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Konzert mit HindernissenHelge Schneider weist störende „Lauter“-Rufer in die Schranken

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Geht mit Zwischenfällen humorvoll um: Helge Schneider im Tanzbrunnen.

Geht mit Zwischenfällen humorvoll um: Helge Schneider im Tanzbrunnen. 

Der Klamauk-Meister lud am Freitagabend in Köln zu seinem Sommerkonzert. 

Alle Jahre wieder kommt das Helge-Kind, singt am Brunnen Lieder, die ganz schön quatschig sind – wenige Minuten sind vergangen, seit Helge Schneider seinen üblichen Sommer-Auftritt im Tanzbrunnen eröffnet hat, schon halten sich die Leute die Bäuche vor Lachen. „Du nimmst zärtlich meine Hand und führst sie in die Tüte mit Erdnussflips. Ich hab‘ sie abgezählt“, trällert er in „Liebe auf der Couch“. Die Fans lieben es. Später geht es um „Gewürze aus der Provinz“ und seine täglichen Telefonate mit dem Papst („Wie geht’s?“ – „Muss.“). „Ist das geil. Geiler kranker Scheiß“, sagt ein begeisterter Mann zu seiner Begleiterin. Bei Klassikern wie „Katzenklo“ ist das Publikum textsicher.

Seit dem Ende der 80er-Jahre zieht der Künstler mit Klamauk, Parodie und Improvisation die Menschen an. Geschätzt 1000 sind gekommen, von denen wie üblich nur die Hälfte einen Sitzplatz hat. Ende des Monats wird der Kult-Entertainer 70 Jahre alt, auf der Bühne kokettiert er mit seinem Alter. Er hüpft und krabbelt mit jugendlicher Energie umher und hält sich danach demonstrativ den Rücken.

Bei all dem Quatsch ist nie zu vergessen: „Das nächste Lied ist wieder mit Musik.“ Jazz ist das zweite Element von Schneiders Bühnenwerk. Begleitet wird er von seinem langjährigen Gitarristen Sandro Giampietro und Kontrabass-Neuzugang Leo Richartz. Schneider selbst beweist sein musikalisches Können nicht nur am Klavier, sondern auch an einem Dutzend weiterer Instrumente, darunter Akkordeon, Mundharmonika, Trompete, Vibrafon, Schlagzeug und Kalimba.

Konzert in Köln: Helge Schneider bändigt „Lauter“-Rufer

Der Abend wird damit enden, dass lauter Fans glücklich aus dem Tanzbrunnen schlendern. Doch vorher muss sich Schneider noch mit Störern im Publikum auseinandersetzen. Nach zahlreichen „Lauter“-Rufe aus den hinteren Reihen zu Beginn des Abends dreht er erst etwas auf. Spätestens dann ist alles gut zu hören. Doch als Einzelne auch nach Stunden nicht damit aufhören, feixend immer wieder „Lauter!“ zu rufen, wird Schneider deutlich: „Das ewige Lauter-Rufen bringt ja doch nichts. Ich kann nicht lauter. Sei leise. Sperr die Ohren auf“, sagt er.

Wenige Minuten später legt er nach: „Wenn du nochmal ‚lauter‘ sagst, lasse ich dich entfernen“, droht Schneider. Und rät dem verbleibenden Störenfried: „Geh dir doch Bier holen.“ Das hilft. Das, und dass dessen sichtlich peinlich berührte Begleiterin ihm eindringlich zu verstehen gibt, dass es nun gut sei.

Beständige „Lauter“-Störrufe sind nicht neu für Helge Schneider. 2023 hatte er zum Beispiel laut „Berliner Morgenpost“ ein Konzert im Berliner Tempodrom aus demselben Grund für einige Minuten unterbrochen. So weit geht er diesmal nicht. Mit dem Publikum auf seiner Seite bekommt er die Kurve ins Komische. „Irgendwo muss mal eine Grenze sein, wir haben auch noch Nachbarn. Auf der anderen Straßenseite“, witzelt er.

Damit spielt er auf die Lärmschutzauflagen zum Schutz von Anwohnenden auf der anderen Rheinseite an, deretwegen Konzerte im Tanzbrunnen bis Punkt 22 Uhr enden müssen. Das findet Helge Schneider zwar bekanntermaßen „so dermaßen bescheuert“, aber er hält sich dran. Jedenfalls fast. Zur Zugabe stimmt er „Oh Tannenbaum“ an. „Ihr dürft singen. Ich geh‘ weg“, flüstert er ins Mirko. Das Publikum lässt sich nicht zweimal bitten.