Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Köln-CheckSo blicken die Kölner auf die Politik in ihrer Stadt

5 min
Henriette Reker: 2017 war noch fast jeder Zweite mit ihrer Arbeit zufrieden (47 Prozent), 2025 ist es nicht mal mehr jeder Dritte (28 Prozent).

Henriette Reker: 2017 war noch fast jeder Zweite mit ihrer Arbeit zufrieden (47 Prozent), 2025 ist es nicht mal mehr jeder Dritte (28 Prozent).

Eine Forsa-Umfrage zeigt die Kölner Unzufriedenheit mit der Stadtverwaltung und Oberbürgermeisterin Reker. Grüne, SPD und CDU verlieren.

Wie denken die Kölnerinnen und Kölner über ihre Stadt? Wie bewerten sie die Arbeit der Stadtspitze? Wie blicken sie auf die Kommunalwahl am 14. September, wenn die Bürger das Oberbürgermeisteramt, den Stadtrat und die Bezirksvertretungen neu besetzen? Diese und andere Fragen haben die Kölnische Rundschau und der Kölner Stadt-Anzeiger im Rahmen einer repräsentativen Meinungsumfrage des Forsa-Instituts von 1002 wahlberechtigten Teilnehmern beantworten lassen.

Die Ergebnisse halten sowohl für die Stadtverwaltung und die im Rathaus Verantwortung tragenden Parteien als auch für die Bewerberinnen und Bewerber um das Oberbürgermeisteramt einige Überraschungen und eher unerfreuliche Erkenntnisse bereit. Demnach bewerten viele Bürger die Lage in Köln deutlich schlechter als vor acht Jahren.

Unzufrieden mit der Verwaltung

Mit der Arbeit der Stadtverwaltung sind mittlerweile fast vier von fünf Kölnerinnen und Kölner unzufrieden (78 Prozent). 2017 sagten dies nur 49 Prozent (siehe Grafik).

Die Infografik zeigt Präferenzen der Kölner bei der Kommunalwahl 2025 laut Forsa-Umfrage sowie ihre Ansichten über die Arbeit der Stadtspitze.

Besonders groß ist die Unzufriedenheit bei Selbstständigen (80 Prozent) sowie Arbeitern und Angestellten (75 Prozent). „Etwas zufriedener als der Durchschnitt der Wahlberechtigten sind mit der Arbeit der Kölner Stadtverwaltung nur die Beamten und die Anhänger der Grünen, von denen viele im öffentlichen Dienst beschäftigt sind“, heißt es in der Forsa-Repräsentativbefragung „Die Kölner und ihre Stadt im Frühsommer 2025“.

Wie schlecht die Zufriedenheitswerte sind, wird an einem Vergleich mit anderen NRW-Städten deutlich. Laut Forsa sind im Landesdurchschnitt mehr als doppelt so viele Bürger mit ihrer jeweiligen Stadtverwaltung zufrieden wie in Köln.

Schlechte Bilanz für Oberbürgermeisterin Reker

Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Bewertung von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (68, parteilos), die seit 2015 im Amt ist und nicht erneut kandidiert. 2017 war noch fast jeder Zweite mit ihrer Arbeit zufrieden (47 Prozent), 2025 ist es nicht mal mehr jeder Dritte (28 Prozent). Der Anteil derer, die „weniger bis gar nicht zufrieden“ mit Rekers Arbeit sind, stieg von 37 Prozent im Jahr 2017 binnen acht Jahren auf 69 Prozent. Besonders unzufrieden mit Reker sind Anhänger der AfD (93 Prozent) und Linke (79 Prozent), gefolgt von SPD (69 Prozent) und CDU (68 Prozent). Am besten schneidet Reker bei den Anhängern der Grünen ab. Hier sind jeweils 47 Prozent zufrieden beziehungsweise unzufrieden mit ihrer Arbeit.

