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Kölner AutobauerFord verkleinert die Führung des Unternehmens

Lesezeit 3 Minuten
Vor drei Wochen hatte Ford den Beginn der Serienfertigung des E-Autos Explorer gefeiert. Seitdem macht der Autobauer mit Personalien Schlagzeilen.

Vor drei Wochen hatte Ford den Beginn der Serienfertigung des E-Autos Explorer gefeiert. Seitdem macht der Autobauer mit Personalien Schlagzeilen.

Die Ford-Werke kommen nicht zur Ruhe. Wieder geht ein Spitzenmanager.

Erneuter Paukenschlag bei Ford. Nachdem Martin Sander, Chef der Kölner Ford-Werke und der europäischen E-Autosparte, sich am 12. Juni verabschiedet hatte, geht jetzt auch sein Stellvertreter Rainer Ludwig. Das teilte das Management des Unternehmens heute der Belegschaft mit.

An der Spitze der Ford-Werke stehen jetzt gemeinsam Christian Weingärtner und Rene Wolf. Weingärtner ist seit 2022 in der Geschäftsführung für Marketing und Verkauf zuständig, Wolf seit 1. Oktober 2021 für das Ressort Fertigung.

Statt zehn demnächst vier Manager an der Spitze der Ford-Werke

Ford baut nach Angaben des Unternehmens die Geschäftsführung zum 30. Juni des Jahres um. Dabei wird das Gremium von derzeit zehn auf maximal vier Mitglieder verkleinert. Im Rahmen der Transformation des Europa-Geschäfts vereinfache Ford seine Verwaltungs- und Führungsstruktur in Deutschland, so das Unternehmen. Damit würde den veränderten Unternehmensstrukturen Rechnung getragen. Ausscheidende Mitglieder würden ihre Leitungsfunktionen behalten und bei Ford in Europa bleiben, so das Unternehmen.

„Diese Veränderung vereinfacht unsere Verwaltungs- und Führungsstruktur in Deutschland, gibt uns mehr Handlungsgeschwindigkeit und erlaubt dem Management-Team, sich voll auf seine operativen Aufgaben zu konzentrieren und Ford in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“, sagte Kieran Cahill, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Ford-Werke GmbH.

Ludwig lege allerdings heute das Amt nieder und gehe in den Ruhestand. Der am 2.10.1964 geborene Ludwig, der seit Juli 2004 Geschäftsführer Personal und Sozialwesen bei Ford ist, hatte die Position des stellvertretenden Vorsitzenden der Geschäftsführung der Ford-Werke zum 1. Februar 2022 übernommen. Da hatte Hans Jörg Klein, die damalige Nr. 2, das Unternehmen gerade verlassen. Kommissarisch wurde Ludwig damals auch Leiter der Geschäftsführung.

Ford-Werke-Chef Gunnar Herrmann war im Dezember 2021 in den Aufsichtsrat gewechselt und ein Nachfolger noch nicht gefunden. Der kam mit Martin Sander im Juni 2022 in Haus, um dann vor knapp zwei Wochen aus dem Unternehmen auszuscheiden und zu VW zu wechseln. Ford könne sein Spitzenpersonal nicht halten, hatte der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in dem Zusammenhang der Rundschau erklärt.

Massiver Stellenabbau bei Ford

In Ludwigs Amtszeit fällt ein massiver Stellenabbau bei Ford, der sozialverträglich bewerkstelligt wurde. Ende 2004 hatte Ford in Deutschland noch rund 28.000 Mitarbeitende, jetzt sind es noch etwa 16.500. Darin eingerechnet sind 3500 Mitarbeiter in Saarlouis, von denen 2500 bis Ende November 2025 das Unternehmen definitiv verlassen.

Auch in Europa fielen massiv Stellen weg. Das Werk im belgischen Genk mit 4700 Mitarbeitenden hat Ford im November 2012 geschlossen. Es blieb nicht das einzige. Das letzte britische Montagewerk in Southampton etwa 2013. Ford hatte 2018 in Europa noch 23 Werke. In den eigenen und voll konsolidierten Werken arbeiteten 51.000 Menschen. Geschlossen wurden dann sechs Werke in Russland, Großbritannien und Frankreich in einer Konsolidierungswelle ab 2019. 12.000 Stellen in Europa fielen weg, darunter gut 5400 in Deutschland. Im Februar 2019 arbeiteten für Ford noch 34.000 Mitarbeitende in Europa.

Nächste Sparrunde ist bereits angekündigt

Stellenstreichungen gibt es in immer kürzeren Abständen. 2023 gab es die nächsten Einschnitte. Jobs fielen etwa im englischen Entwicklungszentrum Dunton weg. 2300 Stellen sollen bis Ende 2025 in Köln entfallen: 1700 von damals 3900 im Entwicklungszentrum und 600 von 3400 in der Verwaltung. Dieser Abbau von insgesamt 2300 Mitarbeitenden in Köln ist inzwischen zu mehr als zur Hälfte sozialverträglich erfolgt, da meldet das europäische Ford-Management in einer Mail vom 5. Juni schon weitere Umbauten an.

Gekürzt wird quer durch das Unternehmen. Die Produktion soll effizienter werden. Vereinfacht werden sollen Managementstrukturen. Die Führungsstrukturen sollen der jetzigen Unternehmensgröße angepasst werden. Weiter sollen Verwaltung, Marketing, Vertrieb und Service effizienter und agiler aufgestellt werden. Arbeiten die nicht zum Kernbereich gehören, das ist das Entwickeln, Bauen und Verkaufen von Autos, sollen eingestellt werden. Aber auch der Entwicklungsbereich soll erneut bluten. „Das ist eine Kampfansage an die Belegschaft“, so der Ford-Betriebsratschef Benjamin Gruschka damals.