Tagebau Rheinisches RevierSchon 2040 sollen Boote auf dem Hambacher See kreuzen

Lesezeit 3 Minuten
Touristenattraktion Einleitungsbauwerk in Elsdorf. Hier stürzt Rheinwasser in den Tagebau

Touristenattraktion Einleitungsbauwerk in Elsdorf. Hier stürzt Rheinwasser in den Tagebau

Für den Tagebau Hambach ist ein Fahrplan in die Zukunft nach Ende des Braunkohleabbaus vorgestellt worden. Demnach ist der Tagebausee bereits so weit gefüllt und das Ufer so weit gestaltet, dass sie touristisch genutzt werden können.  

Über Kaskaden stürzt Rheinwasser im Jahr 2040 in den Tagebausee Hambach. 200 Meter tief ist der bereits. Und mit einer Fläche von 1300 Hektar schon längst größer als der Tegernsee. Wassersport ist schon möglich, auch Wander- und Fahrradwege auf dem sogenannten Hambach Loop gibt es. Eine derartige Zwischennutzung war den Anrainerkommunen des Tagebaus wichtig bei der Umgestaltung der Landschaft nach Ende des Braunkohletagebaus im Rheinischen Revier, der auf 2030 vorgezogen werden soll. Auch Photovoltaik auf Freilandflächen und Aufforstungen soll es dann bereits geben – viele Jahre bevor der Umbau im Jahre 2070 abgeschlossen ist und alle drei Tagebaue zu imposanten Seen geworden sind.

Rahmenplan Hambach vorgestellt

Den Weg in diese Zukunft weist der Rahmenplan Hambach, der der Bezirksregierung jetzt vorliegt und der am Donnerstagabend in Niederzier vorgestellt wurde. Entwickelt wurde er von der Gesellschaft Neuland Hambach der Anrainerkommunen Elsdorf, Jülich, Kerpen, Merzenich, Niederzier und Titz in Zusammenarbeit mit RWE. Der Rahmenplan formuliert Leitbilder und beschreibt Schritte des Umbaus. Entstehen soll ein für Nordrhein-Westfalen einzigartiger Raum, der sich zunehmend selbst trägt, sagt Geschäftsführer Boris Linden. Mit dem Rahmenplan sei es gelungen, bereits begleitend zum laufenden Braunkohlenplanverfahren das raumplanerisch Wünschenswerte mit dem technisch Machbaren in Einklang zu bringen, sagte Michael Eyll-Vetter von RWE Power.

Ein Braunkohlebagger erinnert im Jahr 2070 am Ufer des Hambachsees an die Geschichte des Tagebaus Hambach

Ein Braunkohlebagger erinnert im Jahr 2070 am Ufer des Hambachsees an die Geschichte des Tagebaus Hambach

Rheinwasser aus Dormagen soll den See füllen Bis zu der Zwischenetappe 2040 ist aber noch einiges zu tun. Zunächst wird noch Kohle gefördert und verstromt – voraussichtlich bis Ende 2029, vielleicht auch drei Jahre länger. Dann müssen Böschungen hergerichtet und viel Rheinwasser über eine noch zu bauende Transportleitung von Dormagen ins Rheinische Revier gepumpt werden. Das Wasser soll dazu durch eine gut 22 Kilometer lange Leitung zunächst bis zu einem Verteiler nach Grevenbroich-Allrath gelangen. Von dort führen Leitungen über gut vier Kilometer nach Garzweiler und über gut 18 Kilometer nach Hambach. Den Tagebau Inden soll die Rur füllen.

Bis zu 18 Kubikmeter Wasser pro Sekunde

Bis zu 18 Kubikmeter pro Sekunde sollen dem Rhein entnommen werden. Das gilt bei hohen Wasserständen, wie mit den zuständigen Behörden abgestimmt wurde. Bei Niedrigwasser ist es nur ein Zehntel davon. Zunächst füllt Wasser den Tagebau Hambach. Zu 14 Kubikmeter Rheinwasser pro Sekunde kommt noch Sümpfungswasser. „Besonders eindrucksvoll wirkt das Einleitbauwerk bei Elsdorf an der Porta Sophia“, heißt es bei Neuland Hambach. Dort führt ein in die Topographie integrierter Weg mit Stationen ins Neuland der Seeumgebung. Die herabstürzenden Wassermassen könne man hier aus nächster Nähe erleben.

Das Ufer des Hambachsees im Jahr 2070

Das Ufer des Hambachsees im Jahr 2070

Der Einleitprozess soll für Touristen inszeniert werden. Und letztlich soll das ganze 8500 Hektar große Gebiet mit dem See im Mittelpunkt Touristen anlocken. Auch von den anderen Uferparks führen Wege in den Tagebau und hin zu schwimmenden Plattformen mit Aufenthaltsmöglichkeiten oder zu Anlegestellen für auf dem See verkehrende Ausflugsschiffe. Auch die Sophienhöhe, auf die einmal eine Seilbahn führt, soll neu belebt sein.

Dörfer werden Richtung See erweitert

Weitere Sehenswürdigkeiten werden die Kirche in Manheim-Alt und das wiederbelebte Dorf Bürgewald – das alte Morschenich – das vorm Abbaggern bewahrt wurde. Die Ortskerne sollen gestärkt werden durch weitere Nahversorgung, Freizeit- und Kulturangebote, Gastronomie und Unterkünfte. Sie werden an den Hambach Loop angebunden.

Einzelne Ortschaften planen moderate bauliche Erweiterungen zum See hin, wenn die Befüllung weiter fortgeschritten ist. Das gilt etwa für Bürgewald, das auf ruhige Erholung setzt. Ist der See 2070 komplett gefüllt und 365 Meter tief, hat sich Elsdorf zur Stadt am See entwickelt, mit einer acht Kilometer langen Uferkante nebst Marina.

Rundschau abonnieren