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„Magischer Ort“ mit tödlicher GefahrTod von 14-jährigem Troisdorfer – Eltern klagen gegen Deutsche Bahn

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Am Troisdorfer Bahnhof starb vor vier Jahren ein 14-jähriger Schüler. Die Eltern haben die Bahn auf Hinterbliebenengeld verklagt

Am Troisdorfer Bahnhof starb vor vier Jahren ein 14-jähriger Schüler. Die Eltern haben die Bahn auf Hinterbliebenengeld verklagt

Die Eltern werfen der DB vor, der Güterbahnhof, an dem ihr Sohn von einem Stromschlag getroffen wurde, sei nicht ausreichend abgesichert gewesen.

Vier Jahre nach dem Tod eines 14-jährigen Schülers, der am 29. August 2021 beim Klettern auf einen Kesselwagen im Güterbahnhof Troisdorf der Oberleitung zu nah gekommen war und durch einen Lichtbogen getötet wurde, wurden vor dem Bonner Landgericht weitere Zeugen gehört.

Die Eltern des Schülers haben die Deutsche Bahn auf ein Hinterbliebenengeld von rund 85.000 Euro verklagt. Sie werfen der Bahn vor, gravierend die Verkehrssicherungspflicht verletzt zu haben. Die Eltern fordern, dass das lebensgefährliche Gelände abgesichert wird und Jugendliche nicht weiterhin als Abenteuerspielplatz einlädt.

Gericht soll klären, wie sicher das Bahnhofsgelände zum Zeitpunkt des Unfalls war

Wie sicher das Bahnhofsgelände zum Zeitpunkt des Unfalls gewesen ist, wollten die Richterinnen der 10. Zivilkammer aufklären lassen. Nach den Erinnerungen eines Bundespolizisten, der nicht nur zum Zeitpunkt des Unfalls von Maximilian vor Ort gewesen war, habe es zwar Warnschilder – ein Dreieck mit der Warnung vor Starkstrom und das absolute Verbot, auf die Güterwagen, zu steigen – gegeben, aber sie seien nicht sehr auffällig, teilweise überwachsen gewesen. Der Güterbahnhof, so der Zeuge weiter, sei ein Brennpunkt für Kriminalität aller Art und für die Bundespolizei ein regelmäßiger Einsatzort: Es gebe Drogenkonsum und -handel, Sachbeschädigungen, Graffiti oder auch Hausfriedensbruch.

Thomas Dreischoff hat am Güterbahnhof Troisdorf seinen Sohn bei einem Lichtbogen-Unglück verloren und klagt die Deutsche Bahn an.

Thomas Dreischoff hat am Güterbahnhof Troisdorf seinen Sohn bei einem Lichtbogen-Unglück verloren und klagt die Deutsche Bahn an.

„Ein magischer Ort für Jugendliche“, beschrieb der Polizist den Güterbahnhof. Die Deutsche Bahn habe zwar immer wieder Schutzmaßnahmen ergriffen, um den Zugang zu dem Gelände und zu einem Backsteingebäude (mittlerweile abgerissen) zu erschweren. Aber die nicht flächendeckenden Absperrungen würden regelmäßig „mit bloßer Gewalt demontiert und wieder entfernt“. Auf die Gleisanlagen konnte jeder ungehindert kommen und sich dort bewegen.

Das ganze Gelände zu sichern ist laut Manager nicht möglich

Der Aussage, dass es kaum Warnschilder gegeben habe, widersprach der zweite Zeuge, ein Energieelektriker der Deutschen Bahn, der als Notfallmanager auf dem Troisdorfer Bahnhof unterwegs gewesen war. Der 54-Jährige konnte mit Fotos belegen, dass am 16. August 2021, also 13 Tage vor dem Tod von Maximilian, zahlreiche Warnschilder aufgestellt worden waren.

Sie waren nach dem Tod eines 13-jährigen, der fast zwei Monate zuvor, am 2. Juli, dasselbe Schicksal erlitten hatte, bestellt worden. Allerdings seien die großen blauen Banner, die jetzt über der Oberleitung mit den weißen Lettern „LEBENSGEFAHR“ warnen, erst nach Maximilians Tod aufgehängt worden.

Unmöglich hingegen sei es, so der Manager auf Nachfrage des Gerichts, das gesamte Bahnhofsgelände mit Absperrungen zu sichern, da die Gleise teilweise noch befahren werden.

Die 10. Zivilkammer will am 11. Dezember ein Urteil sprechen. Einen Vergleichsvorschlag der Richter beim ersten Gütetermin im Mai, dass die Bahn 21.000 Euro als Hinterbliebenengeld zahlt, hatten die Eltern abgelehnt. Sie wollen die Entschädigung, die sie für ihren verstorbenen Sohn erstreiten könnten, in eine zweckgebundene Stiftung einzahlen, mit dem Ziel, das lebensgefährliche Bahngelände grundsätzlich sicherer zu machen.