Die Kölnmesse will ihr Auslandsgeschäft weiter ausbauen, zum Beispiel mit der Büromöbelschau Orgatec in Tokio. Die Rundschau ist mit Messechef Gerald Böse und Oberbürgermeisterin Henriette Reker vor Ort.
Kölner Messe in TokioWachstum in Fernost

Die Orgatec in Tokio: Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Messechef Gerald Böse bei der Eröffnung.
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Die japanischen Bürolandschaften sind hell und luftig. „Fast wie in einer Galerie“, sagt Kölns Messe-Chef Gerald Böse und blickt auf transparente Vorhänge, die Räume trennen, und schlichte Möbel, die ihre Funktionalität zu verbergen wissen. Zufrieden schlendert Böse durch die Südhallen der Messe „Big Sight“ in Tokio. Mit der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat er am Dienstagmorgen die Messe eröffnet.
Die Orgatec ist gewissermaßen ein Kölner Exportartikel. Seit 70 Jahren gibt es die Veranstaltung am Rhein. „Ohne Köln wäre das hier alles nicht möglich“, sagt Böse. Seit 20 Jahren hat die Kölnmesse eine Auslandstochter in Japan, die Orgatec Tokio findet zum vierten Mal statt. 160 Aussteller sind dabei, das ist überschaubar, aber die Pläne zielen auf einen Ausbau. Am Tag der Eröffnung wurde die Vertragsverlängerung öffentliche gemacht: Die Kölnmesse wird die Orgatec Tokio mit ihrer japanischen Partnerorganisation mindestens bis 2031 ausrichten.
10 bis 15 Prozent des Geschäftsvolumens im Ausland
Das Auslandsgeschäft ist für die Messe in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden. 10 bis 15 Prozent macht das Geschäft in Partnerländern aus im Jahresumsatz (2024: 365 Millionen Euro), abhängig davon, ob es sich um ein gerades oder um ein ungerades Messejahr handelt. Die ungeraden Jahre sind turnusgemäß von einem stärkeren Inlandsgeschäft geprägt. Es gibt längst Ableger der großen Messen auf anderen Kontinenten. Die Gamescom in Brasilien fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und soll den lateinamerikanischen Markt bedienen. Auch andere Flaggschiffe der Kölnmesse wie die Anuga in China oder die ISM in Dubai sind fern der Heimat platziert.
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Japan ein gutes Beispiel für die wachsenden Ambitionen im Ausland. Das Büro hat knapp zehn Mitarbeitende, ihr Chef ist Makoto Takagi. „Unser Ziel sind Messen mit Herz“, sagt er, „und wir wollen Aussteller und Einkäufer auch nach Deutschland bringen.“ Natürlich ist die Orgatec auch eine Werbung für den Standort am Rhein. Der japanische Verband für Büromöbel und internationale Ausstattung zeigt ein Bild der Hohenzollernbrücke und Kölschflaschen in einer Vitrine. Anders als in Köln, wo die Büromöbelschau alle 24 Monate abgehalten wird, trifft sich die Branche in Tokio alle zwölf Monate. Für Gerald Böse hat sie auch deshalb eine besondere Bedeutung, weil der Impuls mitten in der Corona-Hochphase entstand. „In China und Japan hatten die Messen schon sehr früh wieder geöffnet“, sagt er , „wir wussten, dass die Zeit wieder kommen wird.“ Und es ergab sich ein Zeitfenster, um einen Fuß in den japanischen Markt für Büromöbel zu stellen. Mitten in der Krise, 2022, fand die erste Orgatec-Messe in Japan statt.
Durch Corona hat sich die Arbeitswelt dramatisch verändert. Sie ist flexibler geworden, stark von Homeoffice und mobilem Arbeiten geprägt. In der Messe Tokio sind moderne Lösungen zu sehen. Bürostühle, die dem Körper wie bewegliches Cockpit umgeben und ergonomische flexible Hocker. „Die Unternehmen investieren wieder in Büroausstattungen, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein“, sagt Denis Steker, der das Auslandsgeschäft der Messe verantwortet. „Es werden aber auch bessere Ausstattungen für die Arbeit im Home Office angeboten. Beides gehört heute zusammen.“ Und was ist der Unterschied zwischen deutschen und japanischen Büros? „In Japan ist der Raum immer knapp. Man versucht aus kleinem Raum das Größte herauszuholen.“
Zehn Tochtergesellschaften außerhalb Deutschlands
Zehn Tochtergesellschaften im Ausland unterhält die Kölnmesse. Acht neue Veranstaltungen sind dazu gekommen 2024, genau so viele sollen auch dieses Jahr das Portfolio erweitern (siehe Infotext). Gut 900.000 Besucher waren im vergangen Jahr auf den Veranstaltungen zu Besuch. Der asiatische Markt ist auch aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten etwa im Verhältnis mit den USA immer wichtiger geworden. Es gibt allein in China drei Kölner Messetöchter, zudem Honkong, in Singapur, Thailand, Indonesien – und eben Japan.
Oberbürgermeisterin Reker ist mit nach Tokio gereist. Sie besucht am Mittwoch auch die Kölner Partnerstadt Kyoto und anschließend die Weltausstellung Expo in Osaka. Bei einem Empfang in der deutschen Botschaft betonte sie die Bedeutung der Beziehungen zu Japan: „Der freie Handel steht unter Druck wie seit Jahrzehnten nicht. In einer Welt, in der einzelne Regierungen zunehmend konfrontativ agieren, ist die gegenseitige Wertschätzung besonders bedeutend.“
Die Japaner erweisen sich seit längerem als verlässliche Partner. Die Sorgen vor weltpolitischen Unsicherheiten sind im Land der aufgehenden Sonne nicht kleiner als in Deutschland. Auch hier ist der Druck spürbar, mit neuen Technologien Anschluss halten zu müssen. China ist ein übermächtiger Konkurrent, wird aber auch als Partner gebraucht.
In Zeiten, in denen plötzlich Handelswege verbarrikadiert werden, ist Vertrauen Gold wert. Messechef Böse verweist stolz drauf, dass sich mit der ISM und Anuga zwei weitere Kölner Ableger in Tokio ansässig geworden sind. „Deutschland und Japan waren in Handelsfragen immer eng verbunden.“ Es gebe noch große Potenziale für weitere Formen der Zusammenarbeit. Auch die Orgatec soll weiter wachsen. Im nächsten Jahr noch nicht. die Messe in Tokio wird saniert, die Flächen sind begrenzt. Aber schon 2027 soll die Messe größer werden, die Perspektiven seien da, sagt Böse. Die Verlässlichkeit auch.