Kölns 2000 Jahre altes Römerdenkmal wird für über eine halbe Million Euro restauriert. Ein Detail sorgt für Verzögerungen: Zu Karneval muss das Baugerüst weichen.
Römerturm in KölnDringende Sanierung des antiken Wahrzeichens beginnt

Ein herausgebrochener Stein aus der Fassade des alten Römerturms an der Zeughausstraße.
Copyright: Nabil Hanano
Der Stolz der Römer auf ihre Colonia Claudia Ara Agrippinensium sollte weithin sichtbar sein. So umgab die mächtige Siedlung einst eine Stadtmauer, die nicht nur wehrhaft, sondern auch höchst anspruchsvoll war. 19 Türme, vier Kilometer Länge und besonders an den Eckpunkten mit einem einzigartigen mosaikhaften Mauerwerk. Von den meisten dieser Türme weiß man noch, wo sie standen, viel mehr aber auch nicht.
Die größtmögliche Ausnahme befindet sich an der Zeughausstraße und ist lebendiger Bestandteil der Kölner Stadtgeschichte – der Römerturm. Wobei „lebendig“ relativ ist. Die Fugen sind ausgewaschen, Steine fallen aus dem Mauerwerk, eine mauerschonende Wasserabführung gibt es nicht. Vor zwei Jahren stellte sich heraus, dass sich ganze Teile der Außenschale bis zu 16 Zentimeter vom Kernmauerwerk gelöst hatten. 95 Anker wurden zur Stabilisierung gesetzt, wenn man etwas genauer hinschaut, sieht man die Ausbauchungen des Mauerwerks immer noch. Eine Akutmaßnahme, die den Zerfall des Turmes verhindert hat.

Die Zinnen brauchen dringend neue Abdeckungen.
Copyright: Nabil Hanano
Nun folgt der zweite Schritt: das Dach dicht zu bekommen und eine Entwässerung zu verlegen, damit das Wasser nicht mehr in den Ton läuft, und die Zinnen zu festigen. Diese sind nicht römisch, sondern wurden im 19. Jahrhundert gesetzt. „Die Dringlichkeit ist sehr hoch. Es bestand die Gefahr von Abstürzen“, erklärt die ehemalige Dombaumeisterin, Barbara Schock-Werner.
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Deutsche Stiftung Denkmalschutz übergibt Fördervertrag
Dank eines Fördervertrages mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) in Höhe von 161.743 Euro und einem städtischen Beitrag von 410.000 Euro können diese Arbeiten nun durchgeführt werden. 2022 bereits hatte die DSD gemeinsam mit dem Förderverein Römische Stadtmauer zur Spendenkampagne „Der Römerturm in Köln braucht Ihre Hilfe!“ aufgerufen. „Die Zinnen befinden sich in einem stark fortgeschrittenen Schadenszustand“, sagt Alfred Schäfer vom Römisch-Germanischen Museum Köln, der Bauherrin.

Der Römerturm ohne Gerüst: Von Weitem noch gut in Schuss, bei näherer Betrachtung allerdings höchst sanierungsbedürftig.
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Auch die Abdecksteine sind stark mitgenommen. Sie werden mit einer Bleiabdeckung und einem Vorstoß-Blech aus Kupfer abgedeckt – das Kupfer wird zuerst aufgebracht und das Blei darüber gearbeitet. Sie haben noch keine Tropfkante und werden künftig mit einer Verblechung versehen, um das Mauerwerk zu schützen. Der dritte Schritt ist dann der größte: die Sanierung der Außenschale. Sie wird erst möglich, wenn die erforderlichen Gelder von rund einer Million Euro einsetzbar sind. Wenn alles gut geht, im Jahr 2027 – der Spendenaufruf läuft unvermindert weiter. Allein mit öffentlichen Geldern wird man den Abschluss nicht realisieren können.
Und zu tun gibt es einiges: Etwa die schadhaften Fugen zu bearbeiten. Der Mauermörtel bleibt zwar erhalten, teilweise wurde er bereits gereinigt. Zunächst mit Mikro-Heißdampf, später noch einmal im Mikrostrahlverfahren, um Verdunklungen der Krusten abzunehmen. Dann aber muss auch neu verfugt werden, erklärt Diplom-Restauratorin Susanne Heym. Für die neue Verfugung wurden bereits Muster angelegt. Eines etwas feiner, eines etwas gröber. Welches angewandt wird, muss noch entschieden werden.
Gerüst wird über Karneval abgebaut
Eines allerdings wird die Arbeiten verzögern: Über Karneval muss das Gerüst abgebaut werden. Der Zug führt unmittelbar am Turm entlang. Die Gefahr, dass manche Jecken das Baugerüst in eine private und vor allem kostenlose Tribüne umwandeln, ist zu groß - da helfen auch alle Absperrungen nichts, ist man bei der Stadt überzeugt.

Setzen sich für das römische Erbe in Köln ein: Uwe Lohölter, Barbara Schock-Werner, Alfred Schäfer (v.l.)
Copyright: Nabil Hanano
„Der Römertum ist eines der bedeutendsten Bodendenkmale nicht nur Kölns, sondern ganz Nordrhein-Westfalens. Ich habe noch keinen Fördervertrag für ein älteres Denkmal übergeben als dieses hier. Umso mehr freue ich mich über diesen Betrag“, erklärte Uwe Lohölter von der DSD. Er versicherte, dass die Stiftung auch weiterhin für den Turm einsetzen werde.
Köln wäre ohne den Römerturm um ein gewaltiges kulturelles Erbe ärmer. Die kunstvolle Steinfassade war ein „steinernes Werbebanner für römische Kultur“, wie es beim DSD heißt. „Schon ein bisschen angeben“, machte es Schock-Werner etwas prosaischer. Der Turm gehört zu den frühesten Beispielen musivischer (mosaikartiger) Mauerwerke nördlich der Alpen. Die detaillierte Ausarbeitung mit Fischgrätenmuster, Halbrosetten oder stilisierte Tempelfronten sind bis heute alle original römisches Mauerwerk. Erst oberhalb der Kreisornamente endet der antike Baubestand.
Dass das Gemäuer die Jahrtausende überdauert hat, liegt Schäfer zufolge an einer Tatsache: Es wurde durchgehend genutzt. Und sei es wie im Mittelalter als Latrine für das Klarissenkloster nebenan. Immerhin bestanden die Nonnen auf einem Dach. Heute wird er innen privat genutzt, als Teil eines Gebäudeensembles aus dem Historismus. Allerdings aufgrund der dicken Mauern mit beschränktem praktischem Nutzen: Ein kleiner, runder, hoher Raum fast ohne natürlichen Lichteinfall.

