Hartes PflasterWieder eine Bluttat am Ebertplatz – Ist das Platzkonzept gescheitert?

Lesezeit 3 Minuten
Ein Polizist befragt einen Zeugen am Ebertplatz.

Die Polizei musste am Dienstagmittag mal wieder zum Ebertplatz ausrücken.

Erneut wird der Ebertplatz von einer blutigen Auseinandersetzung erschüttert. Kioskbesitzerin Sake Imas schildert das Geschehene.

Kioskbesitzerin Sake Imas kommen am Dienstagvormittag die Tränen. Zu sehr nimmt sie die Chefin eines Geschäftes am Ebertplatz die neue blutige Auseinandersetzung unter Drogendealern vor ihrem Geschäft mit. „Ich kann nicht mehr. Jeden Tag wird hier mit Kokain gedealt. Vor den Augen von Kindern spritzen sich die Abhängigen die Drogen. So kann es nicht mehr weitergehen“, sagt die Frau im Gespräch mit der Rundschau.

Gegen 11.15 Uhr ist ein 28-Jähriger aus der Drogenszene an der belebten KVB-Haltestelle durch einen Messerstich in die Brust lebensgefährlich verletzt worden. Ein 34-Jähriger wurde festgenommen. Alle Beteiligten sind der Polizei nach Rundschau-Informationen wegen Drogendelikten bekannt. Während die Chefin des Kiosk von ihren Erlebnissen erlebt, kommt eine offensichtlich drogenabhängige Frau in ihrem Laden und bittet um Hilfe. Die Geschäftsfrau kennt die hilflose Frau namentlich, doch diesmal hat sie keine Zeit und bittet, sich an die Ordnungskräfte in der Zwischenebene zu wenden.

Tat fand im Untergrund vom Ebertplatz statt

Sake Imas hat die neuerliche Tat in Teilen mitbekommen. Drei Männer aus dem Drogenmilieu seien vor dem Laden in Streit geraten. Die Beteiligten hätten sich gegenseitig vorgeworfen, einen Kunden abspenstig gemacht zu haben. Die Tat habe sich von der Zwischenebene auf die Gleise 1/2 im Untergrund verlagert. Vor einer Sitzbank sind später umherliegende Kleidungsstücke auf dem Boden zu sehen. „Hier haben sie sich geprügelt“, sagte ein weiterer Zeuge. Mehrere Personen auf den Gleisen hätten die Tat mitbekommen.

Die Chefin des Kiosk erzählt, dass der Festgenommene ein Messer dabei gehabt hat. Er stamme aus Algerien und sei am Ebertplatz einer der Drahtzieher im Drogengeschäft. „Ich kenne ihn. Er ist sehr aggressiv“. Das Opfer stamme ebenfalls aus Afrika. Diese Angaben machte die Frau auch den Polizisten, die sich später befragen. Die Geschäftsfrau beschreibt die Situation am Ebertplatz so: „Oben hui, unten pfui“. Auf dem Platz würden besonders an Sommerabenden die Menschen sitzen, ein Bier trinken und dem Sound des Brunnes lauschen. Es gebe Kunstaktionen, und am Wochenende belebten Skater den Platz.

Doch in den Gängen der Zwischenebene gingen der Drogenverkauf weiter. „Wir brauchen am Ebertplatz eine feste Polizeistation“, betont die Kioskbesitzerin. Sonst werde sich nichts ändern. Dass sich nicht viel geändert an dem Platz, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Immer kommt es an dem Platz zu Gewalttaten. Mal sind nur es Schlägereien, doch immer wieder auch Gewaltverbrechen. Fast immer geht es um Streit bei Drogengeschäften.

Der Ebertplatz ist seit Jahren als Drogenumschlagplatz und Kriminalitätsschwerpunkt bekannt. Die Gewalttat am Dienstag bestätigte dies wieder. Die Geschichte des Platzes hat viele Kapitel; immer wieder finden dort Razzien und Verbrechen statt. 2017 starb dort ein junger Mann durch einen Stich in den Hals mit einer abgebrochenen Glasflasche. Im November 2022 ist ein 24-Jähriger aus der Drogenszene lebensgefährlich verletzt worden. Am Dienstag ist wieder eine Mordkommission gegründet worden. Es ist zu befürchten, dass nicht zum letzten Mal Mordermittler dort im Einsatz sind

Rundschau abonnieren