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Kommunalwahl 2025In Zülpich war der Wahlkampf fair

3 min
Ulf Hürtgen (l.) und lsabella Meurer prosten einander mit Bierflaschen zu.

Stießen auf den fairen Wahlkampf an: der alte und neue Bürgermeister Ulf Hürtgen und seine Herausforderin Isabella Meurer.

Ein entspannter Gewinner, eine gut gelaunte Verliererin und ein fairer Umgang miteinander – so verlief der Wahlabend in Zülpich.

Dass jemand, der gerade eine Wahl verloren hat, so strahlt, sieht man selten. Isabella Meurer (SPD) sah sich überhaupt nicht als Verliererin, sondern als zweite Gewinnerin – auch wenn der amtierende und künftige Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) mehr als doppelt so viele Stimmen bekam wie sie. 68,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler wollten, dass der CDU-Mann weitermacht, 31,4 Prozent stimmten für den Wechsel. Kurz nach 19 Uhr am Wahlabend hatte die Sozialdemokratin sogar an den 40 Prozent gekratzt.

Wenn ich am Ende über 30 Prozent liege, traue ich mich noch mal.
Isabella Meurer, SPD-Bürgermeisterkandidatin

Da war die Stimmung im SPD-Büro an der Münsterstraße, wo sich auch Unterstützer aus den Reihen der Grünen eingefunden hatten, fast schon euphorisch. Sie freue sich auf die Zeit im Stadtrat, sagte Isabella Meurer bereits da, und werde in jedem Fall in den kommenden fünf Jahren „dranbleiben“. Und dann? Ein zweiter Anlauf aufs Bürgermeisteramt? Sie zögert nur kurz. „Wenn ich am Ende über 30 Prozent liege, traue ich mich noch mal.“

Amtsinhaber Ulf Hürtgen kann entspannt abwarten

Weniger als 30 Prozent wäre dann doch peinlich, schiebt sie hinterher. Von Peinlichkeit kann beim Endergebnis aber keine Rede sein. Ulf Hürtgen kann im Rathaus recht entspannt – wie er sagt: „demütig“ – beobachten, wie die Ergebnisse nach und nach auf dem großen Bildschirm aufploppen. Ein bisschen angespannt sei er schon, gesteht er: „Alles andere wäre auch überheblich.“

Seine Frau und die drei Töchter sind gekommen, um ihm die Daumen zu drücken. Als Isabella Meurer kommt, um dem Gewinner zu gratulieren, wird sichtbar, was beide vorher unabhängig voneinander betont haben: Der Umgang miteinander ist freundlich, da treffen sich Mitbewerber, keine Gegner. Der Wahlkampf sei fair gewesen, die Auseinandersetzung sachlich und lösungsorientiert.

Dass Josef Heinrichs das Direktmandat geholt hat, wäre eigentlich nicht erwähnenswert. Das hat er 2009, 2014 und 2020 schließlich auch geschafft. Damals allerdings für die SPD. Die hat der 82-Jährige nun aber im Streit verlassen. Er gründete die Wählergruppe „Zukunft für Sinzenich“ (ZfS). Tatsächlich hat ihn dieses Manöver zehn Prozentpunkte gekostet. Für das Direktmandat reichte es aber immer noch locker. Zeitweilig sah es so aus, als würde ZfS sogar mit zwei Vertretern in den Rat einziehen.

Ohnehin bot die Zusammensetzung des künftigen Stadtparlaments lange Zeit Anlass zum Rechnen und Spekulieren unter den – nicht sehr zahlreichen – Besuchern im Rathaus. Denn bis um 22.47 Uhr endlich auch die Ergebnisse aus dem letzten Wahlbezirk eingegangen waren, konnte nicht ausgeschlossen werden, dass der neue Stadtrat durch Ausgleichs- und Überhangmandate deutlich größer werden würde als der bisherige. Doch nun wird es bei 32 Stadtverordneten bleiben.


Die Ratsmitglieder

CDU (15): Marcel Kremer, Renee Blumenthal, Silvia Wallraff, Ursula Poetes-Goris, Guido Stürwold, Reimund Wallraff, Heiko Kusserow, Jan Weber, Theo Schwellnuss, Timm Fischer, Franz Glasmacher, Michael Sita, Norbert Hütten, Christian Büttgenbach, René Kuhl.

SPD (6): Isabella Meurer, Marvin Strick, Annegret Lewak, Alessandro Lo Presti, Christine Bär, Joachim Petermann.

Grüne (3): Angela Kalnins, Bernd Schierbaum, Angelika König.

FDP (3): Rene Bohsem, Yannick Bittlinsky, Yvonne Jähme.

UWV (3): Detlef Krings, Thomas Wiza, Karsten Köster.

Die Linke (1): Alexander Falkenberg.

Zukunft für Sinzenich (1): Josef Heinrichs.