Es gibt klare Regeln für das Aufhängen der Menge von Wahlplakaten in den Kommunen. Wie die Partein um die besten Plätze ringen.
WahlplakateDer Kampf um die beste Stelle an den Laternen im Rhein-Sieg-Kreis

In Kaldauen hängen an fast jeder Laterne Wahlplakate.
Copyright: Quentin Bröhl
Keine zwei Wochen sind es noch bis zur Kommunalwahl. Längst befindet sich der Wahlkampf der Parteien in der heißen Phase. Ein Mittel, dem Bürger seine Programme und vor allem Gesichter nahezubringen, sind traditionell auch Wahlplakate.
Überwiegend entlang der Hauptverkehrsstraßen, aber auch an Kreisverkehren, im Umfeld von Ampeln und gelegentlich auch Nebenstraßen zeigen die Kandidaten sich fröhlich oder ernsthaft.
CDU Neunkirchen-Seelscheid wollte sogar auf Plakate ganz verzichten
Die großen Parteien der Mitte wie SPD, CDU, Grüne oder FDP werben auf ihren Plakaten mit den Köpfen ihrer Rats- und Kreistagskandidatinnen und -Kandidaten. Kleinere Parteien haben sich eher für Themenplakate entschieden.
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Ein Beispiel: Auf der 2,5 Kilometer langen Strecke der Hauptstraße und Kaldauer Straße im Siegburger Stadtteil Kaldauen gibt es kaum eine Laterne ohne Wahlplakat. Mit Vorder- und Rückseite ergibt eine Zählung rund 250 Plakate in den bevorzugten Größen DIN A0 oder A1.

Auch in Troisdorf am Willy-Brandt-Ring werden die Parteien mit Gesichtern und Slogans.
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Andreas Stolze, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbandes in Neunkirchen-Seelscheid, geht für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis von rund 100.000 Plakaten aus. Bei Materialkosten von rund 1,50 Euro pro Plakat hängen also 150.000 Euro an den Laternenmasten.
Jede Kommune hat eine eigene Plakatierungssatzung. Besonders streng werden die Regeln in Bad Honnef gehandhabt: Jede Partei darf nur 50 Plakate aufhängen. Außerdem werden jedem Kandidaten oder jeder Kandidatin auf das Bürgermeisteramt ebenfalls 50 Plakate genehmigt. Die Plakate müssen bei der Anbringung mit einem Siegel versehen werden. Dies wird vom Ordnungsamt kontrolliert.
Plakate dürfen nicht zu niedrig hängen und müssen windfest sein
Der CDU-Gemeindeverband Neunkirchen-Seelscheid hatte sogar ursprünglich geplant, in der Kommune komplett auf Wahlplakate zu verzichten. Die Konkurrenz habe aber nicht mitgespielt, verrät Stolze, der sich nach 22 Jahren Kommunalpolitik als erfahrener Plakatierer sieht.
„Leiter, Kabelbinder und Zange habe ich immer im Auto griffbereit“, sagt er. Auch um mal nachzujustieren oder zu reparieren. Es brauche schon eine Menge Erfahrung. Die richtige Höhe beginnt ihm zufolge bei 3,50 Metern Höhe an der Laterne. Gerade in der Nähe von Schulen müsse man auf jeden Fall darauf achten, dass die Plakate hoch genug hingen. Man müsse zum Beispiel auch auf den Wind achten.
Plakat-Teams strömen am Wochenende aus
Wenn ein Dreier-Team gut funktioniere, brauche man lediglich fünf Minuten für ein Plakat. Es könnten aber auch zehn Minuten werden, wenn die Abstimmung nicht so gut passe.
In Wellen und meist am Wochenende strömten die Teams aus, was auch immer eine teambildende Maßnahme sei. In Neunkirchen-Seelscheid sind es pro Wochenende zehn Kolonnen mit jeweils zwei bis drei Personen, die in den vergangenen Wochen an rund 200 Standorten Plakate aufgehängt haben. „Da mobilisieren wir so zwischen 25 und 30 Personen“, berichtet Stolze.

Die sogenannten Wesselmänner sind große Plakate, die überwiegend an markanten Punkten wie Kreisverkehre oder viel befahrenen Kreuzungen stehen.
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Die sogenannten Wesselmänner gibt es zum Beispiel in Neunkirchen-Seelscheid gar nicht. Die nach der Bochumer Werbeagentur Wesselmann benannten Großplakate sind 3,70 mal 2,90 Meter groß, sie stehen oft an markanten Punkten und überwiegend auf kommunalen Boden. „Man muss dafür Stellflächen in öffentlichen Bereichen beantragen“, erläutert Stolze.
Andreas Stolze (CDU) ist entsetzt über Ausmaß an Sachbeschädigung
Entsetzt sei er über das Ausmaß an Sachbeschädigungen nach der ersten Welle am ersten Augustwochenende. „Wir hatten im gesamten Rhein-Sieg-Kreis eine Bestandsbeschädigung von 60 Prozent“, sagt er, von heruntergerissenen Plakaten bis zu systematischen Beschmierungen – das habe deutlich zugenommen.
Anders in Troisdorf: „Wir haben so gut wie keinen Vandalismus“, sagt Nico Novacek, Geschäftsführer der SPD in Troisdorf sowie Ratsmitglied und Vizebürgermeister.
Allerdings sei die Anzahl der Plakate in der größten Stadt des Rhein-Sieg-Kreises durch das vom Stadtrat verabschiedete Wahlkonzept klar reglementiert. CDU und SPD werden hier als die „großen Parteien“ bezeichnet und dürfen je 200 Plakate an Laternen positionieren. Grüne, AfD und Linke dürfen 100 Plakate aufhängen, alle anderen Parteien lediglich 50.
Plakate im Stadtgebiet Troisdorf werden vom Ordnungsamt gezählt
Doch eine Lücke gibt es: Die Laternen entlang der Landesstraßen außerhalb der geschlossenen Ortschaft zählen nicht zum Stadtgebiet. Zudem dürfen hier statt A1- auch A0-Plakate aufgehängt werden.
Die Plakate im Stadtgebiet würden durchaus vom Ordnungsamt gezählt, betont Novacek. Bei der Kommunalwahl 2020 musste seine Partei sogar wieder Exemplare abhängen, fast wäre das in einer gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen seiner Partei und der Verwaltung gemündet.
Auch die Anzahl der Wesselmänner ist in dem Wahlkonzept in Troisdorf klar reglementiert. CDU und SPD dürfen je zwölf aufstellen, Grüne, AfD und Linke je sechs und die anderen Parteien jeweils drei.
Am Ende hat Novacek sich dazu entschieden, ein selbst gebasteltes Plakat über seinem eigenen in Spich an der Asselbachstraße aufzuhängen.

In Spich an der Asselbachstraße hat Nico Novacek ein eigenes Plakat zwischen sich und der AfD gebastelt.
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Da hatte die AfD, wie bei anderen Kandidaten etablierter Parteien, ein Plakat über seins gehängt, mit dem Slogan: „Ihr könnt sie abwählen“ und einem Pfeil auf das Gesicht Novaceks. Der SPD-Politiker konterte mit einem Gegenpfeil und der Aussage: „Hass und Hetze sind keine Lösung“.