Ralf Paul verkauft die Comicreihe „Die Domspitzen“ auf dem Weihnachtsmarkt.
Comic „Die Domspitzen“Geister Leopold und Rudolph bewachen den Dom

Seit 2016 verkauft Ralf Paul die Comics auf dem Kölner Weihnachtsmarkt.
Copyright: Gülşah Zeytin
Der Dom wird niemals fertig, sagen die Kölnerinnen und Kölner. Ganz zum Leidwesen von Rudolph und Leopold. Seit knapp 800 Jahren sitzen die beiden Geister nun fest und müssen den Dom bewachen. Ins Jenseits dürfen sie erst, wenn er fertig ist – also wohl nie.
Wer Rudolph und Leopold nicht kennt, muss sich nicht wundern: Erwachsene können die beiden ohnehin nicht sehen. Außerdem sind sie eine Erfindung der Brüder Guido und Ralf Paul aus der Comicreihe „Die Domspitzen“. Ralf Paul zeichnet die Comics und verkauft sie seit 2016 auf den Kölner Weihnachtsmärkten. Mittlerweile betreibt er seinen Stand auf dem Weihnachtsmarkt „Heinzels Wintermärchen“ in der sogenannten „Spielzeuggasse“.
„Das Besondere daran ist, dass man nicht direkt erkennt, dass es sich um einen Comic, Tourguide und Stadtführer in einem handelt“, erzählt der Comiczeichner. Sein Verkaufsgespräch hat er perfektioniert: In einer Minute erklärt er den Besucherinnen und Besuchern des Standes, worum es im Heft geht. „Wir haben mehrere Geschichtsbücher über Köln gelesen und haben daran die Geschichte aufgebaut.“
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Geschichte beginnt im Jahr 1248
Zu Beginn des Comics sind Leopold und Rudolph noch am Leben – im Jahr 1248. Zu dem Zeitpunkt wollte Erzbischof Konrad von Hochstaden einen neuen Dom erbauen. Dort stand noch der Vorgängerbau, der Hildebold-Dom. Der Erzbischof gab Leopold und Rudolph den Auftrag, das Gebäude abzureißen. Damals wurden dafür im Inneren Holzstützen eingesetzt und gezielt angezündet.
Kölsche Buben und Mädchen wissen, was dann geschah: Der Dom brannte fast vollständig ab. Daran ist niemand anderes als Leopold und Rudolph Schuld, die ein Lagerfeuer im Gebäude entfachten. Blöd nur, dass sie beim Brand selbst umkamen – gemeinsam mit obdachlosen Menschen, denen sie Geld abluchsten und sie dafür im warmen Dom übernachten ließen. So bekamen es Leopold und Rudolph vom Erzbischof verboten, es sich im Jenseits mit Kölsch und Himmel un Ääd bequem zu machen.
„Da es am Dom immer etwas zu bauen gibt, wussten wir, dass Leopold und Rudolph als Figuren bleiben werden“, sagt Paul. Zwei Comics der „Domspitzen“ sind bereits veröffentlicht, der dritte Band erscheint im Februar. Ein vierter folgt zur Weihnachtszeit 2026. Das Geschäft laufe gut: „Die Comics sind ein gutes Weihnachtsgeschenk.“ Den Erfolg der Reihe sagte sein Bruder Guido Paul voraus: „Wenn der Dom drauf ist, haben wir eine Million Verrückte, die das Ding kaufen werden.“
Geister sind für Aufbau des Doms verantwortlich
Unrecht hatte er nicht, denn vor der Veröffentlichung der „Domspitzen“ hätten sie mit den Comics kaum Geld verdient. „Die Szene ist in Deutschland recht klein“, so Paul. Mittlerweile habe er sich einen Namen gemacht und veröffentlicht die Hefte mit dem eigenen Verlag. Der einzigartige Aufbau des Doms ist – zumindest im Comic – das Werk von Leopold und Rudolph.
Die Geister sind charmant in die Geschichte eingeflochten: Rudolph brachte Sulpiz Boisserée dazu, den preußischen König vom Weiterbau zu überzeugen. Ein geisterhafter Tritt und eine Papierkugel genügten. Leopold wiederum brach in die Redaktion des Rheinischen Merkurs ein und schrieb den berühmten Artikel, der den Dom zum Nationaldenkmal erklärte – und damit den Weiterbau vorantrieb. So wurde der Dom zu dem, was er heute ist. Doch leider fallen immer mal wieder Ziegel von der Decke – und die Geister werden zurück auf die Domspitzen teleportiert.
