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Baustelle in Kölner Innenstadt300-Millionen-Deal um Laurenz Carré ist geplatzt

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Baustellenfahrzeuge stehen in einem großen Loch und heben Erde aus. Im Hintergrund ist der Dom zu sehen.

Hochbetrieb herrscht auf der Baustelle des Laurenz Carrés unmittelbar gegenüber des Doms.

Es ist die wohl bekannteste Baustelle Kölns. Gleich gegenüber des Kölner Doms baut die Gerchgroup das Laurenz Carré. Eigentlich sollte das Prestigeprojekt schon vor der Fertigstellung den Besitzer wechseln, doch der Deal ist geplatzt. 

Das wichtigste zuerst: Kölnerinnen und Kölner müssen sich nicht sorgen, dass es mitten im Herzen von Köln nun jahrelang eine Baugrube geben wird. Das Bautrauma des „Lochs“ am Neumarkt, wo nach dem Abriss der früheren Kunsthalle jahrelang Stillstand herrschte, bevor das Kulturzentrum am Neumarkt entstand, wirkt bis heute nach. Das Vorverkaufsgeschäft zwischen Projektentwickler Gerch und der Kapitalgesellschaft Corestate ist zwar geplatzt, doch auf der Baustelle herrscht Hochbetrieb.

Nachdem die Rundschau bereits im Dezember exklusiv berichtete, dass der Deal zu platzen drohte, nachdem Corestate nur knapp eine Insolvenz abgewendet hatte, meldete Gerch nun Vollzug. „Wir sind vom Vertrag zurückgetreten“, bestätigte der Vorstandsvorsitzende des Düsseldorfer Projektentwicklers, Mathias Düsterdieck. 2021 hatte das Unternehmen aus der Landeshauptstadt das Projekt per Forward-Deal an die Kapitalgesellschaft mit Sitz in Frankfurt verkauft. Ein solcher Deal wird oft genutzt, wenn Baufirmen Probleme mit der Finanzierung haben und Mittel für die Fertigstellung generieren müssen. Doch das Blatt hat sich mittlerweile gewendet. Gerch hat bestätigt, dass das Projekt finanziell sicher aufgestellt ist und die Düsseldorfer die Revitalisierung des denkmalgeschützten Senats-Hotels an der Straße Unter Goldschmied sowie den entstehenden Neubau an der Straße Am Hof fertigstellen.

Corestate hat derweil die Forderung nicht beglichen. Die erste mehrerer Rechnungen belief sich laut Rundschau-Informationen auf rund 120 Millionen Euro. Weitere sollten folgen, denn das Projekt sollte am Ende rund 300 Millionen Euro kosten. Das Prinzip ist dabei ähnlich, wie wenn ein Verbraucher eine Rechnung nicht bezahlen kann: Erst wird gemahnt. Bleibt die Zahlung weiterhin aus, kann der Verkäufer vom Vertrag zurücktreten. Damit bleibt das Projekt im Besitz des Düsseldorfer Unternehmens. Für Gerch kann sich das nun sogar finanziell lohnen, denn der Vertrieb der Büroflächen ist in vollem Gange (siehe Infotext am Seitenende), obwohl der Grundstein für den Neubau noch nicht einmal gelegt ist. Dadurch kann der Wert des Projekts weiter steigen. Nun suchen die Verantwortlichen einen Endinvestor für das Projekt. Denn Gerch ist lediglich Entwickler, kein Immobilienverwalter. Kurz gesagt: Sie bauen das Laurenz Carré, sie betreiben es nicht.

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4-Sterne-Hotel soll entstehen

2017 hatte Gerch die Grundstücke gekauft. Vor rund einem Jahr machten schwere Bagger die bisherigen Bauten dem Erdboden gleich. 2025 soll das Laurenz-Carré stehen. Insgesamt sechs Gebäude mit rund 33.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche umfasst das Prestigeprojekt zwischen Roncalliplatz und Laurenzplatz. Im früheren Senats-Hotel soll ein 4-Sterne-Hotel der Marke „Radisson Red“ entstehen, in den anderen Gebäuden Wohnungen und Büroflächen sowie Gastronomie und Einzelhandel im Erdgeschoss.

Das Laurenz Carré entsteht zudem nicht nur wegen des Weltkulturerbes Kölner Dom in einer besonderen Nachbarschaft. Nur einen Katzensprung entfernt wird das Dom-Hotel aufwendig modernisiert. Gegenüber soll die Historische Mitte in einigen Jahren neue Heimat des Stadtmuseums werden. Und drumherum entsteht die Via Culturalis samt dem jüdischen Museum im Quartier (Miqua) dem Erweiterungsbau des Wallraf-Richartz-Museum und der neu gepflasterten Gürzenichstraße. Der Kulturpfad reicht bis zur Freitreppe an St. Maria Kapitol. Bis es so weit ist, wirkt das Stadtzentrum jedoch wohl noch einige Jahre wie eine große Baustelle.


Attraktive Lage für Büroflächen

80 Prozent der Flächen des gesamten Laurenz Carré sind laut Gerch bereits vermietet. Erst vor kurzem unterzeichnete die Boston Consulting Group einen Mietvertrag über die 7800 Quadratmeter Bürofläche, die im neuen Nordteil gegenüber des Roncalliplatzes entsteht. Der Großteil der bereits vergebenen Flächen befindet sich in den oberen Etagen.

Einzelhandel und Gastronomie im Erdgeschoss wird in der Regel später vermietet. Für Mathias Düsterdieck, Vorstandsvorsitzender von Gerch, ist das ein Zeichen dafür, dass trotz der angespannten Markt- und Wirtschaftslage weiterhin ein großes Interesse an hochwertigen und modernen Büroflächen besteht. Die zentrale Lage im Herzen Kölns wird ebenfalls einen Teil zur hohen Nachfrage beitragen. (rom)

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