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OB-Kandidaten priorisierenWelche Kulturbaustellen in Köln als erstes angepackt werden müssen

Lesezeit 5 Minuten
In der Sanierungsrevue „Grmpf“ am Schauspiel Köln verkörpert Anja Laïs die scheidende OB Henriette Reker.

In der Sanierungsrevue „Grmpf“ am Schauspiel Köln verkörpert Anja Laïs die scheidende OB Henriette Reker.

An vielen Stellen in der großen Kulturlandschaft der Stadt hakt es derzeit gewaltig. Welche der vielfältigen Probleme wollen die OB-Kandidaten von SPD, CDU und Grünen angehen, sollten sie ins höchste Amt Kölns gewählt werden?

Kultur taucht regelmäßig auf, wenn im Politikbetrieb die sogenannten Sonntagsreden gehalten werden. Da werden dann gerne das Bild vom „Kitt der Gesellschaft“ oder andere Metaphern bemüht. Allein, um die Kultur in Köln steht es derzeit nicht gut: Die Finanzen sind knapp, die handelnden Personen oft überfordert, viele Konzepte sind überholt und eine große Zahl an Häusern marode und sanierungsbedürftig. Neben den konkreten Baustellen gibt es auch reichlich im übertragenen Sinn.

Am 14. September wird in Köln eine neue Oberbürgermeisterin, ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Bei welchen fünf Kulturbaustellen wollen die Kandidaten von Grünen, SPD und CDU nach ihrem Sieg als erstes anpacken?

Berivan Aymaz, die OB-Kandidatin der Grünen

Berivan Aymaz, Grüne

1. Sanierungen: Dauerbaustellen beenden

Oper, Schauspiel, Römisch-Germanisches Museum, viele Projekte sind aus dem Ruder gelaufen. Diese Versäumnisse will ich 2026 aufarbeiten. Neue Herausforderungen wie die Sanierung von Philharmonie und Museum Ludwig stehen bevor. Dafür braucht es klare Prioritäten, realistische Zeitpläne, transparente Steuerung und den Mut zu neuen Wegen.

2. Räume schaffen, Kultur schützen

Ob Off-Theater, Atelier oder Club – Kultur braucht Platz. In den nächsten fünf Jahren sollen neue Kulturorte entstehen. Bestehende wie der Osthof oder die Clubs in Ehrenfeld müssen geschützt und in jeder Entscheidung mitgedacht werden. Auch Erinnerungskultur gehört dazu: Das NSU-Mahnmal in Köln-Mülheim darf nicht länger warten.

3. Digital erlebte Kultur

Kölns Kultur soll bis zur ersten Halbzeit meiner Amtszeit barrierefreier, digitaler und zukunftsfähiger werden. Von Online-Ticketing über digitale Archive bis zu virtuellen Ausstellungen: Die Ideen sind da, jetzt müssen wir sie umsetzen. Digitalisierung schafft Zugang und macht Kultur für alle erlebbarer.

4. Kulturelle Bildung für alle

Ich will, dass jedes Kölner Kind, das die Schule verlässt, einmal alle städtischen Museen erlebt hat – und Botschafter*in für ein Kulturprojekt in unserer Stadt sein kann. Dafür will ich in meiner ersten Amtszeit die Zusammenarbeit von freier Szene und städtischer Kultur als Bildungsorte weiter stärken.

5. Kultur klimaneutral bis 2035

Kulturpolitik gehört auf den 1,5-Grad-Pfad. Ob ökologische Baustandards oder nachhaltige Festivals, es gibt gute Ansätze. Ich will sie stärken, verbindlich machen und in der städtischen Kultur verankern. Wer Klimaneutralität bis 2035 will, muss auch die Kultur bis dahin und darüber hinaus verbindlich mitdenken.


Torsten Burmester, der OB-Kandidat der SPD

Torsten Burmester, SPD

1. Sanierungsstau

Oper und Schauspiel stecken im Sanierungsdesaster. Viele andere Häuser wie Museum Ludwig, MAKK oder das Stadtmuseum sind zusätzlich sanierungsbedürftig. Doch statt klarer Entscheidungen erleben wir teure Verschleppung. Ich werde für eine klare Priorisierung, verbindliche Zeitpläne, realistische Planungsbudgets und deren Einhaltung sorgen   bei noch laufenden und zukünftigen Projekten.

