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Letzter Reker-TerminGrundstein für Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museums gelegt

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Mit der Maurerkelle legt Henriette Reker den Grundstein für den Erweiterungsbau des Museums Wallraf. An ihrer Seite stehen (v.l.) Marcus Dekiert, Peter Jungen, ein Mitarbeiter von Züblin, Christoph Gantenbein und Jürgen Volm.

Mit der Maurerkelle legt Henriette Reker den Grundstein für den Erweiterungsbau des Museums Wallraf. An ihrer Seite stehen (v.l.) Marcus Dekiert, Peter Jungen, ein Mitarbeiter von Züblin, Christoph Gantenbein und Jürgen Volm.

An ihrem letzten Arbeitstag als Oberbürgermeisterin legte Henriette Reker den Grundstein. Doch die Feier wurde überschattet von scharfer Kritik des Stifterratsvorsitzenden Peter Jungen.

Was bei einer Grundsteinlegung nie fehlen darf, ist die Zeitkapsel. In der Regel wird sie mit künftigen Erinnerungen befüllt. Im Falle des Erweiterungsbaus für das Wallraf-Richartz-Museum und Fondation Corboud in der Kölner Altstadt gehören aktuelle Ausgaben der Kölner Tageszeitungen, Baupläne, aktuelle und alte Münzen und auch eine Urkunde dazu. Als die Zeitkapsel am Dienstagmittag in das Mauerwerk eingesetzt wird, ist es die letzte Amtshandlung von Henriette Reker als Oberbürgermeisterin.

Dank an Henriette Reker und historische Erinnerungen

Museumsdirektor Marcus Dekiert dankt der scheidenden OB an ihrem letzten Arbeitstag für ihre Bemühungen rund um den Erweiterungsbau und das Museum. Zudem erinnert er in seiner Ansprache daran, dass am 3. Oktober 1855 der Grundstein für das erste Wallraf-Richartz-Museum an der Minoritenkirche gelegt worden war. Der Inhalt aus der Zeitkapsel von damals, die bei Arbeiten gefunden worden war, stellt das Museum derzeit im Foyer aus. Dekiert dankt zudem den Stiftern, vor allem Marisol Corboud, die nicht vor Ort ist, aber „mit dem Herzen“ dabei sei, so Dekiert. Ihr Ehegatte und Kunstsammler Gérard Corboud hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert, er ist 2017 im Alter von 91 Jahren verstorben. Der Erweiterungsbau wird für die bedeutende Kunstsammlung mit mehr als 170 Gemälden der Fondation errichtet, die der Stadt Köln 2001 als „ewige Leihgabe“ zur Verfügung stellte. 25 Jahre später startet nun der Hochbau für das Museum.

Künftig Nachbargebäude: Der Blick auf das Baufeld für den Erweiterungsbau aus dem Fenster des Wallraf-Richartz-Museums.

Künftig Nachbargebäude: Der Blick auf das Baufeld für den Erweiterungsbau aus dem Fenster des Wallraf-Richartz-Museums.

Fortschritte im Kölner Kulturbereich und persönliche Dankesworte

Henriette Reker erklärt: „Heute ist ein Tag, auf den viele von uns Jahre lang hingearbeitet haben, mit Geduld, mit Ausdauer und Sachverstand. Vor allem aus der Verantwortung dafür, vor langem gegebenen Versprechen auch zu halten.“ Der Erweiterungsbau werde in Zukunft Millionen von Menschen einen weiteren Zugang zu Kunstgenuss und Kunstgeschichte ermöglichen. „Es ist ein Bau, der unser historisches Zentrum an der Via Culturalis architektonisch und kulturell weiter stärken wird. Wo andere Städte bei der Kultur den Rotstift angesetzt haben, bauen wir ein Museum.“

Ohne das Engagement des Stifterrates sei das Projekt in dieser Form nicht denkbar gewesen und sicherlich auch nicht umgesetzt worden, so Reker. Dem Vorsitzenden des Stifterrats des Museums, Peter Jungen, dankt sie im Namen der Stadt, aber auch persönlich für sein Engagement und scherzt, dass sie keine Angst vor ihm habe. Damit spielt sie auf den starken Druck des Vorsitzenden und langjährigen Unternehmers an. Jungen hatte immer wieder mit öffentlicher Kritik an der Stadt Fortschritte bei dem Projekt eingefordert, die Rundschau berichtete.

Kritische Worte des Stifterratsvorsitzenden Peter Jungen

An ihrem letzten Tag als Oberbürgermeisterin der Stadt Köln klingt aus Rekers Rede ein versöhnlicher Abschied mit einem Hoffnungsschimmer für eine erfolgreiche Zukunft für den Erweiterungsbau heraus. Bis 2028 soll dieser ebenso fertiggestellt werden, wie die Generalinstandsetzung des Wallraf-Richartz-Museums gleich nebenan, wir berichteten.

„Ich freue mich auf den Tag an dem wir sagen können: Köln hat wieder ein Stück kulturelle Zukunft gebaut“, sagt Reker. Ihre Ansprache wirkt wie der Versuch, Jungen nach vielen Streitigkeiten die Hand zu reichen. Die anschließende Rede von Peter Jungen klingt jedoch eher wie ein schallendes Abweisen dieses Handschlags. Der Stifterratsvorsitzende erklärt: „Die Stadt Köln hat der Fondation die Zusage gegeben, immer mehr als ein Drittel der Sammlung auszustellen. Die Stadt Köln hat diese Zusage bis jetzt nicht eingehalten.“ Er wirft der Stadt immer wieder Untätigkeit vor und sagt: „Manchmal hatte man den Eindruck, die Stadt hat ihre Zusagen nie ernst genommen“ und „Die Stadt Köln sollte komplexe Bauvorhaben nicht selbst betreiben, sondern ein externes Projektmanagement dafür einsetzen.“

Herausforderungen für Köln bei der Umsetzung des Museumserweiterungsbaus

Dass nach 25 Jahren endlich die Grundsteinlegung erfolge, erfülle ihn nicht mit Stolz, sondern mit „einer gewissen Genugtuung, dass sich das Engagement gelohnt habe.“ Die Stadt Köln müsse lernen, mit Geschenken umzugehen und sie zu würdigen, sie zu schützen und sie zu ehren, so Jungen, der konstatiert: „Die Stadt Köln wäre ohne ihre großzügigen Sammler und Stifter arm.“ Sie müsse sich als würdig und fähig erweisen, zukünftige Stifter zu animieren und ermuntern, sich einzubringen, forderte Jungen.

Positive Worte findet er lediglich für den Stifterrat und die Architekten. Er erinnert daran, dass das Büro aus Basel der ursprünglichen Idee einer unterirdischen Erweiterung des Hauses nicht gefolgt sei, um eine sichtbare Erweiterung der Museumslandschaft für Köln zu errichten. Architekt Christoph Gantenbein erklärte: „Jetzt wird der Neubau, von dem wir schon so lange reden und träumen, endlich gebaut. Das ist es, was wir heute hier feiern.“

Nach ihrem letzten offiziellen Termin nimmt Henriette Reker noch einige Tage Urlaub, bevor Anfang November der neugewählte Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) ihre Nachfolge antritt.