Köln – Früher war Rüdiger Fink (48) bei der Arbeit eher leger gekleidet, „unauffällig“ nennt er es. Jeans, Kapuzenpulli, Turnschuhe. Hin und wieder hat er sich auch eine schwarze Sturmhaube über die kurz geschorenen Haare gezogen, denn Spezialkräfte der Polizei agieren gerne in größtmöglicher Anonymität. Jetzt trägt er die schicke Uniform mit dunkelblauer Krawatte und lächelt in die Kameras. „Daran muss ich mich noch gewöhnen. Bislang habe ich versucht, Fotos zu vermeiden“, sagt Fink. Der Polizeioberrat ist seit Juli neuer Chef der Polizeiinspektion 1, der Innenstadtwache.
Chef von 264 Polizistinnen und Polizisten
Statt mit bewaffneten Geiselnehmern oder Bankräubern hat es Rüdiger Fink jetzt mit einer anderen Klientel zu tun. Am 20. September etwa wird er mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker, dem Präsidenten des Festkomitees Kölner Karneval und Gastronomen am Tisch sitzen, um über Konzepte für die Eröffnung des Straßenkarnevals am 11. November nachzudenken. So ist das in der Kölner Innenstadt – 90 000 Menschen leben im Zuständigkeitsbereich der bevölkerungsstärksten Wache. Hier ist Fink nun der Chef von 264 Polizistinnen und Polizisten.
Kraftsport ist das große Hobby des Beamten, der vor 31 Jahren seine Ausbildung bei der Polizei im Rhein-Erft-Kreis gemacht hat. Er müsste es nicht extra erwähnen, man sieht es am Umfang seiner Oberarme und dem Brustumfang. „Dafür bin ich wegen meiner schlechteren Ausdauer immer gemobbt worden“, erzählt er und lächelt. Rüdiger Fink wirkt ruhig und eloquent, in seiner Person vereinen sich der rustikale Problemlöser des SEK, das er als Gruppenleiter geführt hat, und der joviale Inspektionsleiter, der auch im Plauderton mit Politikern und Verwaltungsspitzen besteht. „Die Einsätze beim SEK waren geprägt von Hochstressphasen. Wenn ich etwas mitnehme, dann ist es Gelassenheit“, sagt er.
Tägliche Anreise aus Aachen
Jeden Tag pendelt Fink mit dem Zug aus seiner Heimatstadt Aachen nach Köln. Und jeden Tag sei er „unfassbar beeindruckt“, wenn er vorbei am imposanten Kölner Dom zur Wache in der Stolkgasse gehe. Kaum hatte er seinen neuen Job begonnen, war auf der Zülpicher Straße ein 18-Jähriger niedergestochen und tödlich verletzt worden. Am Aachener Weiher folgten Flaschenwürfe auf Polizisten – der Lockdown habe die „Partykultur“ verändert, hatte Fink gerade erst im Rundschau-Interview gesagt. Mit Blick auf den Karneval sei es interessant zu beobachten, „ob die Menschen einen Nachholbedarf beim Feiern verspüren“, so Fink.
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Das Chefsein ist für den Polizeioberrat mit zwei goldenen Sternen auf den Schulterklappen nicht neu. Im Rhein-Erft-Kreis war er einst Führungsstellenleiter und Chef des Leitungsstabes, lange hat er bei der Kriminalpolizei gearbeitet, in Aachen hat er zwischenzeitlich die Wirtschaftskriminalität bekämpft. Nun also die Kölner City, Ziel Tausender Touristen, Schauplatz zahlreicher Kundgebungen, Ort der großen urbanen Plätze mit all ihren Problemen. Es sei eine „Illusion, den Stadtraum frei von Drogenhandel zu erleben“, meint er. Doch all die Schattenseiten einer Großstadt müssten sich „im erträglichen Rahmen“ abspielen.