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Interview

Ford-Betriebsratschef
„Die Kolleginnen und Kollegen haben wenig Hoffnung“

2 min
Köln: Fabrikneue Ford-Autos stehen zur Auslieferung bereit auf dem Gelände der Ford-Werke.

Köln: Fabrikneue Ford-Autos stehen zur Auslieferung bereit auf dem Gelände der Ford-Werke. 

Nach der Ankündigung weiterer Stellenstreichungen bei Ford herrscht Frust in der Belegschaft. Im Interview spricht Betriebsratschef Benjamin Gruschka über geschockte Mitarbeiter, alleinerziehende Hauptverdiener und seine Forderung nach günstigeren E-Autos.

Ford kommt nicht zur Ruhe. Über das neue Sparprogramm, nach dem weitere 1000 Stellen wegfallen sollen, sprach Ralf Arenz mit Betriebsratschef Benjamin Gruschka.

Gerade erst ist die Tinte trocken unter einer Vereinbarung zum möglichst sozialverträglichen Abbau von 2900 Stellen in Köln. Hat Sie die Ankündigung des Managements zum weiteren Abbau da überrascht?

Ja! Die Ankündigung kommt zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Das ist eine weitere Hiobsbotschaft, kurz nachdem wir mit dem Management eine Vereinbarung geschlossen haben.

Wie haben die Mitarbeitenden reagiert?

Die Mitarbeitenden waren geschockt und haben sehr emotional reagiert. Da geht die Angst um. Die Mitarbeitenden fragen sich natürlich, ob sie vom Abbau betroffen sind. Viele sind der Hauptverdiener in der Familie, manche sind alleinerziehend. Und sie brauchen gut bezahlte Jobs, um über die Runden zu kommen.

Vertrauen die Mitarbeitenden noch dem Management?

Mein Eindruck ist, dass die Kolleginnen und Kollegen wenig Hoffnung haben, dass Ford eine erfolgreiche Zukunft hat.

Kann Ford nach dem jetzt angekündigten Abbau in Europa profitabel arbeiten?

Ford arbeitet an einer Europa-Strategie. In Köln wollen wir für die Produktentwicklung und für die Fertigung ein Stück vom Kuchen abhaben.

Die Fahrzeugentwicklung in Köln-Merkenich war zuletzt stark von Stellenstreichungen betroffen. Ist da eine Fahrzeugentwicklung überhaupt noch möglich?

Noch ist das möglich. In der Fahrzeugentwicklung gibt es noch über 2000 Mitarbeitende. Wenn aber der geplante Abbau von noch 650 Stellen vollzogen wird, dann wird es schwierig.

Was müsste geschehen, damit Ford eine gute Zukunft in Europa hat?

Die E-Fahrzeugverkäufe müssten durch eine Prämie angekurbelt werden. Absolut der falsche Weg für uns, die wir zwei E-Autos in Köln fertigen, ist die Forderung nach einem Aufweichen des Verbrennerverbots in der Europäischen Union.

Und welche Hausaufgaben hat Ford zu erledigen?

Ford braucht eine eigene E-Plattform für Kleinwagen. Auf dieser Basis müssen E-Autos hergestellt werden, die für 20.000 bis 25.000 Euro auf den Markt kommen.