Die Auseinandersetzung bei Ford um Stellenstreichungen ist beendet. Eine große Mehrheit der Mitarbeitenden hat für den ausgehandelten Sozialtarifvertrag gestimmt.
Urabstimmung eindeutigEinigung über Sozialtarifvertrag bei Ford in Köln

Mitte Mai hatte ein Streik bei Ford die Produktion für einen Tag lahmgelegt.
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In einer Urabstimmung haben sich 93,5 Prozent der Mitglieder der Gewerkschaft IG Metall für eine Beendigung der Auseinandersetzung rund um die vom Management geplante Stellenstreichungen ausgesprochen. Das teilte die IG Metall am Freitag mit. Damit ist auch das Verhandlungsergebnis gebilligt, das Management und Arbeitnehmervertreter vereinbart haben. Teilgenommen an der Abstimmung haben 80,9 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder.
In teils zähen Verhandlungen, die von Warnstreiks über Stunden und auch von einem ganztägigen Streik, begleitet waren, hatten sich Management, IG Metall und Betriebsrat auf einen 60-seitigen Vertrag geeinigt. Mitte Juli hatte dem auch das US-Management zugestimmt.
Abfindungen von über 200.000 Euro
Arbeitnehmervertreter und auch das Ford-Management nannten das Verhandlungsergebnis damals ein „Sicherheitsnetz für die gesamte Belegschaft“. Über freiwilliges Ausscheiden „zu guten Konditionen“, so die Arbeitnehmervertreter, könne das Unternehmen künftig Restrukturierungen umsetzten. Dabei betont das Management, dass auch betriebsbedingte Kündigungen möglich seien, wenn sich nicht genug Freiwillige fänden. Bislang galt ein Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2032. Aber auch jetzt sehen die Arbeitnehmertreter alle Beschäftigten bis 2032 abgesichert.
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„Die Abfindungen sind großzügig und deutlich besser als üblich in der Automobilbranche“, so etwa Benjamin Gruschka, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates. Damit sind für viele Abfindungen von über 200.000 Euro möglich. Hatten die Zahlungen nach dem Sozialplan für ausscheidende Mitarbeitende im Ford-Werk in Saarlouis, wo im November der Focus ausläuft, nach Gewerkschaftsangaben schon jenseits der Marke von 200.000 Euro gelegen. In Köln könnte wohl auch Abfindungen von 300.000 Euro erreicht werden.
Uns war es wichtig, dass die Mitglieder die vielen verschiedenen Regelungen verstehen und somit eine gute Entscheidungsbasis, für die Urabstimmung bekommen.
Für Köln wurde beim Ausscheiden aus dem Betrieb ein Sockelbetrag von 80.000 Euro vereinbart. Das hilft den unteren Entgeltgruppen. Weitere Faktoren, die die Abfindungen erhöhen, sind Alter, Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten gegenüber Kindern oder Grad einer Behinderung. Für IG Metall-Mitglieder gibt es einen Bonus. Diese Abfindungen werden von der US-Mutter garantiert.
In 30 Infoveranstaltungen des Betriebsrates waren nach den Betriebsferien in der vergangenen Woche die Mitarbeitenden informiert worden. „Uns war es wichtig, dass die Mitglieder die vielen verschiedenen Regelungen verstehen und somit eine gute Entscheidungsbasis, für die Urabstimmung bekommen“, so Gruschka.
Jetzt geht es um Umsetzung der Restrukturierung
Dabei sei auch Kritik geäußert worden, so Kerstin D. Klein, die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen und Verhandlungsführerin. „Unter anderem nagt natürlich die Ungewissheit an den Nerven der Menschen. Die Beschäftigten möchten endlich wissen, was konkret mit ihnen passiert. Das wird aber nun erst, nachdem die Vereinbarungen zu den Prozessen und Nachteilsausgleichen unterschrieben sein werden, in den nächsten Monaten zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung verhandelt“, so Klein.
Und Begeisterung konnte natürlich auch nicht aufkommen angesichts eines anstehenden Abbaus von 2900 der derzeit 11.500 Stellen in Köln bis Ende 2027, so David Lüdtke, IG Metall-Vertrauenskörperleiter bei Ford für Niehl und Merkenich. Die hohe Wahlbeteiligung und die hohe Zustimmung wertet Lüdtke aber als Bestätigung. „Für uns war es von höchster Bedeutung, erst dieses Sicherheitsnetz, das die gesamte Kölner Belegschaft für den schlimmsten Fall absichert, zu spannen, bevor es nun in die konkrete Umsetzung der angedachten Restrukturierung geht“, ergänzt Frank Koch, Vertrauenskörperleiter des Ersatzteilzentrums an.
In einer Urabstimmung hatten sich 93,5 Prozent der IG Metall-Mitglieder für Streiks in der Auseinandersetzung ausgesprochen. Jetzt sind ebenfalls 93,5 Prozent für die Beendigung der Auseinandersetzung.