Die Schull- un Veedelszöch standen im vergangenen Jahr knapp vor dem Aus. Was dann passierte, damit war nicht zu rechnen.
Steigende KostenSo steht es um die Schull- un Veedelszöch im Kölner Karneval

Eine Schulgruppe bei den Zöch am Karnevalssonntag
Copyright: Thomas Banneyer
Beruhigt schlafen kann Bernhard Conin schon länger wieder. Der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums hatte Alarm geschlagen, weil die Schull- un Veedelszöch nach massiven Kostensteigerungen vor dem Aus gestanden hatten. Nach einer Welle der Unterstützung im vergangenen Jahr konnten die Freunde und Förderer, die die Zöch ausrichten, aufatmen. „Wir haben vorerst wieder Ruhe“, sagt Conin. „Aber wir werden weiter auf Hilfen angewiesen sein.“
Am Mittwoch trafen sich rund 90 der 230 Mitglieder zum traditionellen Hämmchenessen im Gürzenich. Conin blickte zurück auf die dramatische finanzielle Lage, aber auch die zahlreichen Hilfen. Die Stadt hat in diesem Haushaltsjahr 75.000 für die Unterstützung der Zöch vorgesehen, im vergangenen Jahr waren es 50.000 Euro gewesen. Zuvor hatten die Brauchtumsförderer lediglich 7700 Euro als Zuschuss für Musikkapellen erhalten. „Wir hoffen, dass wir das Geld trotz der Haushaltssperre bekommen“, sagt Conin. „Noch ist es nicht auf dem Konto.“ Es hatte zudem zahlreiche Einzelspenden, auch im fünfstelligen Bereich gegeben, allein der einstige Rimowa-Geschäftsführer Dieter Morszeck hatte 200.000 Euro überwiesen. Auch der Verkauf der Solidarität-Pins brachte 10.000 Euro ein (siehe Info-Text).
Mit steigenden Kosten haben die Brauchtumsfreunde wohl auch künftig zu tun. „Wir wissen jetzt schon, dass die Sicherheitsdienste um acht Prozent teurer werden“, sagt Conin. Auch die Sanitätsdienste und die Musikkapellen dürften weiter die Kosten erhöhen. Zudem wollen die Veranstalter der Zöch die Zuwendungen für die rund 50 teilnehmenden Schulen von 250 auf 500 Euro erhöhen. Conin: „Wir wissen, dass mehrere Schulen ohne die Unterstützung nicht mitgehen würden. Das darf nicht sein.“ Die Kosten für die Ausrichtung der Schull- un Veedelszöch belaufen sich insgesamt auf rund 300.000 Euro.
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Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums: Antrittsbesuch des neuen OB
Seinen Antrittsbesuch bei den Freunden und Förderern absolvierte Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD). Er erhielt als „geborenes Mitglied“ des Vereins den Bürgerorden und bedankte sich mit einer rhetorischen Verbeugung vor dem Brauchtum. Es sei viel mehr als nur jedes Jahr das gleiche zu tun, Brauchtum bedeute „Halt“. „Mir liegt viel am Zusammenhalt.“ Als Conin dem OB später augenzwinkernd ankündigte, man werde doch sicher auch im nächsten Jahr wieder den „Tag der kölschen Sproch“ im September im Rathaus absolvieren, nickte der neue OB wohlwollend.

Johanna Cremer, Ozan Akhan, Bernhard Conin, Biggi Wanninger, Dominik Bayartz.
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Ehre wurde auch der Stunksitzung zuteil. Längst hat es Umarmungen zwischen den 1984 an den Start gegangenen alternativen Vertretern des Karnevals und den ordentlich Organisierten gegeben. Nun durften Biggi Wanninger und Ozan Akhan eine rührend-schöne Laudatio hören. „Wir ehren Institutionen, die sich um das kölnische Brauchtum verdient gemacht haben“, sagte die Geschäftsführerin der Brauchtumsfreunde, Johanna Cremer, „aber wir ehren auch eine Haltung.“ In den vergangenen mehr als 40 Jahren habe sich die Stunksitzung etabliert, sie sei heute nicht mehr alternativ im Sinne einer Gegenbewegung, aber sie sei eine Alternative. „Die Stunksitzung hat den Karneval verändert.“
„Ich bin platt“, sagte Biggi Wanninger. „So etwas Schönes hören wir nicht oft über uns.“ Sie nutzte die Gelegenheit, um ebenfalls um Unterstützung fürs Brauchtum zu bitten. Der Stunksitzung gehe es trotz Kostendrucks vergleichsweise gut. Aber die Kollegen von „Fatal banal“ richten aufgrund der Kostenentwicklung in dieser Session keine Veranstaltungen aus. „Auch die Immisitzung braucht Hilfe“, sagte Wanninger weiter. Dann gab sie noch den Sitzungspräsident „Stiefels Jupp“ und sang zwei Lieder, vom „Mariechenhof“, einem Gnadenhof für ausgemusterte Mariechen, und dem Schunkeln an sich. Im Saal fremdelte niemand damit.
Solidaritäts-Pin

Der Anstecker für die Schull- und Veedeszöch 2026.
Copyright: Thomas Banneyer
2200 Pins verkauften die Freunde und Förderer im vergangenen Jahr und konnten dadurch Einnahmen von rund 10.000 Euro generieren. In diesem Jahr gibt es eine neue Version des Ansteckers für die Schull- und Veedelszöch. Produziert wurden 3300 Stück, die Einnahmen sollen enstprechend steigen.
Der Anstecker kostet zehn Euro - ein schönes Geschenk in der Adventszeit, empfahl Bernhard Conin.
