Neue Chancen für alte Dörfer: Demnächst werden erstmals leerstehende Häuser am Braunkohletagebau Garzweiler zum Kauf angeboten.
Schrittweiser HausverkaufRWE startet im Herbst 2025 Verkauf von Häusern in Braunkohle-Dörfern

Voraussichtlich im Herbst beginnt der Verkauf für die leerstehenden Häuser in den fünf geretteten Dörfern am Braunkohletagebau Garzweiler.
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Der Verkauf der leerstehenden Häuser in den fünf geretteten Dörfern am Braunkohletagebau Garzweiler soll voraussichtlich im Herbst starten. Zum Auftakt will RWE Power die Exposés der ersten Immobilien online auf gängigen Immobilienportalen veröffentlichen. „Dabei wird es sich um mehrere Dutzend Anwesen handeln“, erklärte ein Unternehmenssprecher.
In den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath auf dem Gebiet der Stadt Erkelenz gehören insgesamt 554 Anwesen dem Energieunternehmen RWE Power. Das entspricht einem Anteil von 91 Prozent, wie aus einer Vereinbarung zwischen der Stadt, dem Land Nordrhein-Westfalen und RWE Power hervorgeht. Nur wenige Häuser sind bewohnt. Der Tagebau Garzweiler wird in der Nähe des Dorfs Keyenberg noch bis mindestens Ende 2030 Kohle fördern. Im Anschluss soll das große Loch mit Wasser gefüllt und im Lauf mehrerer Jahrzehnte in einen See verwandelt werden.
Leere Straßen, heruntergelassene Rollläden
Zum vielfältigen Bestand zählen Backsteingebäude, Einfamilienhäuser aus der Nachkriegszeit und historische Vierkanthöfe. Viele dieser Immobilien stehen in den einstigen Braunkohle-Dörfern bereits seit Jahren leer. In den Gärten wuchert das Grün, die Rollläden der Häuser sind heruntergelassen. Als im Jahr 2022 der vorgezogene Ausstieg aus der Braunkohle beschlossen wurde, hatten die meisten Bewohner ihre Häuser bereits verkauft. Die Region liegt rund 35 Kilometer von Düsseldorf entfernt.
In den Dörfern haben zunächst frühere Besitzer oder deren Kinder eine zeitlich befristete Vorkaufoption. Dann sieht das „Erkelenzer Modell“ vor, dass ein bestimmter Personenkreis bei gleichen Konditionen bevorzugt zum Zuge kommt. Dies sind Einwohner von Erkelenz, dort Berufstätige und frühere Bewohner der fünf Dörfer. Parallel sind Bewerbungen von außerhalb möglich. Die Stadt Erkelenz will ebenfalls kaufen, etwa Grün- und Verkehrsflächen und Grundstücke für die soziale Infrastruktur wie Kindergärten, um die Wiederbelebung der Dörfer zu unterstützen.

In Bürgewald - bis vor einem Jahr „Morschenich“ - am Tagebau Hambach plant die Gemeinde Merzenich, wie es weitergeht.
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Interessenten könnten sich bereits jetzt unter Vermarktung@RWE.com melden, erklärte RWE. Die Zahl der bislang registrierten Kaufinteressenten liege im unteren dreistelligen Bereich. Nach Einschätzung der Stadt Erkelenz und von RWE wird sich der Verkauf aller Anwesen vermutlich über mehrere Jahre erstrecken.
Wertermittlung
„Aktuell ermitteln unabhängige, externe Sachverständige einen marktgerechten und angemessen Wert der Immobilien für den anstehenden Vermarktungsprozess“, sagte ein RWE-Sprecher. Dabei werde der derzeitige Gebäudezustand berücksichtigt.
Auch am benachbarten Tagebau Hambach macht ein verlassenes Dorf Schritte in Richtung Zukunft. In Bürgewald – bis vor einem Jahr noch unter dem Namen Morschenich bekannt – liegt die Verantwortung nun bei der Gemeinde Merzenich. Sie plant, Grundstücke im Rahmen von Erbpacht-Modellen zu vergeben. „Interessent:innen melden sich fast täglich“, teilte die Gemeinde mit. Das Interesse am geplanten „Dorf der Zukunft“, das in Bürgewald entstehen soll, sei weiterhin ungebrochen groß. (dpa)