Fünf Tage war Oberbürgermeisterin Henriette Reker in Tokio zu Gast und hat unter anderem die Partnerstadt Osaka besucht. Über ihre Auslandsreisen in knapp zehn Jahren sprach mit ihr Jens Meifert.
Kölns OB Reker in Tokio„In Shanghai bin ich mal verloren gegangen“

Henriette Reker in einem der vielen Gespräche, die sie auf ihrer Reise in Japan geführt hat.
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Sie waren mit der Messe in Tokio, haben die Expo in Osaka besucht und waren auch in der Kölner Partnerstadt Kyoto. Was bedeuten diese Beziehungen?
Das ist ein starkes Band für die deutsch-japanische Freundschaft. Die Partnerschaft besteht schon seit über 60 Jahren und wurde intensiv gepflegt. Durch gegenseitige Besuche, aber auch einen permanenten Austausch. Auf der kulturellen Ebene, aber auch in der Bildungsarbeit. Zum 50. Geburtstag sind Bäume gepflanzt worden, die durfte ich besuchen, das ist schon sehr besonders, wenn dann Menschen vor Ort dabei sind. Oder wenn Kinder Bilder malen, die ich dann dem japanischen Botschafter zeige.
Sie haben auch Tokio erlebt, das ist eine Metropole, deren Größe kaum zu fassen ist: 38 Millionen Menschen leben im Großraum. Sie funktioniert dennoch gut. Was nehmen Sie für Eindrücke mit?
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Ich kann mir kaum vorstellen, was es heißt, eine solch große Stadt zu steuern. Das heißt ja, sie mit Lebensmitteln zu versorgen, die Abfälle zu entsorgen. Es gibt hier eine sehr homogene Gesellschaft, die sehr achtsam mit ihrer Umwelt umgeht. Es gibt zwar kaum Mülleimer, aber es ist dennoch alles sauber. Jeder gibt acht bei der Müllentsorgung und regelt das sehr zuverlässig. Das ist eine andere Lebensweise. Ich stelle auch fest, dass Einrichtungen, die durchaus in die Jahre gekommen sind, hier noch gepflegt wirken und daher intakt geblieben sind. Die Menschen sind sehr respektvoll und nehmen Rücksicht. Man hat das Gefühl, jeder möchte die Aufgabe, die ihm zugewiesen wird, auch erfüllen.
Das haben Sie offenbar bei der Eröffnung der Messe Orgatec gemerkt?
Ja, es gab eine regelrechte Regieanweisung für die Zeremonie. Wir (Messechef Gerald Böse war mit dabei/Anm. der Red.) sollten das Band durchschneiden, aber es wurde genau festgelegt, wann und an welcher Stelle man es durchzuschneiden hatte. Und die Schnipsel des Bandes durften wir nicht in der Hand behalten, das hat eine junge Dame unter Stress gesetzt, dann wurden die Bänderstücke eingesammelt. Das hätte bei uns niemand aufgehoben.
Sie haben im Laufe ihrer beiden Amtszeiten, nun fast zehn Jahre, viele Auslandsreisen unternommen. Wissen Sie eigentlich, wie viele es waren?
Ich habe Sie nicht gezählt, aber so viele waren es nun auch nicht. Ich war nicht in allen Kölner Partnerstädten. Das sind mehr als 20. In Peking und Istanbul war ich mehrfach. Ich habe schon auch Schwerpunkte gesetzt, weil ich das so wollte. In Dnipro in der Ukraine war ich leider nicht.
Gibt es etwas, was Sie besonders in Erinnerung behalten?
Ich habe Menschen getroffen, denen ich sonst nie begegnet wäre. Man erlebt natürlich unglaublich viel in diesen Begegnungen. Und auch das: In Shanghai bin ich einmal im Hotel verloren gegangen, weil es verschiedene Fahrstühle gab, und ich nicht begriffen hatte, dass man umsteigen muss. Also kam ich nicht mehr in die Lobby (lacht), das war verhältnismäßig schwierig.
Wie schauen unsere Partnerstädte auf Köln?
Das Bild von Köln in der Welt ist rundweg positiv, einfach weil Köln eine sehr positive Ausstrahlung hat. Viele andere Großstädte haben nicht diese Nähe, wie wir es haben, diesen dichten Innenstadtkern, dass man von Deutz auf den Dom und die Altstadt schaut. Außerdem haben die Kölner das Talent, neugierig auf Fremdes zu sein. Wenn man in Köln nach dem Weg fragt, wird auch zurückgefragt, was man denn da will. Das gefällt den Besuchern. Andererseits hat der Kölner auch immer eine Idee, wie es besser ginge in seiner Stadt. Und da fällt ihm viel ein.
Sie waren nun mit der Kölnmesse in Tokio und Osaka, Sie sind Aufsichtsratschefin des Unternehmens. Wie wichtig ist die Messe für den internationalen Austausch?
Die Kölnmesse ist unglaublich wichtig. Konrad Adenauer hat die Messe vor 101 Jahren gegründet, weil er Wandel durch Handel wollte. Aber Köln hat schon immer vom Handel gelebt. In Köln selbst ist gar nicht so bekannt, dass die Messe heute auch auf anderen Kontinenten viele Veranstaltungen betreibt, und das bestimmt die Internationalität der Stadt doch sehr mit. Ich war in Brasilien, wo die Gamescom für Lateinamerika das zweite Mal stattfand, es war großartig zu sehen, dass wir da die richtigen Player zusammenbringen. Und ich freue mich schon auf den nächsten Besuch des Oberbürgermeisters von Rio, Eduardo Paes, zu dem ich ein sehr gutes Verhältnis habe.
Zur Person
2015 wurde Henriette Reker (68) erstmals ins Amt der Kölner Oberbürgermeisterin gewählt. Die studierte Juristin ist als Kind in Bickendorf aufgewachsen. Sie ist parteilos, wurde bei ihrer ersten Kandidatur von einem breiten Bündnis aus CDU, Grünen und FDP unterstützt, bei ihrer zweiten Bewerbung nur noch von Schwarz-Grün. Ihr Amtsantritt war überschattet von einem Attentat, das am letzten Wahlkampftag auf sie verübt wurde.
Reker war vor der Übernahme des Oberbürgermeisteramtes Sozialdezernentin in der Kölner Stadtverwaltung. Vorher hatte sie die gleiche Position in Gelsenkirchen innegehabt. Ende vergangenen Jahres hatte sie lange offengelassen, ob sie erneut für das Amt der Oberbürgermeisterin antritt oder nicht.
Letztlich hat sie dann im Januar, als die großen Parteien ihre Bewerberinnen und Bewerber aufgestellt hatten, ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur öffentlich erklärt.
In jüngster Zeit hatte Henriette Reker vor allem die Verwahrlosung der Stadt zum Thema gemacht. Immer wieder meldete sie sich aber auch zu internationalen politischen Themen zu Wort.
So kritisierte sie die türkische Regierung für die nhaftierung ihres Istanbuler Amtskollegen Ekrem Imamoglu. (füb)