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Ersatz für Drogenkonsumraum am NeumarktKölns Suchthilfezentrum soll in Wilhelm-Hoßdorf-Straße

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Eine drogenkranke Frau sitzt in der Lungengasse  am Neumarkt auf der Straße. Am Kölner Neumarkt prägt eine offene Drogenszene das Stadtbild.

Eine drogenkranke Frau sitzt in der Lungengasse am Neumarkt auf der Straße. Am Kölner Neumarkt prägt eine offene Drogenszene das Stadtbild.

Das neue Suchthilfezentrum soll im kommenden Jahr den bisherigen Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt am Neumarkt ersetzen.

Das erste Kölner Suchthilfezentrum soll auf einer Grünfläche an der Wilhelm-Hoßdorf-Straße entstehen. Darüber soll der Rat der Stadt Köln in seiner Sitzung am 5. Februar 2026 entscheiden. Die Wilhelm-Hoßdorf-Straße ist eine Seitenstraße im Pantaleonsviertel in der Nähe der Zufahrt zur Severinsbrücke nahe dem Perlengraben und der Tel-Aviv-Straße (siehe Grafik).

Der Festlegung auf diesen Standort ging ein intensiver Prüfprozess von Flächen und Gebäuden voran, teilte die Stadt gestern mit. Voraussetzungen waren etwa, eine Fläche in einem Umkreis von einem Kilometer Entfernung vom Neumarkt zu finden, Abstände zu Kinder- und Jugendeinrichtungen einzuhalten und die Belastungen der Anwohnenden, etwa durch Ausgestaltung der Zugangswege, möglichst gering zu halten. 

Der neue Standort für das Suchthilfezentrum am Perlengraben.

Der neue Standort für das Suchthilfezentrum am Perlengraben.

Das geplante Suchthilfezentrum (SHZ) soll Anlaufstelle für schwerstabhängige Menschen sein, die derzeit den Drogenkonsumraum am Neumarkt nutzen und sich nach dem Konsum von Heroin oder Crack  in stark bewusstseinsbeeinträchtigtem Zustand in der Nähe des Neumarkts aufhalten. Sie sollen dort in sicherer und hygienischer Umgebung konsumieren und sich aufhalten können. Zugleich soll das Zentrum die Belastung von Geschäftsinhabern, Anwohnenden und Passanten durch die offene Drogenszene um den Neumarkt deutlich verringern. Die Verwaltung prüft derzeit die Möglichkeiten einer Fertigbauweise in Modulbau oder Containerbau. Seinen Betrieb aufnehmen soll das neue Suchthilfezentrum im kommenden Jahr.

Wiesenstück an der Wilhelm-Hoßdorf-Straße. Im Hintergrund ist das Mercure Hotel an der Severinstraße zu sehen.

Wiesenstück an der Wilhelm-Hoßdorf-Straße. Im Hintergrund ist das Mercure Hotel an der Severinstraße zu sehen.

Neben der Möglichkeit für intravenösen und inhalativen Drogenkonsum wird es dort nach den bisherigen Planungen unter anderem Ruhe- und Aufenthaltsräume, Duschen, eine medizinische Versorgung sowie ein Beratungsangebot geben. Die Versorgung mit Essen und Getränken ist ebenso vorgesehen wie eine Kleiderkammer und die Möglichkeit, Wäsche zu waschen. Auch ein Angebot für Drug Checking listet die aktuelle Seite der Stadt auf. Eine enge Verzahnung mit dem Angebot der aufsuchenden Straßensozialarbeit ist vorgesehen.

Informationsabend für Anwohner am 20. Januar im VHS Forum

Das geplante Zentrum wird einen Außenbereich mit Sichtschutz haben, der Zugang für Konsumierende wird zur Seite der Straße Perlengraben erfolgen. Dort gibt es unmittelbar neben der Einrichtung keine Nachbarschaft. Der rückwärtige Teil der Bauten wird zur Straßenseite mit Wohnbebauung weisen. 

