Köln/Bonn – Der Streit um die Bodenverkehrsdienste am Flughafen Köln/Bonn eskaliert. Die Verdi-Tarifkommission habe am Mittwoch den Absenkungstarifvertrag zum 30. Juni gekündigt, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Frank Michael Munkler. Bei diesem Zusatzvertrag zum Tarifwerk des Öffentlichen Dienstes aus dem Jahre 2004 wurde als Gegenleistung für eine Beschäftigungssicherung ein zehnprozentiger Lohnverzicht vereinbart. Das sollte die Bodenverkehrsdienste unter dem Dach der Flughafengesellschaft wettbewerbsfähiger machen.
In Munklers Augen verstößt die Flughafengesellschaft freilich gegen die Pflicht zur Beschäftigungssicherung, indem sie etwa Zeitverträge nicht verlängert. Im Dezember habe der Arbeitgeber die Verträge von 69 befristet Beschäftigten auslaufen lassen, gleichzeitig aber 110 Stellen mit der derselben Tätigkeit neu ausgeschrieben. Der Betriebsratsvorsitzende Sven Schwarzbach hatte das verurteilt und dem Flughafen gleichzeitig vorgeworfen, in der laufenden Tarifverhandlung an der Eskalationsschraube zu drehen. Der Flughafen hatte dagegen als Grund für die Sparmaßnahme den Wegfall eines Großauftrags von DHL angegeben. Der Logistikkonzern sei zu einem Konkurrenten gewechselt, der die gleiche Dienstleistung in Köln/Bonn anbiete.
Das könnte Sie auch interessieren:
In der seit Monaten laufenden Tarifrunde strebt der Flughafen Einsparungen an bei den Bodenverkehrsdiensten mit ihren rund 800 Mitarbeitern, die etwa Flugzeuge be- und entladen oder Passagiere zum Terminal bringen. Der Bereich weise einen zweistelligen Millionenverlust pro Jahr aus, der sich bis 2030 ohne Veränderungen auf 30 Millionen Euro pro Jahr erhöhen würde. Der Flughafen strebt ein ausgeglichenes Ergebnis an.
Zwei Angebote liegen auf dem Tisch
Auf dem Tisch lagen laut Munkler zwei Angebote der Arbeitnehmervertreter mit unterschiedlich langer Beschäftigungssicherung sowie Lohnabsenkungen, Flexibilisierungsvereinbarungen und Verzicht auf leistungsbezogene Prämien für alle Mitarbeiter. Er bezifferte das angebotene Einsparvolumen auf etwa 7,3 Millionen Euro pro Jahr. Der Flughafen verlange aber Einsparungen ohne Gegenleistungen, so Munkler. "Wir prüfen jedes Angebot und werden es gegebenenfalls unseren Gremien zur Entscheidung vorlegen", sagte ein Flughafen-Sprecher. Angesichts der laufenden Gespräche wollte er keine Details nennen. Der Flughafen erwägt die Ausgliederung der Bodenverkehrsdienste in eine Tochter. Laut Verdi könnten die Entgelte dort 30 Prozent niedriger sein als im Tarif des Öffentlichen Dienstes.
Durch die Kündigung des Absenkungstarifs fallen Ende Juni laut Munkler 120 Mitarbeiter automatisch wieder unter das Tarifwerk des Öffentlichen Dienstes, der Lohnverzicht wäre beendet. Für den Flughafen wird es also zunächst einmal teurer. Und sollte der wirklich eine Tochtergesellschaft gründen, dann will Verdi die tarif- und streikfähig machen. Zunächst wollen sich die Arbeitnehmer aber an die Gesellschafter des Flughafens wenden. Das sind die Stadt Köln mit gut 31 Prozent, Bund und Land mit jeweils knapp 31 Prozent, die Stadt Bonn, die mit gut sechs Prozent am Flughafen beteiligt ist, sowie der Rhein-Sieg- und der Rheinisch-Bergische Kreis mit zusammen knapp einem Prozent Anteil. Sie sollen auf die Geschäftsführung einwirken, damit die auf die Gründung einer Tochtergesellschaft verzichtet.