Der Südstadt-Klub spielt eine starke Saison und möchte im Kampf um den Aufstieg ein Wörtchen mitreden.
Stabil, spielfreudig, schwer zu schlagenWie Fortuna Köln zu einer Spitzenmannschaft gereift ist

Jubel bei Fortunas Vleron Statovci (l.) und David Al-Azzawe
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Die Hinrunde der Spielzeit 2024/25 war für Regionalligist SC Fortuna Köln die beste seit Jahren. Die Mannschaft aus der Kölner Südstadt war über weite Strecken der Verfolger von Ligaprimus MSV Duisburg. Doch der anfängliche Aufschwung zerfaserte im Verlauf der Rückrunde. Verletzungen, Sperren und nicht zuletzt eine teils unglückliche Verkettung von Spielverläufen bremsten die Fortuna aus. Besonders Ausfälle von Leistungsträgern waren aufgrund der fehlenden Qualität im Kader kaum zu kompensieren. Am Ende reichte es nur für Rang sechs. Deutlich hinter der Spitze, klar hinter den Erwartungen einer Topmannschaft.
Fortunas Umschwung am letzten Saisonende
Am letzten Spieltag gegen Schalke II wurde der Ton dann rauer. Fortunas Präsident Hanns-Jörg Westendorf äußerte sich vor den Fans im Südstadion kritisch zur Einstellung einzelner Spieler – Worte, die aufhorchen ließen. Es schien das erste interne Signal für eine Neuausrichtung des Kaders zu sein. Das Ziel: mehr Breite, mehr Tiefe, mehr individuelle Qualität. Was folgte, war ein großer Umbruch. 16 Spieler verließen den Verein, darunter Leistungsträger wie Stipe Batarilo, Arnold Budimbu, Dominik Ernst oder Barne Pernot. Auch zahlreiche Ergänzungsspieler mussten gehen. Ihnen gegenüber standen 17 Neuzugänge, darunter auch prominente Verstärkungen wie Angreifer Hamadi Al Ghaddioui oder Rafael Garcia.
Ein großes Personalbeben stellt nicht nur die Kaderstatik, sondern auch das Mannschaftsgefüge auf die Probe. Fortuna-Trainer Matthias Mink übernahm mit seinem Staff die Rolle des Architekten. „Als Trainer ist man in Belangen dafür zuständig, die Gesamtsituation zu moderieren, immer wieder gut zu kommunizieren und Spieler zu entwickeln“, erklärt der 58-Jährige.
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Und der Neuaufbau zahlt sich bisweilen aus. Die Mannschaft präsentiert sich strukturiert, mutig, kreativ und immer eingespielter. In der Offensive beleben Spieler wie Al Ghaddioui, Enzo Wirtz, Nico Thier, Garcia oder Timo Bornemann das Angriffsspiel. Das Mittelfeld wurde mit Tom Geerkens, Georg Strauch, Luca Majetic, Jonas Michelbrink und FC-Leihgabe Kian Hekmat fast vollständig neu geordnet.
Auch defensiv ist die Fortuna deutlich stabiler geworden. Kapitän Robin Afamefuna, David Al-Azzawe, Kevin Brechmann, Max Fischer, Seymour Fünger und Vleron Statovci sorgen für Präsenz und Übersicht, bringen Wucht, Sicherheit und Torgefahr in die hintere Reihe. Statovci traf bereits viermal per Kopf. Linksverteidiger Younes Derbali, der seinen auslaufenden Vertrag verlängerte, macht ebenfalls einen guten Eindruck. „Da stimmt es bei uns auch im Zuge der Zusammenarbeit im Verein und im Staff. Das sind alles wichtige Bausteine, die man der Mannschaft dann auch vorlebt. Das ist ein Schlüssel zum Erfolg. Wie weit da eine Entwicklung möglich ist, wird sich zukünftig zeigen. Aber bisher waren das die Attribute, die uns erfolgreicher gemacht haben“, sagt Mink.
Ein starker Saisonstart der Fortuna
Die Zahlen bestätigen das: Nach dem ersten Saisondrittel liegt Fortuna Köln auf Rang drei der Regionalliga West, nur einen Punkt hinter Spitzenreiter Gütersloh. Im Mittelrheinpokal steht man im Achtelfinale, dazu jüngst der Gewinn des „Cologne Cup“, wo die Südstädter die Viktoria und den 1. FC Köln bezwangen. Die Mannschaft hat bislang nur eine Niederlage kassiert (2:3 bei Mönchengladbach II) und stellt sowohl die beste Offensive als auch die stabilste Defensive der Liga.
Der Gesamteindruck des Teams ist durchaus beeindruckend. Die Zollstocker dominieren Begegnungen wie gegen Rödinghausen (4:0), Bonn (3:0), Oberhausen (5:1) oder Velbert (5:0) mit großer Selbstverständlichkeit. Und auch wenn der Spielverlauf einmal gegen sie läuft, bleibt die Mannschaft fokussiert und kämpferisch. Gegen Dortmund II (2:2) und Bocholt (1:1) rettete die Fortuna jeweils in der Nachspielzeit einen Punkt, nach starker eigener Leistung. „Die Moral spricht man immer wieder im Training an“, sagt Mink. „Es ist insgesamt im Zuge des Zusammenarbeitens eine sehr umgängliche und gute Arbeitsatmosphäre. Das hat zur Folge, dass man Spiele immer drehen kann, wenn wir zusammen anpacken und uns nicht davor scheuen, mal einen Meter mehr zu gehen.“
Die Breite des Kaders, lange Zeit eine Schwäche der Fortuna, erweist sich nun als Trumpf. Jeder der Neuzugänge vermag einer Partie seinen Stempel aufzudrücken. Beispielsweise Majetic, der nach seiner Einwechslung gegen Bocholt den Ausgleich erzielte, oder Bornemann, der in der Nachspielzeit gegen Dortmund II ebenfalls die Nerven behielt.
Die neue personelle und individuelle Qualität markiert einen wesentlichen Unterschied zur vergangenen Saison. Wo zuletzt oft die Substanz und Leistung fehlte, ist jetzt Konkurrenzkampf und Variabilität auf nahezu jeder Position vorhanden und damit auch die Möglichkeit für Trainer Mink, auf Spielverläufe flexibel zu reagieren.
Am Freitag Topduell mit Schalke II
Anders als in Vorjahren, als Klubs wie Preußen Münster, Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen oder der MSV Duisburg mit deutlich größeren Budgets die Favoritenrolle einnahmen, gibt es aktuell in der Regionalliga West zudem kein Team, das einsam herausragt. Dortmunds zweite Mannschaft, finanziell wohl am besten ausgestattet, tut sich schwer, die guten Rahmenbedingungen in gute Ergebnisse zu übertragen.
Für die Südstädter und andere Mannschaften ergibt sich daraus die Chance: Wer Konstanz beweist und Ausrutscher zur Ausnahme macht, wird bis zum Ende um den Aufstieg mitspielen. Dass es dabei Rückschläge geben wird, ist einkalkuliert. Entscheidend ist, wie man ihnen begegnet. Und bisher tat die Fortuna das im Stile einer Spitzenmannschaft. Am Freitag bietet sich bereits die nächste Bewährungsprobe: Die Fortuna ist beim Tabellenzweiten Schalke II gefordert (19.30 Uhr, Neues Parkstadion). Mit einem Sieg könnten die Kölner die Tabellenführung erneut übernehmen.