Köln – „Rautenstrauch-Joest–Museum – das ist für eine Holländerin extrem schwer auszusprechen.“ Mit dieser charmanten Tiefstapelei stellte sich Nanette Jacomijn Snoep jetzt beim Antrittsbesuch als designierte Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums (RJM) in Köln vor. Die gebürtige Utrechterin tritt ab 1. Januar 2019 die Nachfolge von Norbert Schneider an, der Ende 2018 in den Ruhestand geht – und der auch sie als seine Nachfolgerin ins Gespräch gebracht hatte.
„Türen öffnen!“
25 Jahre ihres Lebens studierte und arbeitete die heute 47-Jährige in Frankreich, so gehörte sie zum Gründungsteam des Pariser Musée du Quai Branly. 2015 der Wechsel nach Dresden, als Leiterin der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsens (dazu gehören das Dresdner Museum für Völkerkunde, das Museum für Völkerkunde zu Leipzig und das Völkerkundemuseum Herrnhut).
In Sachsen sei sie „in schwierigen Zeiten angekommen“, sagt sie in Bezug etwa auf die Pegida-Bewegung, und habe sich gefragt, „wie kann man als Museum darauf reagieren?“ Ihre Antwort: „Türen öffnen – für unterschiedliche Menschen, und es muss auch Raum für andere Meinungen geben.“ Konflikte könne man auch „mit ins Museum“ hineinnehmen. Sie sei „äußerst kreativ und für die Themen unserer Zeit sensibel“ und habe „ein stark verjüngtes Publikum erschlossen“ lauten die lobenden Abschiedsworte ihrer Noch-Vorgesetzten Marion Ackermann, der Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Öffnung für neue Zielgruppen sagt auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu: „Ich würde Sie bitten, Ihrem Leitsatz treu zu bleiben!“
Besuchermangel als Hauptthema
Der Besucherrückgang ist neben den Baumängeln natürlich eines der Hauptthemen in Köln. „Ein Museum soll aktuell auf Entwicklungen reagieren können“, ist Snoeps Credo. Dafür müsse das Museum flexibler sein und das Konzept Dauerausstellung hinter sich lassen. Diese Anpassung ginge aber nur „Schritt für Schritt“. Eine komplette Neu-Justierung des bisherigen Konzepts hatte Klaus Schneider im Gespräch mit der Rundschau als „finanziell wie personell unrealistisch“ bezeichnet. Zumindest personell, so der Plan von Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, sollen alle Kölner Museen eine Aufstockung erfahren. Eine Etat-Erhöhung sei dagegen nicht Teil der Verhandlungen gewesen.
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Über die baulichen Probleme des Hauses sei sie von der Dezernentin „im Detail“ informiert worden, sagt Snoep. „Aber glauben Sie mir, es gibt überall Schwierigkeiten bei den Bauten! Das ist etwas, was ich erbe – doch es ist einfacher damit umzugehen, wenn man neu hier ankommt, als für jemanden, der hier schon arbeitet und es erst dann entdeckt.“
Und auch acht Jahre nach der Eröffnung sei das Haus „noch sehr modern“ und „eines der besten Völkerkundemuseen Europas“.
Den guten Ruf, den das RJM sogar weltweit genießt, konnte Nanette Snoep jetzt noch einmal an all den Glückwünschen ablesen, die sie in den letzen Tagen erhalten hat, darunter viele von Museumsdirektoren. Und der befreundete Leiter des Tropen-Museums in Amsterdam schlug direkt auch Kooperationen für gemeinsame Ausstellungen vor.
Nach Köln kommt sie mit ihren drei Söhnen und ihrem Mann, der halb Franzose, halb Deutscher ist, und einen Teil seiner Kindheit in Köln verbracht hat. „Und ich hoffe, dass ich mit meinem holländischen Humor hier gut klarkomme. In Dresden war das manchmal ein bisschen schwierig.“