Alarm in Köln und Wien30-Jähriger soll Anschlagspläne koordiniert haben

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Köln: Ein Einsatzfahrzeug der Polizei steht vor dem Dom.

Köln: Ein Einsatzfahrzeug der Polizei steht vor dem Dom.

Wie die Rundschau erfuhr, werfen die Sicherheitsbehörden dem Tadschiken vor, der Logistiker und Koordinator der Pläne gewesen sein.

Nach der Festsetzung eines 30-jährigen Tadschiken in Zusammenhang mit den mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlagsplänen in Köln und Wien sind neue Details bekannt geworden. Wie die Rundschau erfuhr, werfen die Sicherheitsbehörden dem 30-Jährigen vor, der Logistiker und Koordinator der Pläne gewesen sein. So steht es unter anderem im Auslieferungshaftbefehl. Der 30-Jährige bestreitet dies. Der Mann soll nach weiteren Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden Mitglied einer terroristischen Vereinigung sein. Dabei soll es sich um einen Ableger des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) handeln.

Prater, Stephansdom und Kölner Kathedrale im Fokus

Die möglichen Anschlagspläne konzentrierten sich besonders auf zwei große Sehenswürdigkeiten in Wien. Dort soll der Verdächtige den Vergnügungspark „Prater“ und den Stephansdom ausgespäht haben. Wie weiter bekannt wurde, soll der 30-Jährige vom Innenraum des Stephansdoms Videoaufnahmen gemacht haben. Auch den Kölner Dom soll der Mann ausgespäht haben. Danach soll der festgesetzte Verdächtige Kontakt zu einem Verbindungsmann der Terrorzelle aufgenommen haben und die erlangten Informationen weiter gegeben haben. Ermittler durchsuchten im Zusammenhang mit der Terrorwarnung die Wohnung des Mannes. Dabei wurden keine Sprengstoffmaterialien gefunden. Die Untersuchungen seien in dieser Hinsicht noch nicht abgeschlossen, hieß es weiter.

Wie weiter zu erfahren, hatte der Verdächtige in der Stadt Lebach im Landkreis Saarlouis im Saarland einen Asylantrag gestellt. Die dortigen Behörden überprüften die Angaben und stellten fest, dass er über seine familiäre Situation falsche Angaben machte. Den Behörden teilte er außerdem mit, dass er drei Jahre und drei Monate in Tadschikistan im Gefängnis gesessen habe. Die internationalen Sicherheitsbehörden überprüften dies und kamen zu dem Ergebnis, dass sie dazu keine Erkenntnisse haben.

Auslieferung nach Österreich erwartet

Es wird erwartet, dass der 30-Jährige Anfang Februar 2024 nach Österreich ausgeliefert wird. Dort liege gegen ihn ein europäischer Haftbefehl vor, der auf Initiative Österreichs erging, so ein Sprecher der Kölner Polizei. Als Termin für die Überstellung ist der 7. Februar 2024 vorgesehen.

Derzeit sitzt der Verdächtige in der Justizvollzugsanstalt im Kölner Stadtteil Ossendorf. Vorher saß der Mann in Köln im Langzeitgewahrsam. Der 30-Jährige war an Heiligabend in Wesel in Gewahrsam genommen worden. Die Sicherheitskräfte in Köln waren wegen der Terror- und Anschlagswarnung seit Weihnachten in Alarmbereitschaft. Nach einem „Gefahrenhinweis“ hatte die Polizei am Tag vor Heiligabend den Dom mit Spürhunden durchsucht. Sprengstoff wurde dabei nicht gefunden. Die Weihnachtsmessen fanden unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen statt. Auch rund um den Jahreswechsel waren etwa 1000 Polizeibeamte rund um den Dom im Einsatz.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte unterdessen, bei den Terrorwarnungen rund um den Kölner Dom sei die Kölner Polizei eng eingebunden gewesen. Es habe in wenigen Tagen zehn Sitzungen des Gemeinsamen Terrorabwehrzentrums in Berlin dazu gegeben, an mehreren Sitzungen sei die Kölner Polizei direkt beteiligt gewesen, erklärte Reul vor dem Innenausschuss des Landtags NRW. Die Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr funktioniere auch international gut.

Der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns hatte gegenüber der Rundschau indirekt eine späte Information durch das Bundeskriminalamt kritisiert: „Der Umstand, dass wesentliche und für unser Handeln wichtige Informationen uns jeweils so kurzfristig vor den Weihnachtsfeiertagen und vor Silvester erreicht haben, hat uns vor große Herausforderungen gestellt.“

Reul: Keine Informationspanne im Fall der Deutzer Kirmes

Im Fall der mutmaßlichen Ausspähung der Kirmes in Köln-Deutz will Reul nicht von einer Informationspanne sprechen. Die Kölner Polizei hatte berichtet, dass sie vom Bundeskriminalamt über die mutmaßliche Ausspähung der Kirmes durch Terrorverdächtige an Ostern 2023 nicht informiert worden war.

Reul meinte, es gebe – je nach Perspektive – gute Gründe, nicht jede Bewegung von Gefährdern den lokalen Polizeibehörden mitzuteilen. Denn dadurch könnten die Quellen der Informationen gefährdet oder die Ermittlungen kaputtgemacht werden. (mit dpa)

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