Grüne, SPD und CDU verlieren, Linke und AfD legen zu

Bei der Kommunalwahl müssen die drei größten Fraktionen im Stadtrat mit Verlusten gegenüber dem Urnengang im Jahr 2020 rechnen. Stand jetzt, würden die Grünen laut Forsa von 28,5 auf 24 Prozent abfallen, die SPD von 21,6 auf 18 Prozent und die CDU von 21,5 auf 20 Prozent. Die FDP würde nur auf 3 Prozent kommen (2020: 5,3 Prozent). Große Gewinne gäbe es demnach am linken und rechten Rand. Die Linke würde sich von 6,5 auf 11 Prozent verbessern, die AfD von 4,4 auf 10 Prozent mehr als verdoppeln. Das 2024 gegründete „Bündnis Sahra Wagenknecht“ käme nur auf rund zwei Prozent der Stimmen.

Kein eindeutiger Favorit für die OB-Wahl

Bei der Frage, wen die Bürger ins Oberbürgermeisteramt wählen wollen, gibt es keinen klaren Favoriten. Mit 11 Prozent der Stimmen liegt CDU-Bewerber Markus Greitemann derzeit an der Spitze – mit hauchdünnem Vorsprung vor Torsten Burmester (SPD) und Berivan Aymaz (Grüne), die auf jeweils 10 Prozent kommen. Der Abstand zu den Verfolgern Matthias Büschges (AfD, 7 Prozent) und Mark Benecke (PARTEI, 6 Prozent) ist denkbar knapp.

Bezeichnend: Mehr als 40 Prozent der Befragten würde sich derzeit für keinen der elf Kölner OB-Kandidaten entscheiden. „Das Rennen um die Nachfolge von Henriette Reker ist somit völlig offen“, resümieren die Meinungsforscher von Forsa.

Geringer Bekanntheitsgrad der Bewerber für das OB-Amt

Nur rund jeder vierte Wahlberechtigte in Köln kennt derzeit die OB-Kandidaten Greitemann (26 Prozent) und Aymaz (24 Prozent). Burmester steht mit 31 Prozent etwas besser da. Der bekannteste OB-Bewerber ist jedoch der Kriminalbiologe und Buchautor Mark Benecke, Spitzname „Dr. Made“. Er tritt zum zweiten Mal für die Satirepartei „Die PARTEI“ an. Als er 2015 kandidierte, wurde er mit 7,2 Prozent Dritter hinter Reker und Jochen Ott (SPD).

Weniger als 20 Prozent der Wahlberechtigten kennen die OB-Bewerber Roberto Campione (17 Prozent, KSG), Hans Mörtter (15, parteilos) und Lars Wolfram (10, Volt). Dahinter folgen Matthias Büschges (9, AfD), Heiner Kockerbeck (9, Linke), Volker Görzel (8, FDP) und Inga Feuser (4, Klimafreunde&Gut).

Nur jeder zweite Wahlberechtigte interessiert sich für Lokalpolitik

Für das politische Geschehen in Köln interessieren sich laut Forsa nur noch 54 Prozent der Bürger stark – etwas mehr als der NRW-Durchschnitt (51 Prozent). Bei den 16- bis 29-Jährigen in Köln sind 63 Prozent weniger bis gar nicht an Lokalpolitik interessiert, bei den Menschen ab 60 sagen dies 34 Prozent. Als gut informiert über die Politik vor Ort bezeichnen sich nur 40 Prozent der Bürger.

Wahltermin ist bei Jüngeren kaum bekannt

Dass die Kommunalwahl am 14. September stattfindet, wissen in Köln derzeit 47 Prozent der Wahlberechtigten – weniger als die Hälfte. NRW-weit liegt der Wert mit 43 Prozent noch niedriger. Bei den Menschen ab 60 in Köln kennen 60 Prozent den Wahltermin, bei den 16- bis 29-Jährigen nur 21 Prozent. In Köln geben 79 Prozent an, dass sie zur Wahl gehen wollen, NRW-weit sind es nur 71 Prozent. Erfahrungsgemäß liegen die realen Werte niedriger. Bei der Kommunalwahl 2020 lag die Wahlbeteiligung in Köln bei 51,4 Prozent.

Lokale Themen am wichtigsten für die Wahlentscheidung

72 Prozent der Wahlberechtigten in Köln sagen, dass für ihre Entscheidung bei der Kommunalwahl die Politik vor Ort am wichtigsten ist, gefolgt von Bundespolitik (15 Prozent) und Landespolitik (8 Prozent). 57 Prozent der Befragten wählen dieselbe Partei wie bei einer Bundes- oder Landtagswahl.