Ein toter obdachloser Mann ungarischer Herkunft wurde auf dem Breslauer Platz gefunden. Ein Fremdverschulden scheint ausgeschlossen.
Breslauer PlatzToter Obdachloser auf Sitzbank am Kölner Hauptbahnhof gefunden

Auf dem Breslauer Platz ist am Freitag ein Obdachloser gestorben.
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Sie nannten in „Tata“, was in Ungarn eine väterliche Figur bedeutet oder Papa heißt. Ein Obdachloser ist am Freitagvormittag tot auf einer Bank am Breslauer Platz aufgefunden worden. Für einige aus der Obdachlosen-Szene war der Mann ein Freund. „Wir haben ihn Papa genannt, weil er schon älter war“, sagte ein Obdachloser im Gespräch mit der Rundschau.
Der tragische Fall am Breslauer Platz ist gegen 9.45 Uhr bekannt geworden. Der Mann lag regungslos auf einer Bank, am Rande zum Abgang zu den KVB-Gleisen. Zeugen hatten die Polizei gerufen. „Fremdverschulden können wir derzeit ausschließen“, sagte ein Polizeisprecher der Rundschau. Ermittler des KK 11, zuständig für Todesermittlungen, eilten zum Breslauer Platz und machten sich ein Bild von der Situation. Die Beamten fragten weitere Obdachlose, ob sie den Verstorbenen kannten und ob sie seinen Namen wüssten. Dies fiel negativ aus. Ein Ermittler kümmerte sich um einen Befragten und betonte immer wieder, dass er nicht vergessen sollte, Wasser zu trinken, besonders in der Hitze.
Tod des Obdachlosen schnell bekannt
Der Tod des Obdachlosen sprach sich schnell in der Szene herum. Männer und Frauen aus der Obdachlosen-Szene kamen immer wieder zum aufgebauten Sichtschutz der Polizei und waren sichtlich angefasst. Eine Frau sagte: „Er lebte seit ungefähr einem halben Jahr am Hauptbahnhof. Ich habe noch gestern neben ihm auf der Parkbank gesessen“. Und weiter: „Wir haben hier tagsüber unsere Zeit verbracht. Er war sehr nett. Hat aber nicht viel geredet“, berichtete die Frau. Er soll regelmäßig sehr viel getrunken haben, sagten von der Polizei befragte Obdachlose. Der Verstorbene soll etwa 60 Jahre alt sein. Im Winter habe sich der Mann im Hauptbahnhof aufgehalten: „Er ist hier bekannt“. Im Sommer sei sein Platz der Hinterausgang des Hauptbahnhofes geworden. Die Stimmung unter den Obdachlosen am Breslauer bezeichnete die Frau als „nicht aggressiv“. Allerdings sei ihr am Donnerstag das Gepäck gestohlen worden, mit Personalausweis. Wer das war, wisse sie nicht. Die Polizei konnte den Mann noch nicht identifizieren. Auch zur Todesursache konnten noch keine Angaben gemacht werden. Ob der Leichnam obduziert wird, ist noch nicht geklärt. Wie lange der Mann auf der Bank schon tot lag, ist bisher nicht bekannt.
Umgang mit Obdachlosen in Not
Was kann ich tun, wenn ich einen obdachlosen Menschen treffe, dem es scheinbar nicht gut geht?
„Wenn er ansprechbar ist, fragen, ob und welche Hilfe notwendig ist. Zum Beispiel Krankenwagen rufen oder einen Wärmebus informieren, der die Person gegebenenfalls in eine Notschlafstelle bringen kann“, teilte die Diakonie mit. Wenn die Person nicht reagiere, sie möglichst in stabile Seitenlage bringen und einen Krankenwagen rufen.
Der Malteser-Hilfsdienst appelliert an die Bürger, das Gespräch mit den Obdachlosen zu suchen: „Es kostet Überwindung und man muss damit rechnen, abgewiesen zu werden. Dennoch: Viele Obdachlose freuen sich sehr über ein Gespräch. Denn neben Armut, Kälte und Hunger ist auch die soziale Isolation sehr zermürbend“. Am Hauptbahnhof und am Eigelstein ist in den vergangenen Wochen häufig zu sehen, dass Rettungskräfte gerufen werden, weil Passanten befürchten, ein Obdachloser sei nicht mehr am Leben. Wenn die Sanitäter kommen, stehen die schlafenden oder mutmaßlich betrunkenen Obdachlosen auf, gehen ein Stück und legen sich wieder hin – so geschehen kürzlich vor einem Lokal am Eigelstein.
Der tragische Fall vom Freitag ist nicht der erste Todesfall am Hauptbahnhof unter Obdachlosen. Im Juli 2022 starb ein 57-Jähriger vor einer Bäckerei auf dem Bahnhofsvorplatz. „Es ist schwierig zu erkennen, ob eine Person schläft oder nicht mehr lebt“, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei damals. Die Beamten würden regelmäßig an auf dem Boden liegende Obdachlose herantreten und schauen, wie es ihnen geht. Der Mann, den alle nur „Frankie“ nannten, war im Hauptbahnhof bekannt. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Deutschen Bahn sagte, dass er sich um ihn gekümmert habe. Im Gespräch mit den Obdachlosen berichtete er, dass er dem Mann einen Rollator besorgt habe, damit er sich fortbewegen kann. „Er war ein Guter“, sagte die Sicherheitskraft damals.