Interview„Standort für Innovation“ – Tesla-Konkurrent Polestar eröffnet Space in Köln

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Geschäftsführer Alexander Lutz hat das „Space“ (Geschäftslokal) in den Kölner Wallarkaden eröffnet. Die Autos können dort mit Betreiber La Linea konfiguriert und probegefahren werden.

Geschäftsführer Alexander Lutz hat das „Space“ (Geschäftslokal) in den Kölner Wallarkaden eröffnet. Die Autos können dort mit Betreiber La Linea konfiguriert und probegefahren werden.

Köln – In Köln fühlt sich der E-Auto-Hersteller Polestar pudelwohl. Hier hat er seinen Deutschlandsitz und nun ein neues „Space“ eröffnet. Warum Köln so interessant für die Marke ist, erklärt Geschäftsführer Alexander Lutz im Gespräch mit Ingo Schmitz.

Polestar hätte sich wahrscheinlich in jeder deutschen Großstadt niederlassen können. Warum Köln?

Zum einen wegen der Größe der Stadt. Auch sitzen hier viele Unternehmen, mit denen wir kooperieren, oder die für eine Kooperation interessant sind. Nicht zuletzt ist hier der Deutschlandsitz unserer Mutter Volvo. Köln ist zudem ein Standort für Innovationen und traditionell für die Autoindustrie, da sehen wir uns gut aufgehoben. Wir fühlen uns hier einfach sehr wohl, bei den Menschen in dieser Stadt mit ihrer rheinischen Lebensart.

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Wie hoch schätzen Sie das Potenzial für reine E-Autos in der gehobenen Mittelklasse wie die ihren in Köln ein?

Ich persönlich schätze das Potenzial sehr hoch ein. Da ist einerseits wieder die Größe der Stadt als Grund zu nennen. Mit dem umfangreichen Autobahnnetz bleibt Köln attraktiv für individuelle Mobilität. In der Innenstadt gibt es zwar eine große Pkw-Dichte, mit viel stop-and-go. Aber dafür ist Polestar unter anderem mit autonomen Fahrsystemen optimal ausgelegt – und das bei null Co2 -Ausstoß.

Bietet sich für Polestar in Köln vielleicht auch eine offene Flanke, weil der automobile Platzhirsch Ford bei der E-Mobilität hinterherhinkt?

Wir sind ein auf nachhaltige E-Technik fokussiertes Unternehmen und damit stehen wir schon im Kontrast zu Ford, wie zu den vielen anderen Traditionsmarken. Natürlich kann man Ford und Polestar nicht direkt mit einander vergleichen. Wir sind kleiner. Dafür können wir uns als Start-Up auf dem Markt schnell bewegen, schnelle Entscheidungen treffen.

Im neuen „Space“ (Geschäftslokal) von Polestar in den Wallarkaden können Autos zur Probefahrt ausgeliehen werden.

Im neuen „Space“ (Geschäftslokal) von Polestar in den Wallarkaden können Autos zur Probefahrt ausgeliehen werden.

Das bietet in den jetzigen Zeiten, in denen sich die Autoindustrie stark wandelt, extreme Vorteile. Ich kenne und schätze viele sehr gute Experten bei Ford – und ein, zwei davon sind jetzt bei uns (lacht).

Mit welchen Wachstumszahlen rechnet Polestar in den kommenden Jahren?

Wir haben bisher rund 29 000 Autos global verkauft, und wir rechnen mit einer Vervielfachung unseres Volumens. Polestar ist in vielen Bereichen bereits an dem Punkt, wo andere noch hin wollen.

Polestar in Köln

Den Hauptsitz von Polestar Deutschland hat das Unternehmen vor rund einer Woche an der Erftstraße eröffnet. Dort arbeiten zurzeit rund 50 Mitarbeiter. Laut Geschäftsführer Alexander Lutz ist geplant, den Mitarbeiterstamm in der Zentrale auf rund 80 Kollegen aufzustocken.

Ein „Space“ von Polestar hat der Partner La Lina nun in den Wallarkarden am Rudolfplatz eröffnet. Dort kann der Kunde den Wagen innerhalb eines Beratungsgespräches konfigurieren. An den Wochenenden stehen drei Polestar für Probefahrten zur Verfügung. Lieferzeiten betragen bei vorkonfigurierten Modellen rund drei Wochen, bei nicht konfigurierten rund drei Monate.

Ein Auslieferungscenter, das sogenannte „Handover“, entsteht in Porz. (ngo)

Als Beispiel: Mercedes will bis 2025 rund ein Viertel seiner Autos online verkaufen. Bei uns sind es schon 100 Prozent. VW will bis 2030 100 Prozent Elektrifizierung erreichen. Wir sind seit 2021 bereits an diesem Punkt. Wir sind in vielen Bereichen schon weiter, haben klarere Linien.

Das Wachstum der E-Mobilität bedingt, dass der Ausbau der Infrastruktur Schritt hält. Köln hinkt beim Ausbau der Ladestruktur beispielsweise gegenüber Berlin und München stark hinterher. Was muss sich ändern?

Einfach mal machen! In Deutschland neigen wir dazu, uns viele Fragen zu stellen, die weit in die Zukunft reichen. Dabei entsteht zumeist etwas mit hoher Beständigkeit. Aber in der E-Mobilität ist eher die Schnelligkeit gefragt.

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Statt eine Ladesäule aufzustellen, die da 20 Jahre stehen kann, gilt es, lieber innerhalb von fünf Jahren so viele Ladepunkte zu schaffen wie möglich. Ich glaube, dass Köln eine der Städte ist, die das schaffen kann.

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