Die Anwohner wurden am Freitagmorgen durch Posteinwurf informiert. Dort wurden sie auf die aktuelle Seite zum Suchthilfezentrum verwiesen, auf der Fragen zum Zentrum, zum Standort, zur Einbindung der Nachbarschaft und zu den Themen Sauberkeit und Sicherheit beantwortet werden. Zudem können Anwohnende auch Fragen stellen. Am 20. Januar findet um 18 Uhr im VHS-Forum im Rautenstrauch -Joest-Museum, Cäcilienstraße 29, eine Informationsveranstaltung für Anwohner statt.

Suchthilfezentren sind zentrale Bestandteile des Kölner Suchthilfekonzeptes, dessen Weiterentwicklung die Verwaltung dem Hauptausschuss des Rates am 11. August 2025 vorgelegt hatte. Eine Weiterentwicklung ist nötig geworden, weil sich die Situation um die offene Drogenszene in Köln in den vergangenen Monaten zugespitzt hat, was vor allem auf den stark zunehmenden Crack-Konsum zurückzuführen ist.

Wohnhäuser gegenüber der Fläche für das geplante Suchthilfezentrum.

Wohnhäuser gegenüber der Fläche für das geplante Suchthilfezentrum.

Perspektivisch ist Betrieb rund um die Uhr geplant

Oberbürgermeister Torsten Burmester erklärte: „Mit diesem Suchthilfezentrum können wir suchtkranken Menschen noch besser helfen. Gleichzeitig verfolgen wir damit das Ziel, den öffentlichen Raum rund um den Neumarkt endlich zu entlasten. Die aktuelle Situation ist für niemanden hinnehmbar – weder für die Suchtkranken noch für die Anwohnenden und Passantinnen und Passanten. Mit dem neuen Angebot machen wir einen wichtigen Schritt in der Hilfe für Schwerstsuchtkranke und tragen zum anderen dem berechtigten Wunsch der Kölnerinnen und Kölner nach mehr Sicherheit und Sauberkeit Rechnung.“

 Gesundheitsdezernent Harald Rau sagte: „Der wachsende Crack-Konsum hat zu spürbar mehr Verelendung geführt. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem Suchthilfezentrum drogensüchtigen Menschen eine bedarfsgerechtere Unterstützung anbieten und ihre Lebenssituation verbessern können.“ 

Für das Suchthilfezentrum am geplanten Standort ist perspektivisch ein täglicher Betrieb rund um die Uhr geplant.

Stadt geht künftig härter gegen illegale Drogen am Neumarkt vor

Das neue Suchthilfezentrum soll den bisherigen Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt am Neumarkt ersetzen. Im Kommunalwahlkampf gehörte das Drogenelend am Neumarkt zu den beherrschenden Themen. Anwohner und Geschäftsleute fordern seit Jahren Maßnahmen gegen den offenen Drogenkonsum auf der Straße und die zunehmende Verwahrlosung des öffentlichen Raums. Kölns Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) hatte sich bereits im Wahlkampf für eine möglichst schnelle Lösung ausgesprochen.

Den Plänen für das neue Zentrum waren jahrelange Debatten vorausgegangen. Zuletzt holte sich die Stadt Anregungen aus Zürich. Die Konzentration sämtlicher Hilfsangebote an einem Ort soll dazu beitragen, den Drogenkonsum und den Aufenthalt von Drogenkranken auf Straßen und Plätzen der Innenstadt erheblich zu reduzieren. Über mögliche Standorte für das neue Suchthilfezentrum hatten die Stadt, die sozialen Träger und die Polizei in den vergangenen Wochen Stillschweigen bewahrt. Bekannt war nur, dass der Standort in rund 900 Metern Entfernung zum Neumarkt liegen würde, also von dort aus fußläufig erreichbar ist. Zwei Standorte waren in der engeren Wahl. Nun ist die Wahl auf die Wilhelm-Hoßdorf-Straße gefallen. Mit Protesten von Anwohnern ist zu rechnen.

Mit Inbetriebnahme des Hilfsangebotes soll die Polizei in der Kölner Innenstadt noch massiver gegen Handel mit illegalen Drogen sowie den Konsum vorgehen. Im November hatte OB Torsten Burmester im Redaktionsgespräch mit der „Kölnischen Rundschau“ erklärt: „Wenn das Suchthilfezentrum in Betrieb geht, kann und werde ich nicht dulden, dass am Neumarkt noch öffentlich Drogen konsumiert werden. Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Anwohnern, aber auch gegenüber den Drogenkranken.“