Die Nachricht traf die Mitglieder des Kulturausschusses am Dienstagabend völlig überraschend.
Bühnen KölnSanierer Bernd Streitberger erlitt Schlaganfall - Ende Juni hört er auf
Der Chefsanierer der Kölner Bühnen, Bernd Streitberger, wird seinen am 30. Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängern und hört zu diesem Termin auf. Streitberger hat vor kurzem einen Schlaganfall erlitten. Das gab die Vorsitzende des Kulturausschusses, Elfi Scho-Antwerpes, am Dienstagabend in Absprache mit dem 75-Jährigen während der Ausschusssitzung bekannt. Sie teilte mit, dass Streitberger zum 30. Juni 2024 aus dem Projekt ausscheiden wird. Als Technischer Betriebsleiter ist er seit 2016 für die Sanierung der Bühnen verantwortlich. Streitberger selbst sagte im Ausschuss, er sei vier Wochen krankgeschrieben gewesen und seit einer Woche wieder im Dienst.
Wer Bernd Streitberger kennt, dem fällt als Charakterbeschreibung wohl als Erstes der Begriff preußisch ein. Pflichtbewusstsein, Disziplin, Verantwortung übernehmen, zuverlässig sein, nicht wegsehen, sondern anpacken – das sind Maßstäbe, an denen sich der 75-Jährige messen lässt. Der frühere Baudezernent hätte sich auf einen entspannten Ruhestand freuen können. Doch als Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker ihn vor acht Jahren fragte, ob er sich darum kümmern könne, die 2015 gescheiterte Sanierung von Oper und Schauspielhaus neu aufzusetzen, sagte Streitberger ja. Und hatte fortan das komplizierteste, langwierigste und teuerste Bauprojekt dieser Stadt am Hals.
Die Anstrengungen, die mit diesem Knochenjob verbunden sind, haben womöglich ihren Tribut gefordert. Vor rund fünf Wochen erlitt Streitberger einen Schlaganfall. Er wird daher definitiv zum 30. Juni 2024 aus dem Projekt ausscheiden. Trotzdem stand er den sichtlich betroffenen Ausschussmitgliedern am Dienstagabend persönlich Rede und Antwort zu den jüngsten Verzögerungen und Kostenerhöhungen auf der Bühnenbaustelle. Über seinen Schlaganfall sagte er, dieser habe sich „just am Morgen meines 75. Geburtstags“ ereignet. Seit Mittwoch vergangener Woche sei er wieder im Dienst. Er fühle sich jetzt gar nicht krank, er werde „gut versorgt“, betonte er. Dass Streitberger am 30. Juni 2024 als Chef-Sanierer aufhört, war geplant – die Schlüsselübergabe der sanierten Bühnen soll am 28. Juni erfolgen.
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Doch angesichts der neuen Probleme auf der Baustelle habe er der OB eigentlich zugesagt, noch drei Monate länger zu machen, berichtete Streitberger im Ausschuss. „Aber das hat mir meine Frau verboten. Und ich höre auf meine Frau“, sagte er. Am neuen Zieldatum 28. Juni gebe es „berechtigte Zweifel, die ich im Augenblick nicht akzeptiere“, betonte der Bühnensanierer. Man müsse den Druck auf die Baufirmen hochhalten, um das Datum erreichen zu können. Laut dem noch nicht veröffentlichten Februar-Bericht der Bühnen gebe es weitere Verzögerungen im Projekt, bekannte Streitberger. „Wir sind in einer kritischen Phase.“
Zur Frage des weiterhin offenen Wiederöffnungstermins und des Umzugs von Oper und Schauspiel an den Offenbachplatz sagte Streitberger, man führe regelmäßige Gespräche mit den Beschäftigten der Bühnen. „Diese Hängepartie, die wir jetzt erleben, ist genau das, was ich nicht wollte. Aber wir müssen da durch.“ Und Streitberger wäre nicht Streitberger, wenn er nicht auch diesen Satz gesagt hätte: Bei Bedarf stehe er auch nach dem 30. Juni jederzeit bereit, um zu helfen, wenn es Fragen gebe.
Zu der momentanen Hängepartie um den Umzug der Bühnen sagte Opernintendant Hein Mulders auf Anfrage der Rundschau: „Die aktuellen Entwicklungen und Auswirkungen der Baustelle am Offenbachplatz sind verständlicherweise nur schwer greifbar. Auch für unseren Betrieb ist dies eine Ausnahmesituation. Dennoch sind wir aufgrund paralleler Planungen für die Spielstätten Staatenhaus und Opernhaus am Offenbachplatz gut vorbereitet, um sowohl die Spielzeit 2024/25 im Interim zu eröffnen als auch – in Abhängigkeit der Meilensteine auf der Baustelle – während der Spielzeit an den Offenbachplatz umziehen zu können.“
Schauspiel-Intendant Rafael Sanchez sagte: „Die aktuellen Entwicklungen im Baustellen-Bereich am Offenbachplatz sind natürlich sehr bedauerlich.“ Die Belastung, die diese ständige Unsicherheit für den laufenden Betrieb und alle technischen wie künstlerischen Planungen mit sich bringt, sei immens. „Aber wir sind gut vorbereitet, und ein Spielzeitstart im Depot wurde in all unseren Planungen immer mitgedacht“, betonte Sanchez. „Nichtsdestotrotz sind wir bereit, das Schauspiel am Offenbachplatz zu eröffnen, sobald dies in Abhängigkeit der zu erreichenden Meilensteine möglich ist in welcher Form auch immer.“