Grüngürtel-AusbauNicht nur der 1. FC Köln ist von Rekers Vorstoß irritiert

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Köln – Dem Vernehmen nach haben Alexander Wehrle und Henriette Reker am Wochenende miteinander telefoniert. Die Irritationen auf Seiten des FC konnten dabei offenbar nicht ausgeräumt werden. Gegenüber der Rundschau betonte der Manager des 1.FC Köln, wie sehr ihn die Verbal-Offensive der Oberbürgermeisterin gerade zum jetzigen Zeitpunkt überrascht habe.

Henriette Reker war am Freitag erstmals auf Distanz zu den Plänen des 1.FC Köln im Grüngürtel gegangen. Sie könne sich auch alternative Standorte vorstellen, sagte sie. Sie nehme den vom Rat beschlossenen Klimanotstand sehr ernst. Derzeit läuft das Bebauungsplanverfahren, noch bis Ende des Monats können Bürger Stellung nehmen. Der 1.FC Köln möchte im Grüngürtel drei Kunstrasenplätze und vier Kleinspielfelder für die Öffentlichkeit errichten.

Wehrle sieht den FC als Spielball machtpolitischer Interessen. „Ich empfinde das als unfair“, sagte er der Rundschau am Sonntag. Reker hatte am Freitag auch gesagt, sie sehe noch keine Ratsmehrheit für den Ausbau. Die Rahmenbedingungen hätten sich geändert, Umweltbelange bekämen eine nie dagewesene Unterstützung.

Will Reker grünes Profil gewinnen?

Die Grünen hatten sich früh deutlich von dem Projekt distanziert und den Standort Marsdorf als Ausweichfläche ins Gespräch gebracht. SPD, CDU und FDP hatten für den Ausbau gestimmt und sehen derzeit keinen Grund, ihre Meinung zu ändern.

„Ich bin fassungslos, dass Frau Reker im laufenden Verfahren vom Beschluss abrückt und Vereinbarungen nicht mehr gelten sollen“, sagt der SPD-Fraktionschef Christian Joisten. „Verlässliche Politik sieht anders aus. Wenn sich nicht mal der 1.FC Köln auf Beschlüsse verlassen kann, wer dann.“ Möglicherweise versuche Reker vor der Entscheidung über eine erneute Kandidatur grünes Profil zu gewinnen.

Die Offenlegung

Für Januar 2020 strebt Baudezernent Markus Greitemann eine Beschlussvorlage zu den Plänen des 1.FC Köln im Grüngürtel an. Es werde gut drei Monate dauern, die Beiträge der Bürger zum Thema auszuwerten, sagte Greitemann der Rundschau. In der laufenden Offenlegung sind 2000 Stellungnahmen eingegangen. „Das ist besonders, aber es ist auch ein besonderes Bauvorhaben“, sagte Greitemann.

Noch bis 30. August können Bürger sich zu den Plänen des 1.FC Köln im Grüngürtel äußern. Die Frist hatte ursprünglich in den Sommerferien enden sollen, wurde dann aber verlängert. Der 1.FC Köln war von einem möglichen Baubeschluss noch in diesem Jahr ausgegangen. (mft)  

Irritiert zeigte sich auch die FDP: „Für mich gibt es da keine neuen Erkenntnisse“, sagte Fraktionschef Ralph Sterck. Ob der FC nun drei Hektar Fläche im Grüngürtel oder in Marsdorf versiegele sei für das Weltklima unerheblich. Ohnehin dürfe nicht der Beschluss zum Klimanotstand verhindern, dass die Stadt Wohnungen oder Gewerbeflächen entwickele. Sterck: „Es gibt eine breite Mehrheit. Und am Ende hat Frau Reker auch nur eine Stimme im Stadtrat. Das muss das Projekt nicht gefährden.“

Die CDU hatte bereits am Freitag betont, dass sie zunächst die Bürgereingaben abwarten wolle. „Wir sehen uns das an und werden dann in der Fraktion beraten“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Es gebe derzeit keinen Anlass, die Position zu ändern. Reker steht vor der Entscheidung, ob sie bei der OB-Wahl 2020 noch einmal antritt. Sie lotet derzeit die Schnittmengen mit der CDU und den Grünen aus.

In der Grüngürtel-Debatte geht es um Interessensabwägungen

Zum ersten Mal zeigt sich, wie der im Rathaus hochoffiziell festgestellte Klimanotstand Beschlüsse beeinflusst. „Es wird komplexer, Flächen für Wohnen, Schule und Gewerbe bereit zu stellen“, sagte Baudezernent Markus Greitemann. Er sei als Baudezernent dafür da, die Interessensabwägungen zu moderieren. In der Grüngürtel-Debatte gehe es genau darum.

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Der 1.FC sei schließlich nicht nur gesellschaftlich wichtig in der Stadt, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor, auf der anderen Seite gebe es die verständlichen Interessen der Naturschützer. „Es sind in der Offenlegung sehr viele substanzielle Beiträge auf beiden Seiten eingegangen. Wir werden uns das sehr genau anschauen und am Ende ein sehr umfassendes Bild haben.“

FC-Geschäftsführer Wehrle legt sich schon jetzt fest: Drei Fußballplätze in Köln, stellt er fest, würden das Klima nicht nachhaltig schädigen.  

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