Aus für Kölner Kulturoase in EhrenfeldMusiker wehren sich gegen Schließung

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Proberaum

Symbolbild

Köln – Nach 16 Jahren und einem langen Rechtsstreit macht die Kulturoase in Ehrenfeld mit vielen Proberäumen für Musikbands Ende Januar zu. Das ist das Ergebnis eines Vergleichs vor Gericht zwischen Hausbesitzer Yves Nicolas Netz und dem Betreiber der Kulturoase, Oliver Doering. Trotzdem haben die betroffenen Bands und Musiker einen Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und an alle Ratsfraktionen außer der AfD geschrieben, um das Aus noch irgendwie politisch zu verhindern. Der Titel lautet: „Investor zerschlägt tragende Säule des Musikveedels Ehrenfeld.“

Danach stehen ab Februar hunderte Musiker vor der Frage, wo sie zukünftig in bezahlbaren Räumen proben sollen – damit verschärft sich die Situation für Kölner Bands noch mal ein Stück weit mehr. Denn in Köln benötigen rund 1500 Bands Proberäume (wir berichteten am 25. September), aber der Verein „Popkultur“ schreibt in seiner Analyse: „Die Nachfrage nach Räumen kann mit den Angeboten des Marktes nicht gedeckt werden.“

Ehrenfelder Kulturoase: Eine Geschichte voller Vorwürfe

Die Geschichte um das Aus der Kulturoase ist dabei vor allem eine Geschichte voller Vorwürfe. 2003 eröffnete Betreiber Art Olive die Räume nahe des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld, wenige Jahre später kaufte Netz das Gelände mit den alten Hallen an der Ecke Hospeltstraße/Vogelsanger Straße (siehe Grafik). Art-Olive-Firmengründer Oliver Doering wirft Netz in einem Brief an die Bands eine „groteske Mieterhöhung“ von 70 Prozent vor, künstlich errechnete Nebenkosten und kaputte Toiletten. Er beklagt, „mit jedem erdenklichen Mittel unter Druck gesetzt“ worden zu sein und dass die Kulturoase „der Profitgier Einzelner zum Opfer fällt“. Art Olive vermietet auch die Tonkunsthalle mit hundert Proberäumen an der Schanzenstraße in Mülheim.

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Netz sieht die Sache komplett anders: „Das Aus ist allein das Verschulden von Herrn Doering. Er ist ein rebellierender Mieter.“ Der Betreiber habe nicht dafür gesorgt, dass die Musiker sich an die Lärmvorgaben gehalten haben. Netz sagte: „Es gab Krach bis nachts um drei oder vier Uhr.“ Das habe die Nachbarn gestört. Die Mieten des rund 20 Jahre alten Vertrages wollte Netz laut eigener Aussage nur leicht erhöhen. Döring wiederum pocht darauf, dass es in den Verträgen keine Lärmvorgaben gebe. Es sei jedem klar gewesen, dass es laut wird, wenn Bands proben. Er sei im übrigen ein „vorbildlicher Mieter“ gewesen, der sogar noch in das Gebäude investiert habe.

Was mit dem Areal passiert, ist offen, Netz kann sich vorstellen, dort etwa Ateliers unterzubringen oder das bestehende Hotel an der Vogelsanger Straße zu erweitern. 

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