ElektroautosFord setzt zukünftig auf eigene Technologien

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Neu gebaute Autos stehen auf Lastwagen vor dem Ford Werk.

Ford-Werke in Köln: Hier sollen demnächst auch E-Modelle für den europäischen Markt vom Band laufen.

Der Autobauer Ford hat eine Richtungsentscheidung getroffen: Der Konzern will die Abhängigkeit von VW für die nächste Generation von Elektroautos reduzieren und eigene Technologien für E-Autos entwickeln.

Der US-Autobauer Ford will bei neuen Generationen von Elektrofahrzeugen in Europa unabhängiger von der Volkswagen-Technologie werden. Ab Mitte des Jahrzehnts sollen Fahrzeuge mit einem firmeneigenen System vom Band laufen, wie der Elektrofahrzeug-Chef von Ford in Europa, Martin Sander, der „Financial Times“ am Montag sagte. Zugleich sei keine endgültige Entscheidung über die weitere Zusammenarbeit mit den Wolfsburgern getroffen worden.

Ford verbaut in seinen Nutzfahrzeugen auch VW-Technik. Auf dem Plan stehen bis 2024 zwei Modelle, die den modularen E-Antriebsbaukasten von Volkswagen (VW) nutzen. Danach will Ford seine eigene Technik verbauen, die mit der von Volkswagen nicht kompatibel sei, sagte Sander.

Ende Oktober hatten VW und Ford bereits bei dem gemeinsamen Projekt rund um Roboterautos bei der Software-Firma Argo AI den Stecker gezogen. Beide hielten jeweils 40 Prozent und hatten sich 2019 auf eine breit angelegte gemeinsame Entwicklung der Technik geeinigt.

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Zwei neue E-Modelle für das Kölner Werk

Auch für den Standort Köln wird die Ankündigung des Elektrofahrzeug-Chefs Auswirkungen haben. Denn die Weichen für das Werk in der Domstadt sind gestellt: Der Standort wird gerade für insgesamt zwei Milliarden Dollar (1,85 Milliarden Euro) zum Zentrum der Elektro-Auto-Fertigung von Ford umgebaut. Für zwei neue geplante Modelle wird allerdings, wie angekündigt, noch VW-Technik eingesetzt. Das erste Modell – ein Mittelgroßes Fahrzeug in Geländewagenoptik – soll ab dem kommenden Sommer vom Band laufen. Im Jahr darauf soll dann ein zweites Modell auf gleicher Basis folgen. Die Jahresfertigung von bis zu 250 000 Fahrzeugen soll die Beschäftigung im Kölner Werk sichern.

„Entscheidung für eigene Technologien ist dringend notwendig“

Für den Auto-Experten Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) ist es höchste Zeit, dass Ford etwas für seine Wettbewerbsfähigkeit in der Elektroauto-Sparte tut: „Die Entscheidung, eigene Technologien für die E-Auto-Herstellung zu entwickeln, ist keine Überraschung. Sie kommt spät, ist aber dringend notwendig.“ Dass Ford auf VW-Technik gesetzt habe, sei ja aus der Not heraus geboren gewesen, um aufzuholen, was man versäumt hatte. „Auf Ford kommen nun Investitionen im dreistelligen Millionenbereich zu, den der Konzern in Europa für die E-Fahrzeugherstellung investieren muss“, so Bratzel weiter. Für die Konkurrenzfähigkeit gebe es aber gar keine andere Alternative.

Im Bereich der Elektroautos hatte Ford zuletzt mit den Konkurrenten der Branche nicht mithalten können – und somit auch nicht von dem Boom in den letzten Monaten in dem Maße wie die anderen großen Auto-Hersteller in Europa profitieren können. Ein Grund war nicht zuletzt, dass Ford mit seinen E-Fahrzeugen in Europa später in den Verkauf geht als die Konkurrenz. Mit der gestrigen Entscheidung setzt Ford für seine Elektroauto-Sparte nun offensichtlich neue Akzente. (mit dpa)

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