Iran und Israel setzten ihre Angriffe zu Wochenbeginn fort. Auch ein Gefängnis, in dem eine Kölnerin lange inhaftiert war, wird angegriffen.
Chamenei benennt wohl NachfolgerIsrael greift berüchtigtes Evin-Gefängnis an – Irans Staats-TV droht Trump mit 50.000 Toten

Der oberste iranische Führer Ajatollah Ali Chamenei bei einer Zeremonie anlässlich des Todestages des verstorbenen Revolutionsgründers Ajatollah Chomeini. (Archivbild)
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Nach den US-amerikanischen Angriffen auf iranische Atomanlagen am Wochenende dauern die Gefechte zwischen Israel und dem Iran an. Am Montag meldeten zunächst israelische Behörden einen neuen Raketenangriff, dann folgten Berichte über heftige Explosionen in Teheran. Kurz darauf bestätigte die israelische Regierung einen Angriff auf die Hauptstadt, der „mit beispielloser Kraft“ durchgeführt werde.
In den sozialen Netzwerken kursierten am Montagmittag entsprechende Videos, die große Rauchsäulen über der iranischen Hauptstadt zeigen sollten. Nach Angaben des Exilmediums „Iran International“ soll auch das berüchtigte Foltergefängnis Evin von israelischen Raketen getroffen worden sein.
Israel attackiert Evin-Gefängnis – Kölnerin war dort inhaftiert
Wenig später bestätigte die israelische Regierung Angriffe auf das Gefängnis, in dem vor allem politische Gefangene und Regimegegner inhaftiert sind. Auch die Kölnerin Nahid Taghavi war dort lange eingesperrt. Nach vier Jahren in Haft wurde Taghavi im Januar entlassen – und kehrte schließlich nach Köln zurück.
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Während die gegenseitigen Luftangriffe weitergehen, besteht weiterhin Unklarheit darüber, ob und wie der Iran auf die von Donald Trump angeordneten Angriffe reagieren wird. Mittlerweile schließt der US-Präsident auch einen „Regime Change“, also einen erzwungenen Regimewechsel, nicht mehr aus. Eine Reaktion aus Teheran darauf steht noch aus.
Ali Chamenei benennt offenbar Nachfolger für den Fall seines Todes
Laut einem Bericht der „New York Times“ trifft aber zumindest der oberste Anführer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, bereits Vorkehrungen für den Fall, dass er und die iranische Regierung ins Fadenkreuz amerikanischer oder israelischer Angriffe geraten sollten. Der 86-Jährige habe mittlerweile drei mögliche Nachfolger für den Fall benannt, dass er bei einem Angriff getötet werden sollte, berichtete die US-Zeitung.
In der letzten Woche hatte es deutliche Drohungen aus Israel in Richtung Chameneis gegeben. Irans Anführer könne „nicht weiter existieren“, hatte Verteidigungsminister Israel Katz nach einer iranischen Attacke auf ein Krankenhaus in Beer Sheba erklärt. Wie die „New York Times“ weiter berichtet, soll sich Chameneis Sohn Mojtaba wider Erwarten nicht unter den drei vom Ajatollah benannten Nachfolge-Kandidaten befinden.
Irans Staatsfernsehen droht Donald Trump mit tausenden Toten
Die iranischen Medien verschärfen unterdessen am Montag deutlich den Ton gegenüber den USA, wie die britische Zeitung „Daily Mail“ berichtete. Demnach warnte ein staatlicher Sender, dass bis zu 50.000 amerikanische Soldaten „in Särgen“ in die USA zurückkehren würden. Trump habe sich dafür entschieden, „das Blut seiner Soldaten zu vergießen“, erklärte Moderator Mehdi Khanalizadeh laut der britischen Zeitung in seiner Sendung. „Der US-Präsident hat im Oval Office beschlossen, die Särge von bis zu 50.000 US-Soldaten in Washington entgegenzunehmen“, sagte der Moderator demnach.
Der neue Oberbefehlshaber des iranischen Militärs, Generalmajor Amir Hatami, kündigte gegenüber Staatsmedien unterdessen an, dass es bei „Verbrechen der Amerikaner“ in der Vergangenheit auch jetzt eine „entschiedene Antwort“ des Iran geben werde. Neben Angriffen auf die zahlreichen US-Militärstützpunkte im Nahen Osten könnte Teheran zur Vergeltung auch die Straße von Hormus schließen. Das Parlament in Teheran gab dafür bereits am Sonntag grünes Licht. Die endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus.
Macht der Iran die Straße von Hormus dicht?
Die Meerenge sei ein „entscheidender Engpass für den weltweiten Öl- und Flüssigerdgasverkehr“, erklärte der Rohstoffexperte Warren Patterson von der Bank ING gegenüber Nachrichtenagenturen am Montag. Nach Einschätzung des Experten werden etwa 20 Prozent des globalen Handels mit Flüssiggas durch die Straße von Hormus abgewickelt, ein Stopp des Schiffsverkehrs durch die Meerenge könnte demnach erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen haben.

Der Persische Golf, die Straße von Hormus und der Golf von Oman in einer undatierten, von der NASA zur Verfügung gestellten Satellitenaufnahme.
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Der Preis für europäisches Erdgas ist nach dem US-Angriff auf den Iran bereits vor einer Entscheidung Teherans über die Straße von Hormus deutlich gestiegen. Zum Handelsauftakt sprang der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat bis auf 42,44 Euro je Megawattstunde (MWh) und damit auf den höchsten Stand seit Anfang April. Im frühen Handel gab der Preis aber wieder einen Teil der Gewinne ab. Die Notierung stand zuletzt bei 41,53 Euro. Das sind immer noch etwa anderthalb Prozent mehr als am Freitag.
China: Sicherheit und Stabilität im Nahen Osten müssen gewahrt werden
Angesichts einer möglichen Blockade der für die Schifffahrt wichtigen Straße von Hormus durch den Iran hat China unterdessen die Weltgemeinschaft aufgefordert, sich stärker für eine Deeskalation einzusetzen.
Die Volksrepublik rufe die internationale Gemeinschaft außerdem auf, zu verhindern, dass die regionale Instabilität größere Auswirkungen auf die Entwicklung der Weltwirtschaft habe, sagte Außenamtssprecher Guo Jiakun in Peking. Der Persische Golf und seine umliegenden Gewässer seien eine wichtige internationale Route für Güter und Energie. Sicherheit und Stabilität in der Region zu wahren, sei im Interesse der internationalen Gemeinschaft, so Guo.
Auch Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) forderte am Montag erneut die Rückkehr zur Diplomatie. „Wir brauchen eine Verhandlungslösung, sie ist dringender als je zuvor“, sagte Wadephul am Rande eines Treffens der EU-Außenministerinnen und -minister am Montag in Brüssel. (mit dpa/afp)