirtschaft und Pferden, hatte Gerhard Kieffer in Köln studiert. „Dann bin ich hier geblieben“, berichtet der 84-jährige Diplomkaufmann und Betriebswirt. Bis heute ist er der Firma treu geblieben, für die er damals arbeitete. „Ich habe sie mit und mit für meine Kinder gekauft“, erzählt er.

Kölner Architekt schenkte Familie den Entwurf fürs Wohnen im Silo

Weil die Familie seiner Frau sich der Idee, zurück nach Baden-Württemberg zu ziehen, widersetzte und weil er sich nach Landwirtschaft sehnte, fanden Gerhard Kieffer und seine Familie den Weg nach Bölkum. Dort kaufte er Mitte der 70er Jahre einen Bauernhof, begann 1980 mit der Zucht von Haflingern und Warmblütern und erweiterte den Betrieb später um den Nachbarhof. Dazu gehörten die Silotürme.

Zwei zu Wohnhäusern umgebaute Silo-Türme.

Seit 27 Jahren leben Gerhard und Ursula Kieffer in zwei ehemaligen Silo-Türmen.

„Wir waren meist nur am Wochenende hier“, berichtet der Senior. Immer wieder seien ihmdie verrottenden Silos ins Auge gefallen. „Da ich mich schwer tue im Abreißen, versuche ich immer wieder, das Alte zu verwenden.“ Der befreundete Kölner Architekt Knut Bienhaus habe ihm schließlich den Entwurf fürs Wohnen im Silo geschenkt. Der inzwischen gestorbene Bienhaus sei selbst begeistert gewesen und habe Entwürfe und den fertigen Komplex sogar in seinem Architekturbüro mit vielen Fotos ausgestellt.

Beim Umbau entstand ein dritter Turm mit 68-Stufen-Treppenhaus

Nicht ganz so begeistert war Ursula Kieffer. In die „schwarzen Klötze“ zog es sie überhaupt nicht. „Ich habe ihr versprochen, dass wir zurück in die alte Wohnung ziehen, wenn es ihr nicht gefällt“, berichtet Gerhard Kieffer Das sei dann aber nach zwei Jahren Bauzeit und dem Einzug nie wieder ein Thema gewesen.

Schon beim Umbau entstand ein dritter Turm mit 68-Stufen-Treppenhaus und Aufzug. „Mir war von Anfang an klar, dass ich die fünf Etagen im Alter nicht mehr problemlos schaffe“, erklärt der Kaufmann. Im Keller der Silos brachte er schon beim Bau die Wärmepumpen unter. „Ich bin immer neugierig auf Neues gewesen. Da war ich dann auch manchmal einen Schritt voraus“, berichtet er. Auch eine Photovoltaikanlage baute er damals schon ein. Im Erdgeschoss entstanden Küche und Esszimmer, darüber Bad und Schlafraum.

Güllebecken wurde zu einem Swimmingpool umfunktioniert

Das Wohnzimmer in der dritten Etage habe sich angesichts der wachsenden Familie mit Kindern, Schwieger- und Enkelkindern schnell als zu klein erwiesen. Deshalb habe er einen Wintergarten und ein kleines Appartement für Gäste anbauen lassen. Kaum genutzt worden sei trotz der einmaligen Panoramaaussicht über das Bergische leider die Terrasse in der vierten Etage mit Glas-Spitzdach. Dort plant der 84-Jährige einen kleinen Kräutergarten für den täglichen Gebrauch.

Ein älterer Mann sitzt in seinem Wohnzimmer.

Jede Etage misst zwei mal 17 Quadratmeter.

Jede Etage misst zwei Mal 17 Quadratmeter Fläche mit einem Durchmesser von viereinhalb Metern. Unterhalb des Silos haben Kieffers ein Güllebecken mit 8,5 Metern Durchmesser zum Swimmingpool umfunktioniert.

Aus dem anfänglichen Hobby Pferdezucht ist im Laufe der Jahre eine Zucht mit 100 Tieren entstanden. 175 Hektar Fläche werden inzwischen von Tochter und Schwiegersohn bewirtschaftet. 30 Mutterkühe weiden gemeinsam mit den Pferden, und 50 Schafe laufen frei herum. „Der eine oder andere Landwirt hat mich beneidet. Aber für mich galt immer die Sieben-Tage-Woche und Fleiß“, erzählt der Baden-Württemberger.

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