Von Queen bis KriminalfallRundschau-Bildarchiv zeigt Fotos von Köln ab 1946

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Blick auf Dom 80er 200622

Museum Ludwig und Philharmonie im Bau: Blick vom Kölner Dom in den 1980er Jahren.

Köln – Pressefotografie hat ein besonderes Merkmal, sagt Kunsthistoriker Dr. Dennis Janzen von der Irene und Sigurd Greven Stiftung: „Sie bietet den Blick ins volle Leben. Es sind Bilder, bei denen der Fotograf nicht im Vordergrund steht. Sie haben einen dokumentarischen Auftrag, ohne langweilig zu sein.“

Im Archiv der Kölnischen Rundschau lagerten rund 150 000 solcher Aufnahmen, entstanden zwischen dem Gründungsjahr 1946 und den frühen 2000ern, als die Redaktion auf Digitalfotografie umstellte.

Durch eine Kooperation stehen die Bilder nun der Öffentlichkeit zum Stöbern, Erinnern und Recherchieren zur Verfügung. Herausgeber Helmut Heinen übergab sie der Irene und Sigurd Greven Stiftung für das Greven Archiv Digital.

Alles zum Thema Henriette Reker

Archivbilder von Queen bis historische Kriminalfälle

Das digitale Archiv entstand ab dem Jahr 2018 und umfasste zunächst eine Anzahl kleinerer Sammlungen, darunter Vor- und Nachlässe von Fotografinnen und Fotografen und ein Album mit Stadtbildern aus der Nachkriegszeit, die dem privaten Bestand der Familie von Oberbürgermeisterin Henriette Reker entstammen.

Die Fülle an Bildern, die im Laufe der Jahrzehnte für die Redaktion der Rundschau entstanden und jetzt zusätzlicher Teil der Sammlung sind, reicht von Besuchen der Queen und anderen internationalen Spitzenpolitikern über Kriminalfälle und Bauprojekte bis hin zu Homestorys über einstige Dreigestirne. Das ist kurzweilig anzusehen, kann aber auch einen echten Beitrag zu Forschungsprojekten leisten.

Archiv kann geschichtliche Lücke füllen

„Die Vision ist, das Archiv nutzbar zu machen für Fragen der Zukunft, die wir zum Teil noch gar nicht kennen“, sagt Dr. Damian van Melis, Vorstand der Irene und Sigurd Greven Stiftung.

Archiv für alle

Das Online-Archiv steht allen registrierten Nutzern offen. Die Sichtung der Bilder ist kostenlos, ihre Verwendung kann nach Absprache genehmigt werden. Sehr willkommen ist die Kommentarfunktion: Hier können die Nutzer ihr Wissen zu einem Bild mitteilen. Die Kommentare sind nicht öffentlich sichtbar, werden aber für die weitere Verschlagwortung ausgewertet. (jot)

greven-archiv-digital.de/

Das Archiv schließe eine echte Lücke: „Für das Alter, den Reichtum und die Vielfalt des Rheinlandes sind viel zu wenige Bilder digital verfügbar. Es ist unheimlich schwer, ausreichend gute Bilder zu historischen Themen zu finden. Wenn Fotografen sterben, geht ihre Sammlung oft in einen Container.“ Genau davor bewahrt das Greven Archiv Digital die Zeitdokumente.

High-End-Digitaltechnik wird für Aufbereitung eingesetzt

Mit dem Einscannen von Unterlagen am heimischen Gerät hat das Erfassen der Aufnahmen übrigens wenig gemein. Durch das Netzwerk des Greven-Verlags hatte das Team der Stiftung direkten Kontakt zu Agenturen, die hochgradig spezialisiert sind auf einzelne Teilbereiche der Digitalisierung.

„Das ist eine Linhof Technika mit Rencay-Scanback, die ist sehr schwer zu kriegen“, erklärt Lithograf Lars Scharrenbroich und präsentiert ein Gerät, auf dessen historischem Ziehharmonikagehäuse High-End-Digitaltechnik sitzt. Oldschool-Mechanik und modernste Digitalisierung greifen bei dem Apparat Hand in Hand. So gelingt es, selbst kleinstformatige Bilder in hoher Auflösung digital aufzubereiten.

Damit Nutzer eine Idee von der jeweiligen Geschichte der Bilder bekommen, die im digitalen Archiv nach Orten, Themen und Personen sortiert sind, ergänzt der langjährige Rundschau-Fotograf Hans-Günther Meisenberg erklärende Bildunterschriften, die bislang zu etwa 11 000 Fotos vorliegen. Künstliche Intelligenz kommt ebenfalls ins Spiel: Sie kann durch jeden zusätzlichen Datensatz weitere Informationen verknüpfen, zum Beispiel Beschriftungen entziffern und Bauwerke identifizieren.

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