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Kommunalwahl in KölnNiederlage für Greitemann und die CDU

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Erklärungsversuche: Markus Greitemann (r.) sah viele lange Gesichter am Wahlabend bei der CDU.

Erklärungsversuche: Markus Greitemann (r.) sah viele lange Gesichter am Wahlabend bei der CDU.

Ernüchterung bei der Kölner CDU: OB-Kandidat Markus Greitemann verpasst mit 19,47 Prozent die Stichwahl deutlich, die Partei verliert im Stadtrat weiter an Boden.

8533 Stimmen Rückstand hatte Markus Greitemann, als um 22.48 Uhr alle Stimmbezirke ausgezählt waren. Der Oberbürgermeisterkandidat der Kölner CDU landete am Ende mit 19,47 Prozent auf Rang drei, knapp hinter seinem SPD-Konkurrenten. Berivan Aymaz von den Grünen erhielt schließlich 39.676 Stimmen mehr als der Sauerländer.

CDU-Rückschlag in Köln: Enttäuschung trotz landesweitem Trend

Als Greitemann sich um 20.41 Uhr sichtlich geknickt vor im Takt klatschende CDU-Mitglieder stellte, waren es noch mehr als 9000 Stimmen Rückstand. Die erste Analyse kam jedoch von Parteichefin Serap Güler: „Wir haben es leider nicht geschafft, vom NRW-Trend zu profitieren. Man muss es nicht schönreden, wir haben diese Wahl leider verloren. Das Ergebnis ist enttäuschend.“ Gratulation gab es von Güler für die Anderen nur „anstandshalber.“ Für sie sei es einer der schmutzigsten Wahlkämpfe gewesen, die sie in Köln erlebt habe. Sie kündigte Konsequenzen an, weil sie den Wahlkampf der Bündnispartner am schmutzigsten wahrgenommen habe. Zu potenziellen Gesprächen über ein erneutes Bündnis mit den Grünen sagte sie: „Einfach wird es nicht. Im Moment kann ich es mir nur schwer vorstellen.“

Greitemann enttäuscht, aber entschlossen als Baudezernent

Der Kandidat selbst erklärte: „Ihr seid die Partei, die mich getragen hat und ich danke für das Vertrauen, das ihr mir entgegengebracht habt. Natürlich bin ich tief enttäuscht darüber, dass ich nicht in die Stichwahl gekommen bin. Ich hätte gern Verantwortung für die Stadt übernommen, die ich wirklich liebe. Deswegen werde ich mich jetzt wieder mit aller Kraft als Baudezernent einsetzen.“ Greitemann ziehe in Erwägung, in einigen Wochen Gespräche über eine potenzielle weitere Amtszeit als Beigeordneter zu führen.

CDU feiert zu früh: AfD-Erfolg schmälert Freude

Als um 18 Uhr die erste Prognose für die landesweite Stimmungsverteilung über die Leinwand läuft, jubelte die CDU noch verlegen. Rund 34 Prozent im landesweiten Trend sorgten zumindest für Applaus. Dass das ein Verlust gegenüber der Bundestagswahl im Februar von 0,3 Prozent bedeuten würde, verzückte weniger. Nur Sekunden später gab es doch Bravo-Rufe im Consilium, dem Restaurant am Rathaus, in dem die CDU Köln ihren Wahlabend feierte. In dem Moment, in dem 8,5 Prozent Verlust der Wählerstimmen für die Grünen landesweit prognostiziert wurden. Allerdings verging auch dieser Moment im Flug, das Erstarken der AfD mit möglicherweise 16 Prozent in NRW ließ die Freude verstummen.

