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IdeeEntwurf zeigt Kölner Neumarkt als sonnigen Boulevard mit sprudelnden Brunnen

Lesezeit 3 Minuten

Wasserspiele in der Platzmitte: So sieht der Neumarkt in den Planungen von Prof. Stephan Braunfels aus.

Köln – An der Verschönerung des Neumarkts, des größten und zentralsten Platzes der Stadt, verzweifeln Politik und Verwaltung seit Jahrzehnten.Nun haben Geschäftsleute, Immobilienbesitzer, verschiedene Institutionen und Bürgerinitiativen unter Regie von Professor Henrik Hanstein, Inhaber des Kunsthauses Lempertz, ein städtebauliches Konzept präsentiert. Entwickelt hat dies der renommierte Architekt Professor Stephan Braunfels. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

Schnelle Verbesserungen in kleinen Schritten: Die Prämisse der Planer ist eine schnelle Aufwertung des Platzes. „Die Frage lautet: Was können wir in den nächsten zehn Jahren machen?“, verdeutlicht Hanstein die Ausgangslage. Vorgeschlagen werden im Entwurf von Braunfels deshalb viele kleinschrittige Verbesserungsmöglichkeiten.

Zwei Vorteile sind den Ideengebern wichtig: Die Maßnahmen funktionieren unabhängig von der Entscheidung, ob in Köln irgendwann die Ost-West-Achse der Kölner-Verkehrs-Betriebe (KVB) unter der Erde verschwindet oder nicht. Und: Für die Planungen müssten weder Haltestellen noch Gleise verlegt werden.

Verkehrsterror: ´Neue Straßenführung am Kölner Neumarkt vorgeschlagen

Verkehrsführung über die Südseite des Platzes: Der Neumarkt wird umtost vom Verkehr, fast schon grotesk siecht die Platzfläche im Schwitzkasten dreispuriger Fahrbahnen dahin. „Heute ist der Verkehr so schlimm, dass er den ganzen Neumarkt zerstört“, konstatiert der Architekt. Die Planungen sehen eine vierspurige Verkehrsführung über die Südseite und eine autofreie Nordseite des Neumarkts vor.

Dadurch entstehe ein „Boulevard“, eine „Café-Terrasse“ zwischen der Kirche St. Aposteln und der Schildergasse. Bei mutiger Planung könnte der Verehr sogar auf eine Spur pro Richtung reduziert werden. Der neuralgische Punkt dieser Lösung ist die Fahrbahnverschwenkung in Höhe des Haubrichhofs über die Bahngleise. „Wenn man das löst, hat man mit geringem Aufwand viel erreicht“, so Braunfels.

Wasser, Sitzbänke und Außengastronomie: Bei der Platzgestaltung hat sich der Architekt von großen Brunnenplätzen in Bordeaux und Lyon inspirieren lassen. Auf dem Platz kann er sich viele Fontänen vorstellen, die abwechselnd in die Höhe schießen, an den Kopfseiten des Platzes könnte jeweils ein Brunnen den Abschluss bilden. Im Winter könnte der ganze Platz zur Eisfläche werden – wobei die Weihnachtsmarktbetreiber sicherlich andere Vorstellungen haben dürften. Eine Toilettenanlage soll her, zudem könnte ein historischer Pavillon als Basis einer Außengastronomie genutzt werden.

Vom Verkehr umtost: Die Insellage des Platzes sehen die Planer als größtes Problem, der Verkehr soll nach Wunsch der Planer komplett über die Südseite geführt werden.

Eine einheitliche Pflasterung des maroden Untergrunds sei wünschenswert, breite Radwege sollen entstehen, der Taxistand soll auf eine Spur verkleinert werden, der neue Boulevard im Norden könnte durch eine zusätzliche Baumreihe aufgewertet werden. Auf dem Platz sollen einheitliche Sitzbänke zum Verweilen einladen.

Von der Verschönerung des Platzes erhoffen sich die Anlieger auch eine Abschwächung der Drogenproblematik und eine Verdrängung der Szene. „Der Neumarkt hat das Potenzial, nicht nur der größte, sondern auch der schönste Platz in Köln zu werden“, sagt Braunfels.

Ideen für Verschönerung von Kölner Neumarkt kommen gut an

Die Reaktionen aus der Politik: „Die Pläne gefallen uns allen“, lobt Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die schon vorab die Entwürfe sehen durfte. Die Herausforderung sei es, „den Verkehr in den Griff zu kriegen“, gibt sie zu bedenken und stellt fest: „In einen sauren Apfel werden wir beißen müssen.“ Verwaltung und Politik würden sich nun „sehr ernsthaft“ mit den Plänen befassen. Die Fraktions- und Parteispitzen von Grünen, CDU, SPD und FDP warben für ein „gemeinschaftliches Vorgehen“.

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Dominik Meiering, Pfarrer von St. Aposteln, warb in einem leidenschaftlichen Plädoyer für eine „Allianz für den Neumarkt“ und erhielt spontanen Applaus im Pfarrsaal seiner Gemeinde, wo die Pläne vorgestellt wurden. Für die Moderation hatten die Neumarkt-Anlieger Kaspar Kraemer gewonnen, einstiger Präsident des Bundes Deutscher Architekten (BDA). „Die Planungen verleihen dem Neumarkt eine ganz neue Aura“, würdigt Kraemer die Entwürfe. Nun ist die Politik am Zug.