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DemokratieprojektSiegburg kommt bei Erstwählern schlecht weg

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Meine erste Wahl, Theaterprojekt zu den Kommunalwahlen, Forumtheater Inszene, Abschlussveranstaltung im Gymnasium Alleestraße

Meine erste Wahl: Theaterprojekt des Forumtheaters inszene zu den Kommunalwahlen

Eine lange Wunschliste gaben Erstwählende der Politik im Gymnasium Alleestraße mit auf den Weg. 

Früher Freitagabend in Siegburg, drei Teenager starten ins Wochenende. Aber wie und wohin? Das Taschengeld ist knapp, reicht nicht für Club, Kino oder das Bahnticket nach Köln. Dann werden die drei auch noch einem Hauseingang verscheucht, in den sie sich vor dem Regen geflüchtet hatten.

Szenenwechsel: Ein betrunkener, sichtlich verwahrloster Mann pöbelt zwei junge Frauen an einer dunklen Haltestelle an, will eine Zigarette, dann Geld, schließlich sucht er aber das Weite. Dann fällt auch noch der Bus aus. Noch ein Szenenwechsel, drei Schüler ärgern sich, über die Schlange vor der Schultoilette, darüber, dass Seife und Toilettenpapier fehlen. Die Turnhalle ist heruntergekommen, die Heizung kaputt und läuft im Sommer auf Hochtouren. „Es gibt Regeln über Regeln, aber keiner kümmert sich“, stellt ein Schüler fest.         

Kommunalpolitiker stehen Rede und Antwort

Die Szenen, vorgeführt vom „Forumtheater inszene“ in der Aula des Gymnasiums Alleestraße, werfen kein gutes Licht auf die Kreisstadt. Vorhergegangen waren Workshops am Anno-Gymnasium, an der Alleestraße und der Gesamtschule am Michaelsberg. Die Ergebnisse setzten drei Schauspielerinnen und ein Schauspieler um, Siegburger Stadtverordnete und Ratskandidierende standen den Erstwählerinnen und Erstwählern Rede und Antwort.

Kulturkalender für Jugendliche

CDU Die stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer verwies auf die mobile Jugendarbeit in der Stadt, auf Spiele und Sportplätze, die Jugendliche nutzen könnten; mit dem Konzept einer Open Library stehe auch die Stadtbibliothek täglich bis 22 Uhr zur Verfügung. Sie schlug einen eigenen Kulturkalender für Jugendliche vor. Der zweite Fraktionschef Jürgen Peter will die Zuverlässigkeit der Anzeigetafeln im ÖPNV verbessern lassen und in die Sicherheit investieren, etwa mit neuen Überwachungskameras.

Einsatz für ein Jugendparlament

SPD Für ein Jugendparlament will sich Sabine Nelles, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, einsetzen. Jugendliche würden in der Kreisstadt zu wenig gehört. Personalmangel sei ein Grund für die Zustände bei der RSVG. Mitarbeitende des Ordnungsamts dürften immerhin den Bahnhof betreten, mit der Anstellung zweier weiterer Kräfte sei die SPD aber nicht durchgekommen. Die Toiletten am Anno hätten schon zu ihrer Schulzeit vor 27 Jahren schlimm ausgesehen. In die Schulen werde zu wenig investiert.

Meine erste Wahl, Theaterprojekt zu den Kommunalwahlen, Forumtheater Inszene, Abschlussveranstaltung im Gymnasium Alleestraße, Politiker nehmen Stellung

Kommunalpolitiker stellten sich im Gymnasium Alleestraße den Fragen der Erstwählenden.

Selbstverwaltetes Budget für Jugendliche

Bündnis 90/Die Grünen Auch Rebecca Stümper, Kandidatin der Grünen, sprach sich für ein Siegburger Jugendparlament aus. Besondere Mittel könnten mit einem selbstverwalteten Budget für Jugendliche zur Verfügung gestellt werden. Im ÖPNV müsse es mehr Ermäßigungen geben, auch für Jugendliche, die relativ wenig führen. Buslinien müssten verbessert werden. Bei Schulsanierungen müssten in der Planung Platzbedarfe stärker mitbedacht werden.

Nicht ins Blaue planen

FDP Fraktionschef Tristan Roggendorf hat das frühere selbstverwaltete Jugendzentrum (SJZ) als „megafett“ in Erinnerung und sprach sich für eine Wiederbelebung aus. „Geht uns auf den Zeiger“, riet er den Schülerinnen und Schüler, die Politik brauche das Feedback. Die Polizeiwache im Bahnhof müsse besser besetzt werden. Dass es auf der Schultoilette an Seife und Klopapier mangele, sei ein Unding. Schülerschaft und Politik müssten einen gemeinsamen Weg gehen, um nicht „ins Blaue zu planen“.

Meine erste Wahl, Theaterprojekt zu den Kommunalwahlen, Forumtheater Inszene, Abschlussveranstaltung im Gymnasium Alleestraße, Politiker nehmen Stellung

Die Stadtverwaltung hatte zu dem Theaterprojekt eingeladen.

Busfahrerinnen und Busfahrer besser bezahlen

Bündnis Solidarität und Gerechtigkeit Auch Nicolai Mergner (Die Linke) setzt sich für ein neues SJZ ein. Tickets im ÖPNV seien teuer geworden, Busfahrerinnen und Busfahrer müsse man angesichts von Personalengpässen besser bezahlen. Das sieht auch Michael Otter (Bündnis Sahra Wagenknecht) so, der die Möglichkeiten für Jugendliche ausbauen will, von A nach B zu kommen. Raymund Schoen (Die Linke) plädierte für neue Lüftungsanlagen an allen Schulen.

Kostenloser ÖPNV für alle

Siegburger Bürgerunion (SBU) Fraktionschef Ralph Wesse will für Jugendliche eine Überdachung am Michaelsberg bauen und Sportplätze stärker für sie öffnen. Bürgermeisterkandidat Hans-Joachim Neumes erklärte, die SBU setze sich für kostenlosen ÖPNV ein, auch wenn man dafür ein „ganz großes Rad drehen“ müsse. Auch Schülertickets würden dann kostenlos. Wesse forderte die Schülerinnen und Schüler auf, Druck auf die Kommunalpolitik zu machen.