Eine Tiefgarage nur für Räder gibt es in Nippes, die Idee ist für den Fahrradpreis nominiert.
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Köln – Für Fahrradfahrer ist es ein Traum: Man kommt nach Hause, rollt über eine breite Rampe in die Tiefgarage zu seinem persönlichen Stellplatz und gelangt von dort per Treppe oder Aufzug direkt in die Wohnung. Das Rad steht sicher und trocken in der Garage. Beim Rausfahren genügt ein Druck auf einen Schalter und die schwere Stahltür öffnet sich automatisch, so dass man bequem losfahren kann.
Eigene Tiefgaragen nur für Fahrräder, ganz ohne Autos: Was in der autofreien Siedlung in Nippes vor einigen Jahren realisiert wurde, hat Modellcharakter – nicht nur für Köln. Die Fahrradgaragen sind für den Deutschen Fahrradpreis 2013 nominiert, der am 13. Mai verliehen wird. In der Kategorie „Alltagsmobilität“ hat es das Projekt in die Endausscheidung geschafft.
Auch die Kölner Betriebe müssen sich darauf einstellen, dass immer mehr Mitarbeiter mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. „Man sieht täglich vor der Tür, dass es mehr werden“, sagt ein Sprecher des WDR. Zwischen Vier-Scheiben-Haus und 1Live-Gebäude am Appellhofplatz wurden Stellplätze für über 100 Räder eingerichtet. Auf dem Berlich gibt es 25 Tiefgaragenplätze. Und: Der WDR unterhält seit Jahren vier Dienstfahrräder. Auch Ford hat an allen zehn Fußgängertoren teils überdachte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder, bis zu 50 Räder finden Platz. Geradelt wird aber auch auf dem Werksgelände: Seit Jahrzehnten legen Mitarbeiter die großen Distanzen zwischen den Hallen auch per Velo zurück. Die Stadtverwaltung hat für ihre Mitarbeiter im Parkhaus am Stadthaus Deutz Stellplätze für 177 Räder eingerichtet. Der Zugang erfolgt per Chipkarte. Als Diensträder stehen auch zwei E-Bikes bereit. (mft/fu)
Solche Garagen sind ein Baustein für einen umweltfreundlichen Verkehr der Zukunft, stehen aber nur Eigentümern und Mietern zur Verfügung. Doch immer mehr Kölner und Pendler aus dem Umland wünschen sich vergleichbare öffentlich zugängliche Fahrradgaragen. Bisher gibt es in der City nur die Radstation am Hauptbahnhof mit gut 900 Plätzen (für 80 Cent am Tag, 8 Euro im Monat oder 80 Euro im Jahr). „Je mehr hochwertige Räder und Elektro-Bikes genutzt werden, desto höher ist der Bedarf an sicheren Abstellplätzen“, sagt Hendrik Colmer vom Büro des städtischen Fahrradbeauftragten. Um den Radverkehrsanteil weiter zu steigern, seien nicht nur mehr und bessere Radwege nötig, sondern auch entsprechende Parkmöglichkeiten.
Inzwischen denken sogar Parkhausbetreiber darüber nach, einen Teil ihrer Flächen für Pedelecs und Fahrräder zu reservieren. „Wir sind an diesem Thema dran“, sagt Markus Schonauer, Geschäftsführer der Firma Kalscheuer, die in Köln 18 Parkhäuser betreibt.Noch seien die Pläne nicht konkret, aber es gebe Überlegungen, in Innenstadtparkhäusern wie Brückenstraße, An Farina, Hohenzollernring oder Maastrichter Straße Stellplätze für Räder einzurichten. „Wer mit einem mehr als 2000 Euro teuren Elektrorad in die City fährt, will das ja nicht irgendwo auf der Straße stehen lassen.“ Angesichts hoher Benzinpreise verzeichne man Einbußen beim Geschäft mit den Autos, so Schonauer, daher seien Radstellplätze „eine interessante Option für die Zukunft, auch wenn die Erlöse geringer sind als beim Auto“. In den Parkhäusern könne man Ladestationen für E-Bikes anbieten. Das Sicherheitsniveau sei dank Videoüberwachung und permanenter Personalpräsenz hoch.
Auch die Stadtverwaltung will weitere Stellplätze schaffen. „Wir werden dieses Jahr an 21 S-Bahnhaltestellen 242 abschließbare Fahrradboxen installieren“, berichtet Colmer. Bislang hätten KVB und Stadt 250 solcher Boxen aufgestellt, fast alle seien vermietet (für 70 Euro pro Jahr). „In Weiden-West stehen mehr als 100 Leute auf der Warteliste.“
Auch am Bahnhof Süd, wo die Parksituation für Räder seit Jahren chaotisch ist, geht es voran. Im Bahnhofsgebäude soll eine Radstation mit 800 Plätzen entstehen, dazu bis zu 700 Stellplätze auf der Straße. „Wir wollen in Kürze den Zuschussantrag bei der Bezirksregierung einreichen, die Planungen für den Umbau laufen bereits“, so Colmer. Die Universität werde sich beteiligen, für Studenten mit Semesterticket solle die Nutzung der Radstation kostenlos sein. Ein weiteres Projekt ist der Bahnhof Ehrenfeld. Dort sei man in Gesprächen mit der Bahnbögen GmbH über den Bau einer Radstation mit 750 Stellplätzen.