Bewertung von KrebsarzneienUniklinik Köln kooperiert jetzt mit der WHO

Lesezeit 2 Minuten
Das Centrum für Integrierte Onkologie an der Klinik I der Uniklinik Köln

Das Centrum für Integrierte Onkologie an der Klinik I der Uniklinik Köln

Welche Medikamente sind in allen Ländern weltweit unentbehrlich, um den Krebs zu bekämpfen? Dieser Frage geht nun im Auftrag der WHO eine Arbeitsgruppe an der Uniklinik Köln nach.

Die Kölner Uniklinik ist jetzt Kooperationszentrum der Weltgesundheitsorganisation WHO. Professorin Dr. Nicole Skoetz und ihre „Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin“ an der Klinik I wurde von der WHO auserwählt, Krebsmedikamente zu bewerten und Vorschläge zu machen, welche Medikamente unentbehrlich für die Bekämpfung der Krankheit sind. „Die WHO führt eine Liste unentbehrlicher Medikamente, die weltweit Gültigkeit haben soll“, erläutert die Medizinerin.

Zusammen mit einem 25-köpfigen Team hat sie schon in den vergangenen Jahren alle zugänglichen und aussagekräftigen Studien zu jeweils einer bestimmten Erkrankung ausgewertet, und genau untersucht, wie die Datenlage ist. „Es geht darum, Nutzen und Risiken abzuwägen und Medikamente unabhängig und transparent zu bewerten“, sagt Skoetz. Sie hat bereits viel zu evidenzbasierter Medizin im Rahmen der Cochrane Collaboration geforscht. Das ist ein globales, unabhängiges Netzwerk aus Wissenschaftlern, Ärzten, Angehörigen der Gesundheitsfachberufe und Patienten.

Argumentationshilfe für weltweit gültigen Standard

„Ziel der WHO-Liste ist es, die globale Gesundheit zu verbessern“, erklärt Skoetz. Derzeit arbeitet sie mit ihrem Team daran, der WHO CAR-T-Zellen als Therapieoption bei einem rezidivierten Lymphom, also einem Rückfall beim Lymphknotenkrebs, vorzuschlagen. „CAR-T-Zell-Therapie ist zwar teuer, aber auch wirkungsvoll“, sagt die Medizinerin. Dass diese Therapie weltweit zum Einsatz kommt, ist Skoetz ein Anliegen. Dennoch: Gerade in Ländern mit niedrigem Einkommen und einem schlechten Gesundheitswesen, ist es schwierig, einen Standard bei der Therapie einzuhalten. Manche Therapien, die so viele Nebenwirkungen und Risiken haben, dass Hochleistungsmedizin unbedingt erforderlich ist, sind dort per se nicht sinnvoll. Beispielsweise dann, wenn eine intensivmedizinische Behandlung nicht möglich ist.

„In Deutschland sind wir in einem guten Gesundheitssystem auch in der Onkologie“, sagt Skoetz. Auch teure Medikamente und Therapien würden hier von den Krankenkassen übernommen. Die Arbeitsgruppe Evidenzbasierte Medizin bewertet nicht nur die Wirksamkeit eines Medikaments, sie nimmt auch die Rahmenbedingungen in den Blick. So wird geschaut, ob ein Medikament auch in einem Land mit niedrigem Einkommen zur Verfügung stehen kann oder ob es zu Lieferengpässen kommen kann. Lieferengpässe sind auch in Deutschland, wie die aktuelle Situation zeigt, möglich.

Auszeichung für Kölner Uniklinik

Für Verhandlungen mit Pharmaherstellern könne die WHO-Liste der unentbehrlichen Arzneimittel eine Grundlage bieten, um einen moralischen Druck zu erzeugen, die Preise zu senken, erläutert die Expertin. Für sie und ihr Team bedeutet die Ernennung eine Ehre, die auch der Direktor des Centrum für Integrierte Onkologie (CIO), Professor Michael Hallek würdigt: „Die WHO benennt üblicherweise öffentliche Institute und Forschungseinrichtungen als Kooperationszentren. Dass sie bei der Bewertung neuer Krebstherapien unsere Klinik als WHO-Zentrum nominiert, ist außergewöhnlich und für uns eine besondere Auszeichnung."

Rundschau abonnieren