Der Mann für alle FälleArena-Hausmeister Uzeir Hadzovic hat vor dem ersten Spiel der Handball-EM viel zu tun

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Hausmeister Uzeir Hadzovic steht mit einem Akkuschrauber in der Lanxess-Arena. Im Hintergrund ist noch die Eisfläche zusehen.

In der Lanxess-Arena kennt Hausmeister Uzeir Hadzovic so ziemlich jede Schraube.

Seine Jobbeschreibung ist nicht ganz einfach, denn im Grunde ist er der Mann für alle Fälle. Er verlegt Fliesen, setzt Trockenbauwände, verputzt und streicht Wände. Und das auch zu eher unüblichen Arbeitszeiten.

Als Uzeir Hadzovic (59) zuletzt seinen Geburtstag etwas größer gefeiert hatte, wurde sogar eine Rede gehalten. Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-Arena, ergriff das Wort, natürlich gratulierte er sehr herzlich, und stellte schließlich anerkennend fest, das Geburtstagskind sei so etwas wie der Bogen, der sich über die Arena spannt. Also Markenzeichen, Unikum, ja im Grunde auch eine tragende Persönlichkeit. Natürlich ist Herr Hadzovic mit Stefan Löcher per Du, und das schon sehr lange. Denn Uzeir Hadzovic ist der Hausmeister der Arena.

Im dritten Untergeschoss von Deutschlands größter Veranstaltungshalle verfügt Uzeir Hadzovic über einen kleinen Raum, in dem viel Werkzeug steht. Seine Jobbeschreibung ist nicht ganz einfach, denn im Grunde ist er der Mann für alle Fälle. Er verlegt Fliesen, setzt Trockenbauwände, verputzt und streicht Wände. Und das auch zu eher unüblichen Arbeitszeiten. Einst sollte er vor dem „Final 4“ der besten europäischen Handball-Teams für einen Kunden drei normale Logen in eine große Loge verwandeln. Wände mussten raus und die Zeit drängte, doch genau in dieser Loge zog sich die Aftershow-Party von Comedian Mario Barth bis vier Uhr am Morgen. „Aber ich bin ein ruhiger Typ. Bei mir gibt es keine Hektik“, sagt der gebürtige Bosnier und lächelt. Eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn habe er die letzte Tür eingehängt. Feierabend. Ab Donnerstag wird nun wieder Handball gespielt in Köln.

Ich suche jemanden, der die Arbeiten im Paket erledigen kann
Der damalige Arena-Chef Ralf Bernd Assenmacher zu Uzeir Hadzovic

Die Arena hat Geburtstag gefeiert, vor 25 Jahren wurde die Halle eröffnet. Damals befestigte Hadzovic als Mitarbeiter einer Handwerksfirma die Decken in der Arena, neun Jahre später wurde er zu einer Reparatur bestellt und durfte anschließend auf selbstständiger Basis mehr als ein Jahr lang alle möglichen Arbeiten in der Arena erledigen. „Irgendwann kam der damalige Arena-Chef Ralf Bernd Assenmacher und meinte: Wir müssen reden. Ich suche jemanden, der die Arbeiten im Paket erledigen kann. Dann wurde ich fest angestellt“, erzählt Hadzovic, der nicht nur Wände versetzt und Böden legt. Als Udo Jürgens es einst geschafft hatte, eine Wand seiner Umkleide mit Rotwein zu verzieren, war Hadzovic mit Farbe zur Stelle.

Bevor die Arena am Donnerstag Schauplatz der Handball-EM wird, verwandelt der Hausmeister mit einem kleinen Team das Tieflager in einen großen Medienraum, wo Pressekonferenzen stattfinden und Interviews gegeben werden. Am Mittwoch spielt die deutsche Mannschaft gegen Frankreich, für die Hauptrunde ist das Team bereits qualifiziert. Nach der Begegnung wird feststehen, wann Deutschland in Köln spielt.

Auch Uzeir Hadzovic Frau ist bei der Arena angestellt

Inzwischen ist auch Hadzovics Frau bei der Arena angestellt, und manchmal, wenn der Hausmeister von den Besonderheiten seines Jobs erzählt, bezeichnet er sie als „Kollegin“. „Zu Hause habe ich nichts zu sagen. Aber hier wenigsten ein bisschen“, sagt Uzeir Hadzovic und lächelt. Die Sache hat noch einen Vorteil: „Ich kann mir nicht jeden Tag einen neuen Helfer bestellen. Wir haben ein blindes Verständnis entwickelt“, nennt er die Vorzüge der familiären Gemeinschaftsarbeit.

Zu den angenehmen Nebenwirkungen seines Jobs gehören die vielen Konzerte, die er sich nach getaner Arbeit anhören kann, die Arena verfügt über ein Kontingent für Mitarbeitende. „Im Freundeskreis werde ich sehr oft gefragt, ob ich noch Karten besorgen kann“, erzählt er, manchmal klappt auch das. In der Arena hat der Hausmeister seinen Traumjob gefunden. „Ich bin ein Glückskind. Es gab noch keinen Tag, an dem ich schlecht gelaunt zur Arbeit gekommen bin“, sagt er. Wenn er innerhalb von zwei Tagen 60 Fliesen tauscht, weiß er, was er getan hat. „Das ist dann schon hart“, meint er. Zu seinem Arbeitsbereich gehört auch das „Henkelmännchen“-Restaurant.

Die Arena verfügt über ein Projektmanagement, das größere Umbaumaßnahmen plant, es gibt Haustechniker und Elektriker. Und es gibt Uzeir Hadzovic, den Allrounder. „Wenn ich sehe, dass irgendwo etwas kaputt ist, wird es sofort repariert“, sagt er. Die Veranstaltungsdichte sorgt jedoch oft für Zeitdruck. Doch der Stress ist ihm lieber als die Leere, die während der Pandemie in der Halle herrschte. „Das Licht war aus, es war eine traurige Zeit“, sagt der gelernte Bautechniker.

Neulich klingelte am späten Nachmittag sein Telefon. Einer Mitarbeiterin der Marketing-Abteilung war der Absatz abgebrochen. Ein Fall für Uzeir Hadzovic. Natürlich konnte er helfen.


Umbau

6 Spieltage der Haupt- und der Finalrunde werden bei der Handball-Europameisterschaft in der Lanxess-Arena ausgetragen. In der Hauptrunde finden pro Spieltag drei Begegnungen statt. Der Umbau der Halle hat nach dem Spiel der Kölner Haie am Sonntag begonnen. Rund um die Arena wird das sogenannte „Branding“ für das Turnier angebracht, Fahnen und Banner werden aufgehängt, zudem ist am Montag der Unterboden verlegt worden, damit am heutigen Dienstag das Spiel-Parkett folgen kann. Am Mittwoch trainieren die ersten Teams in der Halle.

Die Lachende Arena ist für die Handball-EM unterbrochen worden und wird am 1. Februar fortgesetzt. Nach dem Handball-Finale am 28. Januar folgen am 30. Januar ein Heimspiel der Kölner Haie gegen Bremerhaven und am 31. Januar ein Auftritt des Comedian Torsten Sträter. (tho)

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