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Scharfe KritikMillionen-Sanierung des WDR-Filmhauses verzögert sich erneut

4 min
Die neue Fassade des WDR-Filmhauses an der Tunisstraße ist nahezu fertig.

Die neue Fassade des WDR-Filmhauses an der Tunisstraße ist nahezu fertig.

Der Endspurt der Sanierung des WDR-Filmhauses dauert länger als geplant. Das Projekt stand aufgrund der Kosten mehrfach öffentlich in der Kritik.

Es ist die erneute Verzögerung einer umstrittenen Sanierungsgeschichte. Auf Anfrage der Rundschau hat der WDR mitgeteilt, dass das Filmhaus an der Nord-Süd-Fahrt nicht wie zuletzt geplant im Sommer dieses Jahres, sondern erst Ende 2025 fertig wird.

„Der Betrieb im neuen Filmhaus startet voraussichtlich zum Jahresende, wenige Monate später als geplant“, erklärt eine Sprecherin des WDR. Auf die Frage, wie es zu dem erneuten Zeitverzug kommt, antwortet die Rundfunkanstalt: „Alle übrigen baulichen und technischen Arbeiten, die für die Inbetriebnahme des Gebäudes notwendig sind, laufen planmäßig. Die Bauphase am Gebäude wird in den kommenden Wochen abgeschlossen sein, die Montage der Produktionstechnik hat begonnen.“

Umzug dauert mehrere Monate

Unmittelbar nach Inbetriebnahme der Produktionstechnik sollen die Umzüge der Redaktionen und Bereiche folgen. „Um eine nahtlose Fortführung des Sendebetriebes zu gewährleisten, erstreckt sich dieser Prozess über mehrere Monate“, beschreibt die Sprecherin. Ziel sei es, dass bis zum Frühjahr 2026 rund 90 Prozent der Arbeitsplätze im Gebäude belegt sind.

Wenn die Einzüge beginnen, soll auch der Fußweg entlang des Gebäudes an der Tunisstraße wieder freigegeben werden. Immer wieder kommt es dort zu gefährlichen Situationen, weil unter anderem Touristen dort mit großen Koffern auf der viel befahrenen Straße an dem Gebäude vorbeigehen. „Der Übergang wird mit dem Beginn der Einzüge, also Ende des Jahres, wieder geöffnet“, bestätigt die WDR-Sprecherin. Konkreter als „Ende des Jahres“ wird die Sprecherin nicht.

Der Gehweg an der Tunisstraße ist weiterhin gesperrt.

Der Gehweg an der Tunisstraße ist weiterhin gesperrt.

Um die Kosten der Sanierung gibt es seit Jahren Streit. Nur eine Jahr nach dem Start 2018 war die Kostenprognose von 130 auf 240 Millionen Euro geklettert. Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) übte heftige Kritik. 2020 sperrte die Kommission Finanzmittel in Höhe von 69,1 Millionen Euro mit dem Vorwurf, dass es bei der Sanierung erhebliche Transparenzdefizite gegeben habe.

Alle zwei Jahre berichtet die KEF über den aktuellen finanziellen Rundfunkbedarf. In ihrem 24. Bericht von Februar 2024 heißt es: „Die Kommission erkennt 69,1 Millionen Euro für das WDR-Filmhaus nicht als Finanzbedarf an.“ Und weiter: „Die Kommission sieht sich in ihrer Auffassung bestätigt, dass ein erheblicher Verstoß gegen das Wirtschaftlichkeits- und Sparsamkeitsprinzip vorliegt.“

„Leistungserweiterungen am Bauvorhaben“

Auch der Landesrechnungshof NRW (LRH) kritisierte die Kostensteigerungen. In einem Prüfbericht erkläre der LRH: „Die erheblichen Kostensteigerungen des Projektbudgets sind unter anderem darauf zurückzuführen, dass Leistungserweiterungen am Bauvorhaben durch den WDR als Auftraggeber vorgenommen wurden.“ Diese Vorgehensweise widerspreche den Grundsätzen einer ordnungsgemäßen Kostenplanung. Als Reaktion plädierte die Rundfunkanstalt darauf, dass die Sanierung die wirtschaftlichste Lösung sei.

Auf Nachfrage der Rundschau erklärt der WDR nun erneut: „Es bleibt bei den 240 Millionen Euro für das Gesamtprojekt. Die Entscheidung der KEF hatte keinen Einfluss auf den Kosten- und Zeitplan des Filmhaus-Projektes.“ Auf erneute Nachfrage, wie der WDR die 69,1 Millionen Euro für die Sanierung finanziert, antwortet die Sprecherin: „Obwohl die KEF hier das WDR-Projekt Filmhaus kritisch betrachtet, setzt die Mittelsperre bei der Anmeldung für Großinvestitionen auf ARD-Ebene insgesamt an. Tatsächlich für den WDR bindend ist aber die jährliche Haushaltsplanung, in der eventuelle Rücklagen, Einsparungen und Mittelverlagerungen im größeren Umfang eingeplant und realisiert werden können.“

Die ARD und auch der WDR finanzieren sich größtenteils durch die Rundfunkbeiträge, die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Institutionen und gemeinwohlorientierte Einrichtungen bezahlen. Der WDR-Rundfunkrat hat im Dezember den Betriebshaushalt 2025 beschlossen, mit Erträgen von rund 1,66 Milliarden Euro und Aufwendungen von rund 1,62 Milliarden. Euro. Der Finanzplan, der die Einnahmen und Ausgaben im Voraus erfasst, errechnete für 2025 einen Überschuss von 177,1 Millionen Euro. Das berichtete der WDR im Januar.

Verzögerungen im Zeitplan

Die Finanzen waren bei der Filmhaussanierung aber nicht das einzige Manko. Der Zeitplan musste ebenfalls mehrfach neu angepasst werden. Nachdem 2016 die Pläne für die Modernisierung vom Architekturbüro Bucher Bründler aus Basel vorgestellt wurden, begannen die Arbeiten 2018. Ein Jahr später berichtete die Rundschau, dass die einzige Firma, die sich an der EU-weiten Ausschreibung für einen Generalunternehmer beteiligt hatte, wieder abgesprungen war. Damals war die Fertigstellung des Gebäudes noch für 2023 geplant.

Stattdessen folgte 2023 bei bereits verzögertem Zeitplan mit der außerordentlichen Kündigung des Planers für die technische Gebäudeausrüstung (TGA) ein weiterer Stolperstein. Ein sechsköpfiges Team der WDR-Gebäudewirtschaft übernahm, die Rundschau berichtete. Sieben Jahre nach dem Start der Sanierung ist nun das Ende der Arbeiten in Sicht. Wie berichtet, sollen mehrere Redaktionen sowie der crossmediale Newsroom in das Gebäude einziehen, ebenso wie Teile der Produktion und Verwaltung.