Nach Putins Drohnen-Eskalation beginnt nun ein bedrohliches Manöver an der Nato-Ostflanke. Deutschland und Polen ergreifen Maßnahmen.
„So beginnen ihre neuen Angriffe“Moskau startet Manöver – Polen schickt Soldaten, Bundeswehr verschärft Maßnahmen

Ein deutscher Eurofighter beim Start. Die Zahl der eingesetzten deutschen Kampfjets über Polen wird von zwei auf vier verdoppelt, teilt das Verteidigungsministerium mit. (Archivbild)
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Als Reaktion auf die Verletzung des polnischen Luftraums durch zahlreiche russische Drohnen verstärkt die Bundeswehr ihre Beteiligung an der Luftraum-Kontrolle über Polen. Die Zahl der eingesetzten Eurofighter-Flugzeuge werde von zwei auf vier verdoppelt, teilte das Bundesverteidigungsministerium am Donnerstag mit. Zudem werde der Einsatz bis Ende Dezember verlängert – bisher war dieser bis Ende September geplant.
„Die Luftwaffe wird die Einsatzbereitschaft umgehend herstellen“, teilte das Verteidigungsministerium weiter mit. Die Maßnahmen würden „eng mit den Alliierten und der Nato abgestimmt“. Mit dem sogenannten Air Policing soll die Unversehrtheit des Nato-Luftraums gewahrt und auf potenzielle Bedrohungen reagiert werden können.
„Luftwaffe wird Einsatzbereitschaft umgehend herstellen“
Regierungssprecher Stefan Kornelius erklärte zudem, dass die Bundesregierung nach jüngsten Vorfällen auch „ihre Unterstützung für die Ukraine intensivieren“ werde. Die Bundesregierung werde außerdem auf europäischer Ebene „auf eine schnelle Verabschiedung“ eines weiteren, robusten Sanktionspakets hinarbeiten.
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Auch in Polen werden derweil Maßnahmen ergriffen, nachdem in der Nacht auf Mittwoch mindestens 19 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen waren und teilweise von Nato-Kampfjets abgeschossen werden mussten. Nun stationiert Warschau rund 40.000 Soldaten an den Grenzen des Landes zu Belarus und Russland.
Polen: Lage nach „groß angelegtem Drohnenangriff“ verschärft
Die Lage in Polen habe sich „infolge des groß angelegten Drohnenangriffs vom Mittwoch verschärft“, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender TVP. Hauptgrund für die Truppenverlegung sei jedoch das gemeinsame Militärmanöver „Zapad 2025“, das am Freitag beginnen soll und von Russland und Belarus gemeinsam durchgeführt wird. Zehntausende Soldaten der beiden Länder sollen Berichten zufolge daran teilnehmen.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich bei Zapad 2025 um eine Angriffsübung handelt“, erklärte der stellvertretende polnische Innenminister Cezary Tomczyk die Maßnahmen an der Grenze. „Polen bereitet sich seit vielen Monaten auf die Manöver Zapad 2025 vor“, sagte er dem Sender Polsat News. „Die polnische Armee hat Übungen durchgeführt, an denen über 30.000 polnische Soldaten sowie Soldaten des Bündnisses teilnahmen, um angemessen reagieren zu können.“
Militärmanöver Zapad 2025: „Sehr aggressive Szenarien“
Bereits vor der russischen Provokation mit Drohnen im polnischen Luftraum hatte Außenminister Radolslaw Sikorski vor der Militärübung in unmittelbarer Nähe zu Polen gewarnt. Nach Angaben Sikorskis wollen Russland und Belarus bei dem Manöver „sehr aggressive Szenarien“ durchspielen.
Die Großübung nahe der Grenze gilt zudem als brisant, weil Russland vor seiner Invasion in Georgien im Jahr 2018 und dem Angriff auf die Ukraine vor drei Jahren ähnliche Großübungen nahe der Grenzen der beiden Länder abgehalten hatte.
„Ukraine? Litauen? Polen? Gott bewahre“
„Sehen Sie sich Belarus an: Russland bereitet dort diesen Sommer etwas vor und nutzt dabei Militärübungen als Deckmantel“, hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits im April gewarnt. „So beginnen sie normalerweise ihre neuen Angriffe“, fügte er an. Wen Moskau diesmal ins Visier nehmen könnte, wisse er nicht. „Ukraine? Litauen? Polen? Gott bewahre“, sagte Selenskyj und fügte hinzu: „Wir müssen alle bereit sein.“

Die von Russland „Oreschnik“ („Nussstrauch“) getaufte Mittelstreckenrakete über der Kölner Partnerstadt Dnipro in der Ukraine.
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Nach Angaben aus Belarus soll bei dem fünftägigen Manöver „Zapad 2025“ unter anderem der Einsatz atomwaffenfähiger, russischer Oreschnik-Raketen geübt werden. Laut dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk soll bei der Übung auch die Besetzung der sogenannten Suwałki-Lücke simuliert werden.
„Putin schaut auf uns, seine Pläne gehen über die Ukraine hinaus“
Das Gebiet an der polnisch-litauischen Grenze schließt im Norden an die russische Exklave Kaliningrad und im Süden an Belarus an. Es wird befürchtet, dass Russland und Belarus den 65 Kilometer breiten Landstreifen im Falle einer Ausweitung des Ukraine-Krieges besetzen und den baltischen Staaten so die Nachschubwege über Land abschneiden könnten.
„Moskau nutzt Zapad auch, um Unsicherheit zu schüren und natürlich, um im Gegenzug von Eskalation zu sprechen“, hatte auch Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, Anfang September erklärt und vor den Absichten von Kremlchef Wladimir Putin gewarnt.„Putin schaut auf uns, seine Pläne gehen über die Ukraine hinaus“, sagte Breuer. „Als Streitkräfte müssen wir uns darauf einstellen“, führte der Bundeswehr-Chef aus. Abschreckung bleibe dabei das „Best-Case-Szenario“, so Breuer.
Dass Moskau mit dem „Zapad“-Manöver durchaus eine Wirkung erzielen will, zeigt unterdessen bereits der Name der Großübung. „Westen“ lautet die deutsche Übersetzung. (mit dpa/afp)