Radtour durch den Kölner NordenVom Zoo bis nach Worringen

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Radfahrer auf einem asphaltierten Weg mit blühenden Blumen

Radeln durch den Kölner Norden

Köln-Chorweiler – Zunächst einmal erklären Finn und Marius die verkehrsrechtlichen Details. „Wenn wir als Radfahrer in einer Gruppe fahren, gelten wir als Lastwagen. Das heißt, die am Ende der Gruppe dürfen auch bei Rot fahren.“ „Hoffentlich wissen das auch die Autofahrer“, murmelt ein älterer Herr, der sich an diesem Vormittag zu einer kraftraubenden Übung entschieden hat.

Köln in vier Etappen - mit Gerd Krebber

Er ist einer von 25 Teilnehmern an „Köln in vier Etappen – Kölner Nordwesten“, einer Radtour mit dem ehemaligen WDR-Lokalzeit-Mitarbeiter Gerd Krebber. Die Tour ist Teil der Reihe „Urlaub in Köln“. Finn und Marius begleiten die Tour im Auftrag des Veranstalters, der „Akademie för uns kölsche Sproch“. Start ist am Zoo. Krebber wirft einen Blick in die Geschichte Riehls. „Hier war früher jeden Sonntag der Teufel los. Das muss man sich vorstellen wie das Phantasialand. Wasserrutschen, Karussells und über 70 Restaurationen.“ Die Fahrgeschäfte waren allerdings allesamt aus Holz, und die Feuerwehr machte mit Auflagen dem Spaß ein Ende.

Radtour vom Zoo nach Worringen

Startpunkt ist der Zoo. Von dort fährt man über die Stammheimer Straße bis zur Boltensternstraße, auf die man links abbiegt. Ein kurzer Schlenker nach rechts unter der Eisenbahnüberführung führt in den Niehler Hafen. Zurück geht es über die Boltensternstraße links auf die Graditzer Straße, rechts auf die Sebastianstraße und links auf die Scheibenstraße zur Rennbahn. Links ab auf der Rennbahnstraße gelangt man zum alten Stadion. Von dort fährt man zurück über die Scheibenstraße zur Neusser Straße.

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Sie wird dann zur Neusser Landstraße, und man passiert die „Kantine“ sowie Fühlingen, bevor man kurz vor Worringen nach links auf die Alte Neusser Landstraße und sofort wieder links auf den Senfweg zum Bruch abbiegt.

Verlässt man den Bruch, wendet man sich auf der Bruchstraße nach links und fährt bis zum Dresenhofweg. Der trifft auf den Weilerweg, man biegt links ein und folgt ihm bis zum Volkhovener Weg. Über den erreicht man die ehemalige Volksschule.

Zum Escher See folgt man dem Volkhovener Weg und biegt rechts ab auf die Fritz-Wacker-Straße. Rechts ab auf die Soldinger Straße die zur Pescher Straße wird und dann rechts ab auf die Escher Straße. Der See liegt links.  urlaubinkoeln.de

Dann macht sich die Gruppe auf zur ersten Etappe. „Der Schwächste bestimmt das Tempo“, gibt Krebber als Losung aus. Finn und Marius bilden die Nachhut, damit keiner verloren geht. Erstes Ziel ist der Niehler Hafen. „Hier wird viel Schüttgut wie Getreide umgeschlagen. Es gibt aber auch einen großen Container-Hafen“, weiß Krebber und fährt voraus zur Rennbahn. Die wurde 1898 in Betrieb genommen und gilt deshalb als die älteste Sportanlage Kölns. So alt ist die Tribüne des benachbarten Sportplatzes nicht. Sie sieht aber älter aus. Der VfL Köln 99 hat dort einmal seine Spiele ausgetragen. „Seit Jahrzehnten kümmert sich niemand um das Bauwerk und es verfällt. Sehr schade“, findet Krebber. Dabei seien auf eben jener Tribüne zahlreiche Szenen des „Wunders von Bern“ von Sönke Wortmann gedreht worden.

Weiter geht die Reise durch den Kölner Norden über die Neusser Straße mit ihren wenig pittoresken Vorstadt-Fassaden. Zwischenstopp vor der „Kantine“. „Hier wurden und werden legendäre Partys gefeiert“, erzählt Krebber und erinnert daran, dass die „Kantine“ früher einmal der Verpflegungsort im Bundesbahnausbesserungswerk an der Nippeser Werkstattstraße war.

Nachdem auf dem Gelände Wohnungen gebaut wurden, zog der Veranstaltungsort um in das Gebäude der früheren Glanzstoffwerke. Für Erstaunen bei den Beteiligten sorgt der sogenannte Winkel-Turm, den Krebber von der Neusser Landstraße aus zeigt. Dabei handelt es sich um einen Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der nach seinem Erfinder Leo Winkel benannt wurde. Die „Zigarre von Niehl“ bot 700 Beschäftigten der Glanzstoffwerke Schutz bei Bomber-Angriffen aus der Luft.

Haus Fühlingen, die alte Oppenheim-Villa

Nächster Stopp ist Haus Fühlingen. Ein Freiherr von Oppenheim hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Idee, dort ein großes Wohnhaus mitsamt Gestüt und Pferderennbahn anzusiedeln. Die Rennbahn war aber in kürzester Zeit voller Kaninchenlöcher, und die Edel-Rösser brachen sich reihenweise die wertvollen Beine. Heute ist die Rennbahn verwaist und die Villa lockt Geisterjäger. Die kommen übrigens klimafreundlich, denn vor der Villa hat die KVB eine Bushaltestelle ins Nichts gesetzt. In Fühlingen huldigt Krebber der früher mal modernen Technik.

Die Gruppe hält vor dem letzten übrig gebliebenen Beton-Fundament der Alweg-Bahn, dem Transrapid der 50er-Jahre. Auf einer 1,8 Kilometer langen Teststrecke fuhr damals die Hochbahn angetrieben von Elektromotoren. „Konrad Adenauer ist auch mal mitgefahren und war begeistert“, erzählt Krebber. Leider habe sich die revolutionäre Art der Fortbewegung nicht durchgesetzt. Der Stadtführer ist auch Hobby-Pflanzenkundler. „Die Blauen hier sind keine Kornblumen, sondern Zichorien“, erläutert er die Blüten am Wegesrand. „Daraus hat man nach dem Zweiten Weltkrieg Kaffee gemacht.“

Am Ortseingang von Worringen erinnert Krebber an die gleichnamige Schlacht im Jahr 1288. Die habe Köln die Unabhängigkeit vom Erzbischof gesichert und Düsseldorf die Stadtrechte. Nach einem kurzen Stopp im Worringer Bruch radelt die Truppe munter weiter und wirft einen Blick auf den imposanten Bauernhof von Leonie und Georg Kellerwessel. Die Enttäuschung haben die Götter ans Ende der Tour gesetzt. Der Sprung ins kühle Nass des Escher Sees fällt aus. Der erst jüngst  runderneuerte Beachclub Monkey Island ist an diesem Tag geschlossen.

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