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Ford-WerkeStreik legt Kölner Werk am Mittwoch lahm

Lesezeit 3 Minuten
Mitarbeitende protestieren gegen geplanten Stellenabbau bei Ford in Köln während der ersten Warnstreikwelle

Mitarbeitende protestieren gegen geplanten Stellenabbau bei Ford in Köln während der ersten Warnstreikwelle

Am Mittwoch ruht am Kölner Standort von Ford die Arbeit in der Früh-, Spät und Nachtschicht. 

Bei den Kölner Ford-Werke ruht am Mittwoch ganztägig die Arbeit. Die Gewerkschaft IG Metall ruft im Streit um Stellenstreichungen und einen Sozialtarifvertrag  die Beschäftigten der Früh, Spät- und Nachschicht zu Arbeitsniederlegungen auf. Der Streik dauert damit von Mittwochmorgen bis Donnerstagsmorgen.

Große Mehrheit in Urabstimmung für Streiks

Am Donnerstag hatten die IG Metall-Mitglieder bei Ford in der ersten Urabstimmung überhaupt mit großer Mehrheit für befristete und unbefristete Streiks gestimmt. Bei einer Wahlbeteiligung von 95,7 Prozent hatten sich 93,5 Prozent für eine Verschärfung des Arbeitskampfes ausgesprochen. Damit war das nötige Quorum von 75 Prozent deutlich übertroffen worden.

Das Abstimmungsergebnis hatte die IG Metall als eine deutliche Botschaft an die Verhandler auf beiden Seiten interpretiert. „Wir sind entschlossen, diesen Auftrag der Kolleginnen und Kollegen umzusetzen. Ford muss sich jetzt bewegen – sonst ziehen wir das durch“, hatte Kerstin D. Klein, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Köln-Leverkusen, am Donnerstag gesagt.

Auswirkungen über Köln hinaus

Die Verhandlungen zu einem Sozialtarifvertrag waren bislang von Warnstreiks von bis zu zwei Stunden begleitet worden. Die Auswirkungen des Streiks für einen ganze Tag dürften deutlich größere Auswirkungen – auch über Köln hinaus. Hier befindet sich das Europäische Ersatzleillagers des Konzern und auch eine Getriebefertigung für leichten Transit- Nutzfahrzeuge, die überwiegend in der Türkei gefertigt werden.

Das Ford-Management will bis Ende 2027 in Köln 2900 Stellen streichen. 600 Stellen sollen nach den Plänen im Entwicklungszentrum entfallen, 1000 Stellen in der Verwaltung in Bereichen wie Marketing, Einkauf, Finanzen, IT oder Personal. Ebenfalls 1000 Mitarbeitende sind in produktionsnahen Dienstleistungen betroffen, die auch ausgelagert werden könnten. Sie erledigen Arbeiten von der Elektrizitätsversorgung bis zur Abwasserentsorgung, darunter Reparatur und Wartung der Fertigungsanlagen.

IG Metall verlangt INsolvenzschutz und hohe Abfindungen

Die IG Metall verlangt etwa für Abfindungen für das Ausscheiden aus dem Unternehmen einen Sockel von 200.000 Euro. Weitere Komponenten können die Summe vervielfachen. Für jedes Beschäftigungsjahr soll Ford etwa ein Drittel des Bruttojahresentgelts zahlen, 10.000 Euro für jedes Kind oder Zahlungen entsprechend dem Grad für Behinderungen.

Abfindungen soll es auch für die geben, die wechseln, weil ihre Tätigkeit aus den Ford-Werken ausgelagert wird. Und die, die bleiben, sollen einen Anspruch auf das Gesamtpaket bekommen – und zwar bis 2033. Betriebsbedingte Kündigungen sind nach einer Vereinbarung von Arbeitnehmervertretern und Management von 2023 bis Ende 2032 ausgeschlossen. Nach Ansicht der IG Metall könnte diese Regelung durch eine Insolvenz ausgehebelt werden.

Kölner E-Autos verkaufen sich nicht wie erhofft

Ford hatte das Kölner Werk mit einem Milliardenaufwand umgebaut, damit hier zwei E-Autos vom Band laufen können. Weil Ford spät dran war mit der E-Mobilität, kauft der Autobauer 1,2 Millionen E-Plattformen von VW, auf deren Basis die Modelle Explorer und Capri konstruiert wurden. Jetzt leidet Ford unter der Flaute der E-Mobilität und eigenen Fehlern.

Ford will die Marke höher positionieren und setzt auf größere und teurere Autos, die auch noch amerikanischer in der Anmutung daherkommen sollen. Die Kölner E-Autos verkaufen sich aber nicht so wie erhofft. Deshalb gab es bereits im abgelaufenen Jahr Kurzarbeit in Köln und auch in den ersten Monaten des Jahres. Außerdem wurde die Tagesbaurate von 630 auf 480 Fahrzeuge reduziert.