Mit dem Implantat soll die Kölnerin bald wieder hören können. Die 75-Jährige erhofft sich wieder mehr Teilhabe am Leben. Die Operation birgt große Hoffnungen für Schwerhörige.
Uniklinik Köln75-Jährige bekommt das modernste Cochlea-Implantat der Welt

Prof. Dr. Stefanie Jansen operierte die Patientin Anni Falk (l.), die ein neuartiges Cochlea-Implantat bekommen hat.
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Anni Falk hat schon seit einigen Jahren Hörgeräte, aber irgendwann reichten auch diese nicht mehr aus. Das Hören wurde immer schlechter. Gespräche mit mehr als drei Menschen gleichzeitig, Theater, Konzerte, das war alles nicht mehr möglich. „Ich konnte nicht mehr am Leben teilnehmen“, erzählt die 75-Jährige. „Haben Sie die Ohren nicht gewaschen, hat mal jemand gefragt. Das ist dann schon deprimierend.“ Ihre Hoffnung: Eine OP an der Uniklinik Köln, in der ihr ein Cochlea-Implantat eingesetzt wird.
Die Cochlea, auch Hörschnecke genannt, ist ein Teil des Innenohrs, der Schallwellen in elektrische Impulse umwandelt, die ans Gehirn weitergeleitet werden, damit Töne wahrgenommen werden können. Das Implantat ersetzt oder unterstützt die Funktion der beschädigten Cochlea. An der Uniklinik werden jährlich rund 100 dieser Implantate eingesetzt, davon sind ein großer Teil Kinder, die bereits mit hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit zur Welt kommen. Möglich ist eine Operation schon im Alter von etwa sechs Monaten. Was viele nicht wissen: Auch ältere Menschen können von einem Implantat profitieren, etwa hochgradig schwerhörige Menschen, die mit einem konventionellen Hörgerät nicht mehr ausreichend versorgt werden können. „Man wird ängstlicher, man geht gar nicht mehr aus dem Haus. Das Gehirn verkümmert, wenn es keinen Input mehr bekommt, das wissen wir aus vielen Studien“, sagt Prof. Dr. Stefanie Jansen, Oberärztin in der Klinik für HNO-Heilkunde der Uniklinik Köln.
Implantat bekommt ein „Update“
Auch die Technik in diesem Bereich der HNO hat sich weiterentwickelt. Und so ist Anni Falk eine der ersten Patientinnen weltweit, die ein noch fortschrittlicheres Modell implantiert bekommen haben: Das Implantat-System Nexa hat den Vorteil, dass ein kleiner Chip in der Cochlea von außen immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden kann, vorstellbar wie ein Update. Immer mit dem Ziel, dass das Hören mit dem Implantat möglichst nah an das normale Gehör herankomme, so Jansen.
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Seit März wurde die 75-Jährige, die in der Wahner Heide lebt, untersucht und getestet, in der vergangenen Woche war es dann so weit. Ihre behandelnde Ärztin, Prof. Dr. Stefanie Jansen, operierte sie. „Man macht einen Schnitt hinter dem Ohr und bohrt den Knochen auf und schiebt die Elektrode in die Hörschnecke, in die Cochlea rein. Und darüber funktioniert dann eben später die Übertragung vom Schall auf die Hörbahn“, erklärt Jansen den Eingriff, die nach wie vor fasziniert von der Operation ist.
Hören lernen in der Reha
Nachdem die Wunde verheilt ist, darf Anni Falk das erste Mal die Empfänger wie Magnete über ihrem Ohr anheften. Ich bin schon sehr gespannt, wie das wird. Prof. Jansen ist zuversichtlich: „Bereits während der OP können wir testen, ob Frequenzen übertragen werden.“ Im Anschluss muss jedoch das Hören noch mal neu erlernt werden: Im Cochlear Implant Zentrum Köln wird der Umgang mit dem Implantat geschult.
Etwa so viel wie ein Kleinwagen kostet das „smarte“ Implantat, die Kosten trägt die Krankenkasse. Auf dem linken Ohr, das ein bisschen besser als das operierte rechte Ohr hört, trägt Falk nach wie vor ein Hörgerät. Wenn auch dieses taub wird, könnte man auch das zweite Ohr operieren. Zunächst freut sich Anni Falk aber darauf, ihren Enkel Klavier spielen zu hören. Das habe sie lange nicht mehr gekonnt.