2. Faire Bezahlung

Ob Freie Szene, Vermittlung, Technik oder Verwaltung: Kulturelle Arbeit wird häufig unter Wert geleistet: Viele Honorare liegen unter dem Existenzminimum und Stellen bleiben unbesetzt. Gemeinsam mit dem Land will ich dafür sorgen, dass Mindesthonorare verbindlich eingeführt, aber auch die Grundlagen für faire Verträge und stabile Beschäftigung geschaffen werden.

3. Räume für die Freie Szene

Die Freie Szene ist unverzichtbar für unsere vielfältige Kulturstadt, aber sie steht am stärksten unter Druck. Es fehlt an Proben-, Produktions- und Aufführungsräumen.

Als Oberbürgermeister werde ich zwei Projekte mit Priorität anpacken und endlich realisieren: den Osthof in Köln-Kalk als Ort für spartenübergreifende Kulturarbeit und das Depot in Mülheim als dauerhaft gesicherter Produktions- und Spielort.

4. Teilhabe, Vielfalt und kulturelle Bildung

Kulturpolitik muss gleichwertige Chancen auf kulturelle Teilhabe garantieren – rechts- wie linksrheinisch. Dazu gehören für mich

• barrierefreie Angebote in allen Veedeln;

• kulturelle Bildung als Querschnittsaufgabe in Schulen, Museen, Theatern, Jugendzentren und der Freien Szene;

• eine Kulturpolitik, die auch migrantische, queere und marginalisierte Perspektiven sichtbar macht.

Kulturelle Teilhabe darf nicht vom Wohnort, der Herkunft oder der sozialen Lage abhängen.

5. Kulturstrategie 2040

Die Diskussion um einen „Louvre am Rhein“ zeigt symptomatisch, woran es fehlt: eine gemeinsame Vision für die Kulturstadt Köln. Was wir brauchen, ist keine weitere Symbolarchitektur, sondern eine echte Kulturstrategie 2040.

Ich werde dafür sorgen, dass diese gemeinsam mit den Kulturschaffenden entwickelt wird. Die zentrale Frage ist: Was ist uns Kultur in Krisenzeiten wirklich wert?


Markus Greitemann, der OB-Kandidat der CDU

Markus Greitemann, CDU

1. Räume für die freie Szene schaffen

Die freie Szene ist kreativer Motor der Stadt. Sie braucht verlässliche Räume, stabile Förderung und klare Ansprechpartner. Ich werde Allianzen stärken und Netzwerke fördern, damit Innovationskraft und Vielfalt wachsen können.

2. Clubs als anerkannte Kulturorte etablieren

Clubs sind mehr als Nachtleben, sie sind wichtige Impulsgeber. Im Dialog mit der Klubkomm möchte ich die Anerkennung als Kulturorte vorantreiben. So entstehen neue Fördermöglichkeiten und Planungssicherheit für diese kreative Szene.

3. Kulturprojekte entschlossen vollenden

Die Sanierung von Oper und Schauspiel zählt zu den bedeutendsten Kulturprojekten der Stadt. Gemeinsam mit allen Beteiligten möchte ich die Wiedereröffnung ebenso zu einem kulturellen Höhepunkt machen wie die nachfolgenden Spielzeiten.

Parallel habe ich vor, für die Via Culturalis ein kuratiertes Konzept mit konkreten Maßnahmen zur Stärkung der Kulturlandschaft entwickeln zu lassen. Mit der Erweiterung der Fondation Corboud wird ein weiterer Baustein für die Profilierung des Wallraf-Richartz-Museums entstehen. Gegenüber wird das MIQUA Epochen der Kölner Stadtgeschichte verbinden.

Das Römisch-Germanische Museum werden wir wiedereröffnen, die modernisierte Stadtbibliothek soll zum Treffpunkt für alle Generationen werden, und auf jeden Fall müssen wir den gordischen Knoten rund um das Stadtmuseum und das Zeughaus durchschlagen.

4. Deutzer Hafen als urbanes Kulturquartier entwickeln

Der Deutzer Hafen wird zum lebendigen Quartier für Wohnen, Arbeiten und Kultur. An der Nordspitze möchte ich gemeinsam mit privatem Engagement dafür sorgen, dass ein neuer Kulturraum entsteht – mit Ateliers, öffentlichen Räumen und einem Interimsbau für die Philharmonie verbunden mit musealen Elementen.

5. Digitalisierung synchronisieren - Kultur sichtbar machen

Kölns kulturelle Vielfalt braucht digitale Sichtbarkeit. Ich werde eine Plattform entwickeln lassen, die sämtliche Angebote – institutionell und frei – gebündelt und nutzerfreundlich präsentiert. So wird das Kulturmarketing auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet.