„Herrschaft der Schuhkarton-Mafia“Wie unsere Leser über das Aus für Kölns Historische Mitte denken

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Nicht gelungen, findet unser Leser: Er ist froh, dass die Historische Mitte nicht kommen wird.

Nicht gelungen, findet unser Leser: Er ist froh, dass die Historische Mitte nicht kommen wird.

Die Aufgabe des Großprojektes „Historische Mitte“ am Dom erleichtert viele unserer Leser. Hier eine Auswahl der eingesandten Leserbriefe.

Es ist eine Schande, wie das eigentliche Aushängeschild, die Altstadt der Stadt Köln immer weiter verkommt. Man kann den Eindruck gewinnen, dass hier seit Jahren Dilettanten planen und organisieren. Gleiches gilt für die Innenstadt. Bürger fühlen sich abends auf der Straße nicht mehr sicher. Die Kosten der Opernsanierung explodieren, die Gründe seien unter anderem die Insolvenz einiger Firmen und die stark erhöhten Handwerkskosten. Welche qualitativ hochwertigen Verträge macht die Stadt Köln, dass sich hier ein Projekt nach dem anderen jahrelang verzögert oder sogar stoppt? Kölner Bürger schließen mittlerweile bei jedem neuen Bauprojekt der Stadt Wetten darüber ab, wie sehr sich die Kosten im Laufe des Bauprojekts erhöhen und wie viel Jahre verlängern.

Das Laurenzcarré ist ein weiteres katastrophales Beispiel für schlechte und vielleicht auch realitätsferne Planung. Sozialwohnungen in einem solch teuren Objekt? Das „Loch am Roncalliplatz“ wird nicht geschlossen, wenn die Stadt sich nicht bewegt. Innovative Ideen sind schön, wenn man es sich leisten kann. Wenn es so weitergeht wie in den letzten Jahren, sehe ich Köln nur noch als Partymeile ohne jeglichen kulturellen und historischen Wert. Auch wenn ich es ungern sage, vielleicht sollte sich Henriette Reker mal in Düsseldorf erkundigen, wie man eine attraktive und lebenswerte Innen-und Altstadt (wieder) herstellen kann.

In der Tat ist es Zeit für Realismus und vielleicht auch notwendigen Pragmatismus. Es muss schnell geplant und gehandelt werden. Man möchte die Altstadt möglichst autofrei, aber nicht ein Kinderspielplatz ist weit und breit vorhanden. Geht es hier um persönliche Prestigemodelle oder vergisst die Stadtpolitik, dass Menschen dort leben?

Viele Bürger aus dem Umland kommen erst gar nicht mehr zum Shoppen nach Köln, da die Hinfahrt aufgrund unzähliger Baustellen schon abschreckt. Dutzende Fahrbahnen wurden zugunsten der Radfahrer gesperrt. Da wie so häufig nur von A bis B gedacht wurde, ist die Zufahrt von der Rheinuferstraße ein einziges Staufiasko. Die Innenstadt selbst wird immer unattraktiver, da viele Geschäfte, nicht zuletzt aufgrund immer währender Baustellen, aufgeben.

Alex Hertwig, Köln


Die sogenannte Historische Mitte steht auf der Kippe. Was für eine Chance für Stadtmuseum und Stadtbild! Es gibt ein Köln-Bonner Magazin für Architektur, sein Name lautet „Cube“, zu Deutsch: Würfel. Eine passendere Bezeichnung für eine Zeitschrift mit dieser Themenstellung hätte sich wohl kein kölscher Grielächer ausdenken können. Wenn ich als Architektenenkel Revue passieren lasse, was in den letzten Jahrzehnten an exponierten Stellen der Kölner Altstadt erbaut wurde, dann ertappe ich mich dabei, dass so etwas wie eine Verschwörungstheorie in mir hochkommt als ob eine Art kubistischer Würfel- oder Schuhkarton-Mafia in Architekturwettbewerben die Herrschaft übernommen hätte. Dabei gilt freilich: Keine Regel ohne Ausnahme! Man denke an das heutige Museum Ludwig mit seinem Industriehallendach oder an den Bau an der Rheinuferstraße am alten Katharinengraben. Der sieht nicht schon auf den ersten Blick aus wie ein Schuhkarton, sondern wie schlampig übereinandergestapelte Stiefelkartons.

Die aktuelle Entwicklung um die sogenannte Historische Mitte rettet mit Kurienhaus und RGM-Verwaltung vielleicht zwei alte Kinderschuhkartons, aber das ist allemal besser als zwei überdimensionierte neue Schuhkartons am Dom. Damit haben wir uns zu lange aufgehalten.

Rolf Schmidt, Köln


Anbei mein Vorschlag für die historische Mitte: Römisch Germanisches Museum abreißen, Exponate ins Zeughaus. Es entfallen Kosten. Museum Ludwig abreißen. Kunstwerke /Exponate als separate Abteilung ins kölnische Stadtmuseum. Kosten werden reduziert. Stadtmuseum abreißen, an der Stelle neu errichten, wo jetzt das Loch für das Laurenz Carré gähnt. Ergebnis: Ein schöner freier Platz Richtung Rheinufer. Sollte toll gestaltet werden, gute Beispiele werden sich in vielen Städten der Welt finden lassen. Nur das Hotel und die Philharmonie unterbrechen dann noch die Achse zum Rhein. Der Dom kommt besser zu Geltung.

Ingo Faßbender, Köln

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