CDU verliert in Köln: Alle großen Parteien mit Verlusten

Um 23.54 Uhr war auch der letzte der insgesamt 1006 Stimmbezirke (503 Briefwahl) ausgezählt. Nach 21,49 Prozent bei der Kommunalwahl 2020 standen bei der CDU nur noch 19,89 Prozent der Stimmen zu Buche. Damit lag die CDU auf Rang zwei vor der SPD mit 19,88 Prozent, die beiden trennten nur 43 Stimmen. Alle drei großen Volksparteien mussten in Köln Verluste einstecken. Dagegen legten Die Linke und die AfD deutlich zu. Dazu erklärte Serap Güler: „Das muss uns als Demokraten alle aufschrecken.“

Serap Güler: CDU-Tiefpunkt und Reputationsverlust

Güler sprach beim Ergebnis von einem „Tief der CDU Köln“. Man dürfe aber nicht vergessen, wo die Partei herkomme. „Wir können froh sein, dass Markus Greitemann in so einer desolaten Situation, in der die Partei steckte, sich bereit erklärt hat, für diese Partei ins Rennen zu gehen. Das ist für ihn auch ein Reputationsverlust.“

Eine Wahlempfehlung für die Stichwahl wolle die Vorsitzende nicht im Alleingang an ihren Kreisverband nicht richten. „Wir werden morgen mit den Parteigremien zusammenkommen und das gemeinsam entscheiden.“ Die ersten Gespräche soll es bereits am Montagmorgen geben. Denn Güler hat Sitzungswoche im Bundestag und muss nach Berlin. Der geschäftsführende Vorstand soll deswegen schon am frühen Morgen zusammenkommen, bevor um 9 Uhr die Fraktion erstmals zusammenkommt. Dem Vernehmen nach soll bereits am Montag der Fraktionsvorsitz gewählt werden. Am Abend steht dann ein Treffen des Gesamtvorstands des Kreisverbands an.

Wahllistenchaos bei Ratswahl: Fehler bei Listenplatzierung

Bei der Ratswahl bestand aber noch ein anderes Problem: Die Ratskandidatin und stellvertretende Parteivorsitzende Ira Sommer konnte ihren leichten Frust nicht verstecken. Die CDU-Mitglieder hatten sie im vergangenen November bei ihrer Aufstellungsversammlung auf Listenplatz drei gewählt, aber zur Wahl rutschte sie auf Rang vier ab. Dafür stand Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz plötzlich auf Rang drei.

Der Grund laut Angaben der CDU: Menschliches Versagen. Die Liste ist falsch beim Wahlamt der Stadt Köln eingereicht worden, bestätigte der Vorstand auf Nachfrage der Rundschau. Der Fehler sei auf der Geschäftsstelle geschehen, die die Liste ans Wahlamt übermittelt. Zwischen der Aufstellungsversammlung im November 2024 und der Frist für die Abgabe am 7. Juni dieses Jahres wechselte der Vorstand und auch die Geschäftsführung.

Direktmandat sichert Ira Sommer Platz im Stadtrat

Zu den Konsequenzen gab es am Wahlabend kein offizielles Statement. Dem Vernehmen nach gilt die Liste, die in der öffentlichen Bekanntmachung der zugelassenen Wahlvorschläge durch die Stadt veröffentlicht wird. Ira Sommer sicherte sich ihren Platz im neuen Stadtrat schließlich erneut per Direktmandat. Im Wahlbezirk 28 – Chorweiler 1 erhielt sie 31,97 Prozent (2953) der Stimmen und setzte sich damit auch gegen den OB-Kandidaten der AfD, Matthias Büschges, durch, der 17,71 Prozent der Stimmen erhielt.

CDU holt 18 Sitze: Neue Gesichter im Stadtrat

Insgesamt erhielt die CDU 18 Plätze, in elf Wahlbezirken zogen Ratskandidaten der Union direkt ein: neben Teresa de Bellis-Olinger, Constanze Aengenvoort, Martin Erkelenz und Dirk Michel auch Fraktionschef Bernd Petelkau. Mit Oliver Kehrl, Stefan Götz, Kristian Beara und Thomas Welter zogen auch neue CDU-Gesichter direkt in den Stadtrat ein. Auch dazu gehört Harald Borchers, der im Wahlbezirk 41 Mülheim II eine neue Definition für ein enges Rennen in der Wahlnacht lieferte: Mit 1695 Stimmen (22,28 Prozent) betrug sein Vorsprung auf Sven Kaske von der SPD gerade einmal zwei Stimmen (1693). Über die Liste zog Niklas Kienitz in den Stadtrat ein, ebenso wie Helge Schlieben, Eric Haeming, Ralph Elster, Kerstin Preuss, Mario Schmitz und Engelbert Rummel.