Umbau der Gummersbacher Straße in KölnPolitik reagiert auf Hilferuf aus der Lanxess-Arena

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Für viele Fans ist die Gummersbacher Straße (Hintergrund) die Hauptzufahrtsstraße zu den Arena-Parkhäusern.

Für viele Fans ist die Gummersbacher Straße (Hintergrund) die Hauptzufahrtsstraße zu den Arena-Parkhäusern. Für den Radverkehr ist ein Umbau der Fahrbahn beschlossen worden.

In einem Brief an die Politik warnt die Geschäftsführung der Lanxess-Arena vor einem Umbau der Gummersbacher Straße in Deutz. Diese führt direkt zur Arena und soll im Zuge des Radwegekonzepts auf eine Fahrspur reduziert werden. Ein Stauchaos sei dann nicht mehr zu verhindern.

Mit drastischen Worten warnen die Verantwortlichen der Lanxess-Arena vor einer Reduzierung der Fahrspuren auf der Gummersbacher Straße in Deutz. „Wir reagieren mit völligem Unverständnis auf die Entscheidung, die Gummersbacher Straße durch die Installation eines Radwegs auf eine einspurige Fahrbahn zu reduzieren“, heißt es in einem Brief der Geschäftsführung an die Mitglieder des Verkehrsausschusses. Der Stadtrat hatte bereits im Jahr 2016 mehrheitlich ein Radwegekonzept für Köln beschlossen – hierzu gehört der Umbau der Gummersbacher Straße, der Hauptzufahrtsstraße zur Arena.

Das Schreiben an die Politik hat Arena-Chef Stefan Löcher mit der Betreffzeile „Verzweifelter Hilferuf aus Köln-Deutz“ versehen. Bei jeder Veranstaltung mit mehr als 10 000 Besuchern gerate die Straße bereits jetzt an ihre Grenzen. „Eine Fahrbahnreduzierung wäre vergleichbar mit der Verstopfung der Arena-Hauptschlagader – der Infarkt nur noch eine Frage der Zeit“, so Löcher. Er befürchtet nun, dass auswärtige Arena-Besucher kaum noch eine Chance auf eine pünktliche Anreise haben.

Klage als letzter Ausweg

Sechs Jahre nach dem Beschluss der Politik naht nun die Umsetzung durch die Stadtverwaltung. Die Verantwortlichen erwägen sogar den Gang vor Gericht, um die Planungen der Stadt zu kippen. Dabei wollen sie sich auf die Baugenehmigung der Arena berufen, denn hierin sei die Zweispurigkeit der Gummersbacher Straße in beide Richtungen festgeschrieben. In der Vergangenheit sollen Arena-Besucher schon mehrfach ihrem angestauten Ärger Luft gemacht haben. „Zahlreiche uns vorliegende Videos belegen die schon jetzt vielfach chaotischen Zustände“, heißt es im Schreiben an die Politik.

Klimaneutralität sei wichtig, betont der Arena-Chef, er sei sich seiner Verantwortung sehr wohl bewusst. Da die parallel verlaufende Deutz-Kalker-Straße auf beiden Straßenseiten über Radwege verfügt, sei die Entscheidung zum Umbau der Gummersbacher Straße „in keiner Weise zu akzeptieren“. Löcher appelliert an die Ratspolitik, die Verbesserung des Radverkehrs und einen vernünftigen Arenabetrieb in Einklang zu bringen. Zugleich warnt er vor den Folgen eines Dauerstaus auf der Gummersbacher Straße vor und nach Veranstaltungen. Denn auf der Gummersbacher Straße befindet sich die Feuerwache – eine versperrte Ausfahrt sei eine mögliche Folge.

Die Arena-Geschäftsführung spricht in ihrem Schreiben sogar von „steigender Insolvenzgefahr“, weil durch die schwierigere Erreichbarkeit der Arena mit einem Besucherrückgang gerechnet werden müsse. Ein Festhalten an der Planung führe zur „Gefährdung der Lanxess-Arena als Wirtschaftsfaktor“ der Region. Stefan Löcher befürchtet zudem Schadenersatzforderungen von Besucherinnen und Besuchern, die verspätet zu Veranstaltungen kommen.

Folgen für Lieferverkehr von Messe und Arena

In der Arena finden mehr als 200 Events im Jahr statt, derzeit ist die Veranstaltungsdichte besonders groß, weil zahlreiche Konzerte nachgeholt werden, die während der Coronapandemie in den vergangenen beiden Jahren verschoben worden waren. Auswirkungen eines Umbaus der Gummersbacher Straße fürchtet Stefan Löcher auch für den Anlieferverkehr zur Arena und zur Messe. Angesichts des skizzierten Stau-Chaos’ warnt er zudem vor den unkalkulierbaren Folgen für Köln als Veranstaltungsstadt. „Große Show-Produktionen werden nicht mehr nach Köln kommen“, heißt es. Zudem befürchtet Löcher die Verlagerung des Verkehrs in die umliegenden Wohngebiete.

Die FDP plädiert für neues Wechselspur-System

Der „Hilferuf“ der Verantwortlichen der Lanxess-Arena sorgt in der Politik für Diskussionen.  „Die Gefahr einer Insolvenz der Arena sehe ich nicht. Die Einrichtung einer Radspur ist gründlich untersucht worden und auch möglich“, sagt Lino Hammer (Grüne), Vorsitzender des Verkehrsausschusses.

Eine „innovative Lösung unter Beteiligung aller relevanten Akteure“, regt SPD-Fraktionschef Christian Joisten an, die Bedürfnisse von Arena und Feuerwehr sollten berücksichtigt werden. Auch die CDU hält es für erforderlich, Konflikte zu vermeiden. „Wir nehmen die Sorgen der Lanxess-Arena ernst“, sagte Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. Die Auswirkungen eines Umbaus der Gummersbacher Straße auf die Umgebung müsse genau untersucht werden. Über die Straße gelangen Fahrzeuge von der Stadtautobahn zu den Arena-Parkhäusern.

Die FDP hält die bisherigen Vorschläge „nicht optimal“ und regt ein Wechselspur-System an, so dass zwei Spuren zur Arena hin und nach Veranstaltungsende zwei Spuren weg führen. Dann seien zudem zwei Radstreifenmöglich.

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